Mercedes C 300 im Test
Oberklasse im Mittelklasse-Format

Wer im automobilen Leben nach Verlässlichkeit strebt, der ist bei einer Mercedes C-Klasse sicherlich nicht ganz falsch aufgehoben. Wer allerdings aus nostalgischer Erinnerung heraus diese Mittelklasse-Limousine Richtung behäbiger Gemütlichkeit verortet, liegt völlig falsch: Der C 300 glänzt gleichermaßen mit Komfort und Agilität.

Mercedes C 300, Exterieur
Foto: www.achim-hartmann.com

Natürlich bietet die C-Klasse das echte Benz-Gefühl – wäre ja noch schöner, wenn nicht. Doch das echte Benz-Gefühl hat sich über die Jahrzehnte eben stark gewandelt. Geblieben ist der Sinnesreiz der Solidität. Der Eindruck, hinter dem besternten Lenkrad angekommen zu sein. Und auch die Erkenntnis, dass man sich mit diesem Mercedes etwas leisten kann, ohne dabei protzig zu wirken.

Markentypischer Komfort

Geblieben ist der markentypische Komfort, der sich nicht nur durch ein integres Federungsverhalten, sondern auch durch eine effektive Geräuschdämmung auszeichnet. Sanft und geschmeidig gleitet der luftgefederte Testwagen dahin, deckt den Mantel des Schweigens über die meisten Unstimmigkeiten in der Fahrbahndecke, nimmt sie selbst im Sport-Modus noch äußerst großzügig in sich auf. Das alles entspricht einem Großmut, den man sonst nur in der Oberklasse antrifft.

Unsere Highlights

Hohe Kurvenkompetenz

Soweit so klischeehaft. Doch das gleiche Fahrwerk fegt mir nichts, dir nichts durch die Kurven, zeigt sich auch hier geschmeidig, schmiegt sich an die Linie. Und nimmt sie mit aus dem Ärmel geschüttelter Selbstverständlichkeit für sich in Anspruch. Selten war man so unangestrengt so schnell unterwegs. Die Kurvenkompetenz liegt dabei etwa auf dem Niveau eines BMW Dreiers, ohne dass der C 300 viel Aufhebens um sein Können machen würde: Der Mercedes lenkt präzise, direkt und souverän, gibt seinem Fahrer das Gefühl, jederzeit Herr der Lage zu sein. Beruhigend.

Mercedes C 300, Exterieur
Achim Hartmann
Wer aus nostalgischer Erinnerung heraus diese Mittelklasse-Limousine Richtung behäbiger Gemütlichkeit verortet, liegt völlig falsch: Der C 300 glänzt gleichermaßen mit Komfort und Agilität.

Eilfertige Neungangschaltung

Ähnlich wie die Lenkung arbeitet die Neungang-Wandlerautomatik. Sie hält praktisch immer den Gang der Wahl in petto, stellt ihn eilfertig, aber nie hektisch zur Verfügung. Nur ab und an macht sie mit einem dezenten Stüberer auf ihre geflissentliche Arbeit aufmerksam. Dass der Automat im C 300 nur mit einem vergleichsweise kleinvolumigen Triebwerk (Zweiliter-Benziner) zusammenarbeitet, lässt er sich nicht negativ anmerken, setzt vielmehr das dank Turboaufladung früh anliegende Drehmoment schubbringend ein. Dennoch blüht der Zweiliter erst richtig bei höheren Drehzahlen auf – dann wuchtet er die C-Klasse machtvoll vorwärts. Wobei wuchten nach schwerem Wagen klingt, was missverständlich wäre; der C 300 bringt lediglich 1.580 Kilogramm auf die Waage und darf 555 Kilogramm in sich aufnehmen. Ein BMW Dreier ist schwerer und schultert weniger.

Sattes Drehmoment

Reichlich Leistung (258 PS), sattes Drehmoment (370 Nm) sowie eine fix schaltende Automatik summieren sich auf einen Null-bis-100-km/h-Sprint von 5,9 Sekunden. Beeindruckend, zumal sich der begabte Sprinter nicht unmäßig beim Sprit bedient; im Testdurchschnitt kommt der C300 mit 8,6 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer aus und erzielt damit eine Reichweite von 767 Kilometern. Vor allem auf Fernstraßen macht der Mercedes unaufgeregt Kilometer. Wer das Fahrassistenz-Paket Plus konfiguriert hat, aktiviert über Lenkradtasten den Abstandstempomat und lässt die C-Klasse auf Wunsch alleine die Spur wechseln – Antippen des Blinkers genügt. Davon abgesehen lässt sich der Sprachassistent gut mit Aufgaben betrauen, etwa mit der Steuerung der Sitzheizung, erreicht dabei aber noch nicht die Einfühlungsgabe der A-Klasse.

Wellness-Funktionen

Die Menüs des Infotainmentsystems lassen sich per daumengesteuerter Lenkradtasten durchkämmen – gewöhnungsbedürftig, aber nicht unpraktisch. Nach anfänglicher Fummelei geht es mit den berührungssensitiven Blackberry-inspirierten Tasten ablenkungsfreier als über (den bei Kunden unverständlicherweise äußerst beliebten) Touchscreen-Lösungen. Zu den vielen Extras, aus welchen der Interessent beim Konfigurieren am heimischen Rechner wählen kann, zählt die so genannten Energizing-Funktionen. Sie kombiniert die Steuerung von Klimaanlage, Ambientelicht, Musikauswahl und Massagefunktion der Sitze – je nach vorgewähltem Wellnessprogrammen. Wobei wir wieder beim Thema Komfort wären und damit doch wieder auf einem Klischee herumreiten, das der Marke Mercedes anhaftet – übrigens völlig zurecht. Denn gekonnter dürfte ihn in dieser Klasse derzeit kein Konkurrent darbieten.

Vor- und Nachteile
hervorragender Federungskomfort
sehr gute Verarbeitungsqualität
kompetente Agilität
druckvoller Turbo-Vierzylinder
harmonischer Wandlerautomat
magere Serienausstattung
hohe Optionspreise
Multimedia-Angebot lückenhaft

Fazit

Die facegeliftete Mercedes C-Klasse schafft eine einzigartige Balance zwischen oberklassigem Fahrkomfort und kompetenter Sportlichkeit – an dieser in sich ruhenden Souveränität beißen sich ihre Konkurrenten derzeit die Zähne aus. Die Verarbeitung ist hochwertig und die Auswahl an Assistenzsystemen reichlich. Nur bei den Multimedia-Angeboten sind andere (auch Mercedes-Modelle) weiter.

Technische Daten
Mercedes C 300 Avantgarde
Grundpreis43.982 €
Außenmaße4686 x 1810 x 1442 mm
Kofferraumvolumen480 l
Hubraum / Motor1991 cm³ / 4-Zylinder
Leistung190 kW / 258 PS bei 5800 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
0-100 km/h5,9 s
Verbrauch6,5 l/100 km
Testverbrauch8,6 l/100 km