Williams FW46 am Limit
Geheimnis um neue Hinterachse

Der neue Williams FW46 für die Saison 2024 wird erst in letzter Minute fertig. Teamchef James Vowles kündigt ein spektakuläres neues Auto mit Allrounder-Qualitäten an. Ein großes Geheimnis wird noch um die Hinterradaufhängung gemacht.

James Vowles - Williams - F1 - 2024
Foto: Williams

Williams macht es wie Red Bull in den letzten beiden Jahren. Zuerst die Lackierung, dann das Auto. Der neue FW46 wird so spät fertig, dass es nicht einmal mehr zu einer Präsentation auf großer Bühne reicht. Das Auto wird direkt nach seiner Fertigstellung nach Bahrain geschickt und absolviert dort einen Tag vor Beginn der Wintertests seinen Filmtag.

Williams hatte während der Saison 2023 als erstes Team die Entwicklung an seinem Auto eingestellt. "Wir haben schon ab März am neuen Auto gearbeitet", bestätigt Teamchef James Vowles. Das letzte Upgrade kam beim GP England an den FW45. Dass der britische Rennstall trotz des Schmalspurprogramms noch Siebter wurde, war ein Geschenk der schwächelnden Konkurrenz. Und auch der Verdienst von Alexander Albon, dem Vowles Champion-Qualitäten attestiert.

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Williams nahm sich aus zwei Gründen viel Zeit für sein neues Auto. Erstens wurde das Chassis des FW46 mit neuen Technologien gebaut, was für den drittältesten Rennstall der Formel 1 angesichts der veralteten Werkzeuge ein Kraftakt war. Und zweitens haben die Aerodynamiker vom Konzept her einen völlig neuen Ansatz gewählt.

Williams - GP England 2023
Williams

Der letztjährige Williams war nur gut, wenn das Layout oder die Bedingungen gepasst haben.

Albons Mängelliste

Der alte Williams war ein Auto für bestimmte Strecken. Diesen Charakterzug trug er schon seit 2020 in sich. Nur dort, wo es einen hohen Anteil an Geraden gab oder wo man wie in Zandvoort exakt die richtige Fahrzeugabstimmung traf, konnte man aus eigener Kraft in die Punkteränge fahren. Albon zählt auf, was das 2023er Auto nicht konnte: "Es war unberechenbar auf der Bremse, in langsamen Ecken und in schnellen Kurven mit einem großen Radius. Das hat einen ganz speziellen Fahrstil verlangt."

Vowles gab seinen Ingenieuren den Auftrag einen Allrounder mit einem gutmütigeren Fahrverhalten zu bauen. Und tatsächlich scheint das gelungen zu sein. Albon spürte am Simulator sofort: "Das neue Auto fühlt sich völlig anders an. Ich musste dafür meinen Fahrstil neu anpassen." Der Thailänder glaubt, dass davon auch sein Teamkollege Logan Sargeant profitieren wird. "Weil das Auto berechenbarer ist."

Der Teamchef machte seiner Technikabteilung, die seit dem Herbst von Pat Fry geleitet wird, Mut: "Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich etwas trauen sollen. Wenn wir damit scheitern, dann nehme ich es auf meine Kappe. Wenn wir keinen neuen Weg einschlagen, dann bleiben wir dort, wo dieses Team die letzten zehn Jahre war. Wir dürfen mittelfristig mit einem siebten oder achten Platz nicht zufrieden sein. Deshalb sind wir überall volles Risiko gegangen."

Alex Albon & Logan Sargean - Williams - 2024
Williams

Die Fahrer hoffen, dass der FW46 etwas gutmütiger ist und nicht so viele Kompromisse beim Fahrstil verlangt.

Wechsel von Pullrod auf Pushrod?

Nach den Worten von Vowles wird der Williams FW46 eine andere Handschrift tragen als seine Vorgänger. Wenn einem doch das ein oder andere Detail bekannt vorkommt, weil es einem Red Bull ähnelt, dann nicht, weil man es plump kopiert hat. "Sollten wir hier und da zu einer Lösung gekommen sein, die an andere Autos erinnert, dann weil sie nach unseren Untersuchungen die beste ist. Früher haben wir Dinge einfach kopiert und danach versucht zu verstehen, wie sie funktionieren."

Ein großes Geheimnis wird um das Heck des Autos gemacht. An der Vorderachse bleibt der FW46 dem bewährten Pushrod-Konzept treu. "Was wir hinten machen, wollen wir noch nicht verraten", bedauert Vowles. Das liegt nicht nur daran, dass man Getriebe und Hinterachse von Mercedes bezieht und man dem Technikpartner nicht vorgreifen will.

Offenbar gibt es im Heck weitreichende Änderungen. Aus dem Bauch heraus würde man auf einen Umstieg vom Pullrod- zu Pushrod-Konzept tippen, wie es auch Red Bull, McLaren und Alpine verwenden. Doch vielleicht hat Mercedes ja auch etwas ganz Neues, wie zum Beispiel eine Kipphebellösung ausgegraben.

Williams FW46 - Formel 1 - Saison 2024
Williams

Beim großen Launch-Event in New York wurde das neue Auto noch nicht gezeigt. Das Geheimnis wird erst in Bahrain gelüftet.

Simulationen machen Hoffnung

Von den Daten und Simulationen her hat Williams ein gutes Gefühl. "Aber an diesem Auto ist so viel neu, dass wir die Erfahrung auf der Rennstrecke brauchen, um das zu verifizieren", bremst Vowles zu viel Euphorie.

Der 44-jährige Engländer will sich deshalb auch auf keine WM-Platzierung festlegen. Mehr als Platz 7 ist eigentlich noch nicht realistisch meint Vowles. Da muss noch mehr Aufbauarbeit betrieben werden: "Wir sind noch nicht gut genug, um den nächsten Sprung innerhalb eines Jahres hinzukriegen."

Alex Albon hegt da schon größere Ansprüche: "Ich würde mit dem Team gerne dahin, wo Alpine letztes Jahr war. Die lagen zwar nur eine Position vor uns in der Teamwertung, aber der Punkteabstand war ziemlich groß. Wenn wir vor ihnen landen würden, wäre das somit ein riesiger Schritt."