Alpine. vs. McLaren
Piastri-Fall wirft neue Fragen auf

GP Niederlande 2022

Obwohl der Vertrag von Oscar Piastri mit McLaren für gültig erklärt wurde, tauchen immer mehr Fragezeichen auf, wie es zu dem Chaos kam. Piastri informierte Alpine nach seinen Aussagen vor Fernando Alonsos Abgang.

Otmar Szafnauer - Alpine
Foto: Wilhelm

Der Fall Oscar Piastri wird wohl in die Formel-1-Geschichte eingehen. Nach dem Urteil des Contract Recognition Board am Freitag (2.9.) ist sein Vertrag mit McLaren für 2023 und 2024 gültig. Alpine hat damit den Kürzeren gezogen. Wer denkt, der Rummel um den Nachwuchsfahrer sei damit vorbei, liegt allerdings falsch. Stattdessen verwirren die Aussagen der Beteiligten nach der Urteilsfindung.

Piastri spricht offen

So äußerte sich Piastri gegenüber der offiziellen Formel-1-Website nun sehr angriffslustig gegenüber Alpine, für die er an diesem Wochenende noch im Simulator sitzt. Über seine Zukunft für den Rest der Saison wollen die Franzosen am Montag nach dem Rennen entscheiden.

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"Meine Entscheidung wurde lange vor (Alonsos Abgang) getroffen, was die Ankündigung von Alpine noch verwirrender und ärgerlicher machte, weil wir dem Team gesagt hatten, dass ich nicht weitermachen würde", sagte er. "Es war ziemlich ärgerlich, weil die Ankündigung falsch war und mir außerdem die Möglichkeit genommen wurde, mich von allen in Enstone zu verabschieden."

Oscar Piastri - Alpine - Formel 1 - 2022
xpb
Angeblich wusste Alpine über die Pläne von Piastri Bescheid.

Szene nach Simulator-Test

Es gab offenbar eine Szene, wo Teamchef Otmar Szafnauer seinem Schützling nach einem Simulator-Test mitteilte, dass man die Verpflichtung nun bekanntgebe. Dabei waren wohl auch noch andere Teammitglieder anwesend. Laut Szafnauer habe Piastri gelächelt und "Danke" gesagt.

Piastri erklärt das so: "Das war eine bizarre und offen gesagt erschütternde Situation. Es geschah öffentlich vor einigen Teammitgliedern, die nichts von der Situation wussten, und ich wollte vor ihnen keine Szene machen. Als wir unter vier Augen waren, erklärte ich Otmar unsere Position und das, was ihm zuvor schon mehrfach gesagt worden war. Es war für mich sehr überraschend, diese Ankündigung zu machen." Angeblich hat auch McLaren Alpine in Kenntnis gesetzt.

Was wusste Alpine?

"Es gab Gerüchte, aber wir haben erst viel später davon erfahren und erst beim CRB von dem genauen Datum der Vertragsschließung am 4. Juli gehört", sagte Szafnauer. "Wir sind davon ausgegangen, dass der Vertrag mit Oscar gültig ist." Die Vereinbarung stammte vom November 2021. Nach der Anhörung ging der Alpine-Teamchef davon aus, dass die Chancen 50:50 stehen. "Ich hätte beides akzeptiert", sagte er.

Bei Alpine muss man sich intern die Frage stellen, wo man falsch abgebogen ist. Denn am Ende steht man nun ohne Piastri und ohne Alonso da. "All das geht auf November letzten Jahres zurück. Es ist einfach, Leute zu beschuldigen, die nicht mehr hier sind und das ist nicht meine Art. Wir müssen nun analysieren, was passiert ist und in Zukunft anders machen."

McLaren selbstbewusst

Bei McLaren machte man sich keine Gedanken, dass man womöglich 2023 auf die Nachwuchshoffnung verzichten muss. "Für uns war es recht eindeutig", sagte Seidl. "Es gibt zwei Dinge, die du haben musst, wenn ein Fahrer für dich in der Formel 1 fährt. Das eine ist ein Vertrag und das andere die Registrierung beim Contract Recognition Board, was wir im Juli gemacht haben. Deshalb war das für uns klar."

Das galt nicht für alle im Fahrerlager. Viele beäugten die Sache äußerst kritisch und prophezeiten Piastri viel Druck in seinem Debütjahr, wo seine Person schon jetzt so viel Aufmerksamkeit auf sich zog. "Ich war etwas überrascht über die Kommentare einiger Leute, die kein Hintergrundwissen hatten, was wirklich passiert", sagte der McLaren-Teamchef. "Einige dieser Kommentare waren nicht fair und unangebracht. In so einer Situation gebe ich keine Kommentare ab, wenn ich nur die Sicht der einen Seite kenne."

Transparenz gegenüber Ricciardo?

Viele sahen ein Indiz dafür, dass nicht alles so eindeutig gewesen sein konnte, in der Tatsache, dass das CRB vier Tage benötigte, um zu einem Ergebnis zu kommen. "Das Board kommt nicht ständig zusammen. Das braucht wahrscheinlich alles seine Zeit", meinte Seidl. Neben dem Tohuwabohu um die Entscheidung des CRB stellten sich aber auch einige die Frage, wie offen die Kommunikation mit Daniel Ricciardo erfolgte.

Denn aus dem Urteil geht hervor, dass der Vertrag mit Piastri bereits am 4. Juli unterschrieben wurde – ein Tag nach dem britischen Grand Prix. Da war es etwas verwunderlich, dass Ricciardo noch am 13. Juli über seine Social-Media-Kanäle mitteilte, dass er sich McLaren bis Ende kommender Saison verpflichtet fühle und nicht vorzeitig Abschied nehmen wolle. "Was Daniel betrifft, haben wir das gesamte Jahr über einen offenen und transparenten Dialog gehabt. Deshalb gibt es da kein Thema", betonte Seidl.

Daniel Ricciardo - F1 - 2022
Wilhelm
Daniel Ricciardo kannte das genaue Datum der Vertragsschließung mit Piastri wohl nicht.

Ricciardo äußerte sich bei Sky am Freitagabend des GP Niederlande, dass er von dem Datum der Vertragsschließung zum ersten Mal gehört habe. Einzige Erklärung: McLaren hat Piastri möglicherweise nur einen Reservefahrer-Vertrag mit Aussicht auf einen Stammplatz angeboten, falls man sich mit Ricciardo über einen Abgang einigen könne.

Persönlichkeit spricht für Piastri

"Wir wollten Oscar aus zwei Gründen haben: Er hat sich als Rennfahrer mit seinen Erfolgen in der Formel 2 und Formel 3 bewiesen", sagte Seidl. "Außerdem passt seine Persönlichkeit perfekt zu uns. Er ist jung, voller Energie, ehrgeizig, hat das richtige Maß an Selbstbewusstsein, ist aber auch bescheiden und sich der Herausforderung bewusst, die auf ihn wartet."

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