Gebrauchtwagen Kompaktklasse
Zehn Alternativen zum VW Golf

Wer einen gebrauchen Kompaktwagen sucht, der kommt am Klassenprimus VW Golf kaum vorbei. Dabei gibt es durchaus andere interessante Modelle. Wir werfen einen Blick auf zehn Golf-Alternativen.

VW Golf
Foto: Beate Jeske

Wer hierzulande in eine Imbissbude geht, kommt wahrscheinlich mit einer Currywurst wieder heraus. Sucht man nach einem Auto in der Kompaktklasse, fährt man am Ende häufig mit einem Golf nach Hause.

Der Golf: Seit 1974 wird er – mittlerweile in der sechsten Generation – angeboten, zum Jahresende folgt bereits die siebte. Keine Experimente, da weiß man, was man hat. Das zeigen auch die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA). Im vergangenen Jahr waren knapp vier Millionen VW Golf auf deutschen Straßen unterwegs, aber nur etwa 300.000 BMW 1er, vom Hyundai i30 sogar nur gut 70.000.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Skoda Octavia mit Golf auf Augenhöhe

Erfolgstypen haben ihren Preis, auch als Gebrauchte: Mit dem attraktiven 1.4 TSI-Motor (122 PS) gibt es drei Jahre alte Golf VI ab rund 12.000 Euro, für den laufruhigen und sparsamen Zweiliter-Diesel mit 140 PS muss man etwa 2.000 Euro mehr auf den Tisch legen. Aber muss es wirklich immer ein Golf sein? Die gleiche verlässliche Technik steckt auch im Skoda Octavia, der neben der angenehmen Federung und standfesten Bremsen besonders mit seinem üppigen Kofferraum punktet. Preislich gesehen liegen beide als Gebrauchte auf Augenhöhe, obwohl der Octavia als Neuwagen deutlich günstiger, im Unterhalt jedoch etwas teurer ist. Bei der Dekra-Mängelliste rangiert er in allen Baugruppen weit über dem Klassendurchschnitt und vergrößert diesen Vorsprung sogar mit höherer Laufleistung.

Mit rund 14.000 Euro für vergleichbare Exemplare liegt der BMW 1er leicht über dem Golf-Preisniveau und bietet als Spezialität in dieser Klasse Hinterradantrieb sowie längs eingebaute Motoren bis hin zum Sechszylinder. Am verbreitetsten sind aber die kräftigen und sparsamen Dieselversionen 118d und 120d. Die im Innenraum verwendeten Materialien wirken nicht hochwertig, dafür erfüllt der BMW 1er in puncto Zuverlässigkeit die Erwartungen an eine Premiummarke.

Hohe Werkstattkosten bei Mercedes A-Klasse

Dies gilt auch für die zu ähnlichen Tarifen gehandelte Mercedes A-Klasse, solange es sich um Exemplare der zweiten Generation handelt (ab Mitte 2004). Im Dekra-Mängelreport sowie beim auto motor und sport-Dauertest schnitt der vanartige Kompakte gleichermaßen gut ab, und auf relativ geringer Grundfläche bekommt man ein geräumiges, variables Interieur, eine hohe Sitzposition sowie gute Rundumsicht. Allerdings fallen die Werkstattkosten recht hoch aus, und die kurzen Service-Intervalle gehen zusätzlich ins Geld.

Eine konventionelle Alternative aus dem fernen Osten kommt von Kia. Der Cee’d ist bereits für knapp unter 10.000 Euro zu haben, Modelle mit Dieselmotor ab 12.800 Euro. Seit 2010 gibt es sieben Jahre Garantie auf das ganze Auto, die auch beim Weiterverkauf erhalten bleibt. Trotz seines günstigen Preises bringt der Kia eine recht umfangreiche Serienausstattung mit, und auch im Dekra-Mängelreport schneidet er überdurchschnittlich gut ab.

Günstiger in der Anschaffung ist der technisch verwandte Konzernbruder Hyundai i30. Drei Jahre alte Benziner-Modelle starten bei rund 9.000 Euro, während der Diesel angesichts des knappen Angebots sogar über Golf-Niveau gehandelt wird. Wer sich für den Koreaner entscheidet, sollte auf die Serienausstattung achten. Bei den häufig angebotenen Re-Importen fehlt nämlich ESP sowie die im April 2010 eingeführte Fünf-Jahres-Garantie inklusive Wartungskostenübernahme.

Toyota Prius mindestens 15.000 Euro

Eine Sonderstellung über diese Klasse hinaus nimmt der Toyota Prius ein, mit dem erstmals ein Hybridauto in Großserie ging. Da sich sein geringer Verbrauch und das problemlose Zusammenspiel von Benzin- und Elektromotor schnell herumsprachen, werden für das vergleichsweise seltene Ecomobil auch gebraucht stattliche Preise gezahlt: Selbst ein drei Jahre alter Prius kostet mindestens 15.000 Euro, ist aber gut ausgestattet und erstaunlich geräumig.

Letzteres kann man vom grundsätzlich zweitürigen Volvo C30 nicht behaupten, denn er versteht sich eher als individuelles Coupé für zwei – mit notdürftigen Sitzen hinten und gerade mal 251 Liter Kofferraumvolumen. Anschaffung und laufende Kosten bewegen sich auf Golf-Niveau, technisch ist er mit dem Ford Focus verwandt und bietet in Bezug auf Qualität, Sicherheit und Ausstattung den gehobenen Volvo-Standard.

Nissan Qashqai bietet viel Platz

Wenn es innen weniger intim als geräumig sein soll, bietet sich der Nissan Qashqai mit seiner dezenten Offroad-Optik an. Das Crossover-Modell hat rund 100 Liter mehr Ladevolumen als der Golf, verursacht aber selbst ohne den optionalen Allradantrieb höhere Unterhaltskosten. Inzwischen sind auch der längere Siebensitzer +2 sowie Exemplare mit dem großen Panoramaglasdach in ausreichender Zahl auf dem Gebrauchtmarkt zu finden.

Der Subaru Impreza hat sich zwar vor allem mit zahlreichen Rallyesiegen einen Namen gemacht, wird aber meist mit den zahmeren Boxermotoren verkauft. Außer dem Basis-Benziner verfügen alle Varianten über Allradantrieb. Wegen des geringen Angebots werden sie jedoch fast so hoch gehandelt wie der Golf, die Diesel-Modelle erreichen sogar rund 20.000 Euro.

Noch seltener auf dem Gebrauchtmarkt zu finden ist der Dodge Caliber, der neben ein paar pfiffigen Details, ordentlich Platz und einer langen Garantie auch mit einer Art Playmobil-Interieur aufwartet. Bei so viel tristem Hartplastik-Fastfood ist die gute alte Currywurst vielleicht doch die schmackhaftere Alternative.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten