Vowles lüftet Geheimnis um Aufhängung
Deshalb fährt Williams alte Mercedes-Technik

Williams betritt mit dem FW46 Neuland. Nur bei der Hinterradaufhängung setzt man auf alte Technik von Mercedes. Teamchef James Vowles erklärt, warum man nicht die neueste Version des Partners nutzt.

Logan Sargeant - Williams - Formel 1 - Test - Bahrain - 22. Februar 2024
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Es ist eine große Aufgabe. Williams belegte zwischen 2018 und 2022 vier Mal den letzten Platz. Im vergangenen Jahr gab es das erste Lebenszeichen. Williams beendete die Meisterschaft auf Position sieben. Für den neuen Teamchef James Vowles ist das nicht genug. Der ehemalige Chefstratege von Mercedes hat sich zum Ziel gesetzt, Williams wieder in altem Glanz strahlen zu lassen. Und die Investoren geben ihm das Geld dazu.

Williams begann mit der Konstruktion des 2024er Autos früher als alle anderen. Schon im März 2023 wurde der Fokus auf den FW46 gelegt. Das alte Modell bekam sein letztes Upgrade beim GP England im Juli. Vowles riskierte sogar die beste WM-Platzierung der letzten fünf Jahre, um in dieser Saison mit einer besseren Basis zu starten.

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James Vowles - Williams - F1-Test Bahrain 2024
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James Vowles will mit Williams Schritt für Schritt nach vorne kommen.

Frühe Geburt, spätes Ende

Der Williams FW46 hatte nicht nur eine frühe Geburt. Er wurde auch als letztes aller Autos der 2024er Generation fertig. "Es ist ein völlig anderes Auto als der FW45 mit einer komplett anderen Charakteristik", erklärt Vowles und fühlte sich nach den drei Testtagen bestätigt: "Zum ersten Mal haben wir so etwas wie eine Balance. Wenn du mit dem alten Auto einen halben Meter zu spät gebremst hast, warst du verloren. Jetzt kannst du noch korrigieren."

Der neue Williams erinnert wie viele Autos im Feld an den letztjährigen Red Bull. "Wir haben nicht das Auto kopiert, sondern seine Prinzipien", wehrt Vowles ab. Das liegt auch daran, dass drei ehemalige Ingenieure des Meisterteams in Grove arbeiten, die natürlich Knowhow mitgebracht haben.

Dass Red Bull schon wieder den nächsten Schritt gewagt hat, ist für den Williams-Teamchef keine Überraschung. "Das, wonach alle anderen jetzt noch suchen, hat Red Bull schon abgehakt. Die konnten sich das ganze letzte Jahr um neue Projekte kümmern, und sie haben so gute Simulationswerkzeuge, dass sie sich darauf auch verlassen können."

Williams - F1-Test Bahrain 2024
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Die Fahrer haben bestätigt, dass sie für den neuen Williams FW46 ihren Fahrstil umstellen müssen.

Neue Hinterachse nur an zwei Teams

Aus diesem Grund hat Vowles im letzten Jahr so intensiv um Zugeständnisse bei den Kapitalinvestitionen gekämpft. Das beste Auto ist nichts wert, wenn die Infrastruktur nicht stimmt. "Wir haben nicht so viel Geld bekommen, wie wir gebraucht hätten, aber wenigstens 20 Millionen Dollar mehr als vorher erlaubt waren. Damit können wir arbeiten."

Bei Getriebe und Hinterradaufhängung ist Williams noch von Mercedes abhängig. Doch zu aller Überraschung hat der neue FW46 nicht die 2024er Pushrod-Aufhängung an Bord, sondern das alte 2023er Modell, das noch mit Zugstreben arbeitet. Das hat drei Gründe. Erstens kann Mercedes aus Kapazitätsgründen nur zwei Teams mit dem neuen System ausrüsten. Einer von Aston Martin oder Williams hätte also in die Röhre schauen müssen. Das alte Modell spart Williams außerdem eine Million Dollar.

Doch ums Geld geht es nicht. Für Vowles war der Verbleib bei der alten Aufhängung eine technische Frage. "Ich muss abwägen, wie viel Rundenzeit ich mit der neuen Aufhängung gewinne im Vergleich dazu, dass ich mich schnell für die alte entscheide und dafür vier Monate früher mit der Entwicklung des Autos beginnen kann." Die Rechnung ergab, dass mehr Entwicklungszeit für die Aerodynamik doppelt so viel Zeitgewinn brachte. "Wir waren mit unserer Heckpartie schon letztes Jahr im April im Windkanal", verrät Vowles.