Rückruf VW Golf 8
Nach eCall-Problemen wieder lieferbar

Der eCall/Notruf-Assistent machte Probleme: Der VW-Konzern musste alle Kompakten auf Golf-Basis zurückrufen. Jetzt sind die Probleme behoben, der neue Golf ist wieder lieferbar.

Lieferstopp VW Golf, Seat Leon, Skoda Octavia, Audi A3
Foto: auto-motor-und-sport.de

Am 15. Mai 2020 teilte Volkswagen mit, man habe "im Rahmen von internen Untersuchungen festgestellt, dass es bei einzelnen Fahrzeugen des Modells Golf 8 zu einer nicht verlässlichen Datenübertragung der Software am Steuergerät der Online-Connectivity-Unit (OCU3) kommen kann. Infolgedessen kann die vollumfängliche Funktion des eCall/Notruf-Assistenten nicht gewährleistet werden". In Wolfsburg rechnete man damit, dass die Fehlerbehebung bis mindestens Mitte Juni dauern könnte. Jetzt ist des den Ingenieuren allerdings deutlich früher gelungen, das Problem zu beheben – der Golf 8 ist wieder lieferbar. Grund für den Lieferstopp war laut VW eine nicht verlässliche Datenverbindung am Steuergerät des eCall-Systems. Seit dem 31. März 2018 ist in der Europäischen Union das automatische Notrufsystem eCall (emergency call) für alle Neuwagen vorgeschrieben.

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eCall-Probleme bei Kompakten aus dem VW-Konzern

Da neue Modelle laut EU-Verordnung über eine entsprechende Notrufeinrichtung verfügen müssen, entsprach der Golf 8 daher nicht mehr den Zulassungsbestimmungen. Deswegen musste "Volkswagen unverzüglich (14.05.2020) einen Auslieferungsstopp für den Golf 8 erlassen".

VW Golf 8, Cockpit, Infotainment, Bedienkonzept
Dino Eisele
SOS-Taste möglicherweise ohne Funktion: Weil die so genannte eCall-Funktion ausfallen kann, muss VW den Golf 8 zurückrufen.

Im Austausch mit den zuständigen Behörden prüfte man das weitere Vorgehen zu den betroffenen Fahrzeugen – "insbesondere steht eine Entscheidung zu einem Rückruf und einer Abhilfemaßnahme per Softwareupdate durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) in den nächsten Tagen an".

VW Golf GTE
VW
Das Cockpit des neuen Golf 8 ist volldigital, das Betriebssystem dahinter brandneu.

Probleme auch für Seat, Skoda und Audi

Das Problem: Weil alle neuen Kompakten im VW-Konzern die Golf-Plattform nutzen, haben auch Audi A3, Skoda Octavia und der Seat Leon ähnliche Schwierigkeiten mit dem eCall-System. Bei Skoda und Seat ist der Auslieferungsstopp bereits umgesetzt, das haben die Unternehmen auf Nachfrage bestätigt. "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung und werden schnellst möglich über die nächsten Schritte informieren!", so ein Unternehmenssprecher von Skoda. Die Produktion läuft aber bei allen Marken im Moment weiter. Die gebauten Neufahrzeuge werden bis zum entsprechenden Software-Update und ihrer Auslieferung beim Hersteller gelagert.

Offizieller Rückruf wohl eventuell nächste Woche

Hintergrund: VW braucht die Kontaktdaten aller aktuellen Halter aller Golf 8. Zwar kennt der Hersteller die Erstkunden, aber über Halterwechsel hat er keine Kenntnis. Um die Daten vom KBA zu erhalten, braucht VW eine Genehmigung des geplanten Rückrufes und dafür wiederum muss der Hersteller die technischen Maßnahmen erläutern. Im vorliegenden Fall hat VW bereits begonnen, eine korrigierte Software zu schreiben, die den Fehler behebt. Das dieser Teil der Software sicherheitsrelevant ist, wird er nicht als Over-the-Air-Update aufgespielt, sondern muss über den On-Board-Diagnose-Stecker ins Fahrzeug gelangen. Dazu muss der Kunde zwar in die Werkstatt, wird aber dort auf das Update warten können.

Die neue Generation des VW Golf startete im Dezember 2019, ist aber bislang weder in den USA noch in China auf dem Markt, sondern nur in Europa. Auch hier verkauft VW GTI, GTE, GTD und eGolf noch als 7er-Modelle. Das gesamte Produktionsvolumen der rund sechs Monate konnte VW noch nicht beziffern, fünfstellig dürfte es aber allemal sein.

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Fazit

VW und die Software. Der Konzern steckt mitten in einem gewaltigen Digitalisierungsprozess, entsprechend viel Druck liegt auf der Software-Entwicklung. Dass es dabei auch Fehler passieren, ist nachvollziehbar. Ärgerlich, dass in diesem Fall sicherheitsrelevanten Funktionen betroffen sind, die für alle Kompakten des Konzerns relevant sind. Solche Probleme kann sich VW in der aktuellen Krise eigentlich überhaupt nicht gebrauchen.

Zum Glück ist der Fehler in der Qualitätssicherung des Herstellers aufgefallen, den eCall braucht man zwar nicht alle Tage, aber wenn der Notruf dann nicht funktioniert, ist es um so schlimmer. Das es den Ingenieuren gelungen ist, das Problem eher zu lösen als zunächst prognostiziert, ist eine gute Nachricht für VW und seine Kunden.