Perez und Stroll als Sorgenkinder
Sicher noch 2024 in der Formel 1?

GP USA 2023

Sergio Perez und Lance Stroll durchleben die schwierigste Phase ihrer Laufbahn. Beide beteuern, noch Spaß am Rennfahren zu haben. Perez entgegnete vor dem GP USA einem wilden Gerücht, wonach er in Mexiko zurücktrete.

Sergio Perez - Red Bull - GP USA 2023 - Austin
Foto: xpb

Max Verstappen hat in 17 Rennen 433 Punkte gesammelt. Teamkollege Sergio Perez satte 209 Zähler weniger. Wie bei Red Bull herrscht auch bei Aston Martin ein akutes Ungleichgewicht. Fernando Alonso steht bei 183 Punkten. Lance Stroll bei 47. Wer so gegen den Stallrivalen abschmiert, der muss sich unangenehmen Fragen stellen. So wie Sergio Perez und Lance Stroll vor dem GP USA in Austin.

Zuerst Stroll. Immer wieder sieht sich der 24-jährige Kanadier Anschuldigungen konfrontiert, die ihm Lustlosigkeit vorwerfen. Stroll brenne nicht für seinen Job und die Formel 1. Da hilft es nicht gerade, wenn sich der Pilot auch noch daneben benimmt, wie nach der Qualifikation zum GP Katar, in der Aston Martins Nummer zwei zum wiederholten Mal an der Hürde zum Q2 scheiterte.

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Stroll warf erst das Lenkrad aus dem Cockpit und stieß in der Folge seinen persönlichen Physiotherapeuten von sich. Die FIA leitete eine Untersuchung ein. Stroll entschuldigte sich und kam mit einer Verwarnung davon. Bedauert der 24-Jährige sein Verhalten? Einsilbige Antwort: "Ja." Hat er noch Spaß an der Formel 1? Wieder nur ein Wort: "Ja." Und gibt es dazu noch mehr zu sagen? "Nein."

Alonso stützt seinen Teamkollegen: "Lance ist nicht so weit weg, wie es aussieht. Er ist oft bis auf eine Zehntel dran. Aber es will nicht so recht laufen für ihn. Dann ist es wie beim Fußball. Du verlierst zwei, drei Spiele und das setzt dich mehr unter Stress und du gerätst in eine Abwärtsspirale.

Lance Stroll - Aston Martin - GP USA 2023 - Austin
xpb

Aston-Martin-Pilot Lance Stroll sieht gegen Fernando Alonso kein Land.

Perez leidet am Kurveneingang

Stroll befindet sich im Vergleich zu Perez dennoch in einer luxuriösen Position. Sein Vater Lawrence besitzt den Aston-Martin-Rennstall. Vor diesem Hintergrund ist der Junior praktisch unkündbar. Er ist nur raus, wenn er selbst das Handtuch wirft. Perez hat zwar einen gültigen Vertrag mit Red Bull bis einschließlich 2024. Dennoch wird der Mexikaner immer wieder in Frage gestellt, weil er nach starkem Saisonstart und zwei Siegen nicht ansatzweise mehr mit Verstappen mithalten kann.

Im besten Auto des Feldes muss der Mann aus Guadalajara sogar um den zweiten Platz in der Fahrer-Weltmeisterschaft kämpfen. Er hat fünf Rennen vor Saisonende nur 30 Punkte Vorsprung auf Lewis Hamilton im unterlegenen Mercedes. Perez glaubt, dass neue Teile beim GP Spanien den Red Bull zwar verbessert haben, ihn selbst aber aus der Bahn warfen. Weil sich damit die Fahrcharakteristik des RB19 verändert. Das war Anfang Juni.

Ein Unfall in Monaco das Rennwochenende davor hatte bereits Selbstvertrauen gekostet. Ab Barcelona geriet Perez vollends in die Abwärtsspirale. Ein Rückbau ist ausgeschlossen. Der 33-Jährige muss sich schon selbst adaptieren und seinen Fahrstil anpassen. "Ich leide speziell am Kurveneingang." Das ist eine Herausforderung, die er in für sich unruhigen Zeiten meistern muss.

Sergio Perez - GP Katar 2023
xpb

Sergio Perez hat derzeit kein Vertrauen in den Red Bull. Das Heck ist ihm am Kurveneingang nicht stabil genug.

"100 Prozent im Red Bull"

Ein Gerücht, das bei einer Sponsoren-Veranstaltung in Mexiko aufkam und in den Sozialen Netzwerken verbreitet wurde, bringt Perez weiter in Erklärungsnot. Da hieß es, der gebeutelte Pilot werde bei seinem Heimspiel in Mexiko seinen Rücktritt aus der Formel 1 erklären. Eine Woche vor dem GP Mexiko jedoch dementiert Perez: "Ich befinde mich auf einem schwierigen Teilstück meiner Karriere. Es wäre das Einfachste, jetzt wegzurennen. Aber so bin ich nicht. Ich liebe die Herausforderung, mich aus dem Loch zu ziehen. Ich habe nicht den leisesten Zweifel, dass ich wieder auf mein altes Level komme. Deshalb denke ich nicht mal im Ansatz an Rücktritt", schildert er.

Perez glaubt, den Rückhalt bei Red Bull zu haben. "Ich bin 100 Prozent sicher, dass ich nächstes Jahr für das Team fahre. Weil ich einen gültigen Vertrag habe und ich das aus den Gesprächen mit der Teamführung ableiten kann." In der Tat soll ihm Teamchef Christian Horner bei einem Vieraugengespräch versichert haben, weiter auf ihn zu zählen. Er soll ihm den Rücken gestärkt haben.

Doch Perez muss eins klar sein: Er selbst hat es in der Hand, sollte sich steigern und WM-Zweiter werden. Das ist das Mindeste, was man im Über-Auto der Formel 1 erwarten kann. Wenn Lewis Hamilton oder Fernando Alonso ihn noch abfängen, würde das den Druck in der Öffentlichkeit nur weiter erhöhen. Und dann könnte es selbst der Teamleitung schwerfallen, noch Argumente für Perez zu finden.

Der aktuelle Kalender mit noch zwei verbleibenden Sprints bereitet dem Routinier Kopfzerbrechen. "Wenn dir Vertrauen ins Auto fehlt, brauchst du Fahrzeit. Die ist mit nur einem Training extrem begrenzt." Und trotzdem gibt sich Perez optimistisch, auch wenn ihm das äußerlich nicht unbedingt anzusehen ist. "Ich erwartete nicht, dass das hier mein letzter Vertrag in der Formel 1 ist. Ich will weiter fahren und bei Red Bull bleiben."