Analyse der Le Mans-Vorbereitung
Epische Schlacht zwischen Audi und Peugeot

Die Diesel-LMP1-Projektile von Peugeot und Audi sind in diesem Jahr beim Speed nahezu ebenbürtig. Die Vorbereitungsrennen versprechen eine epische Schlacht zwischen den beiden Werksteams. Kleinigkeiten werden beim Kampf um die Le Mans-Krone den Ausschlag geben.

Audi und Peugeot beim 1.000 km-Rennen in Spa
Foto: xpb

"Wir wollen die Trophäe wieder zurückholen - aber Peugeot wird sie nicht freiwillig herausrücken." Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich hat ziemlich exakte Vorstellungen davon, was ihm und seinen Mannen in diesem Jahr beim 24h-Rennen in Le Mans blüht. "Das wird heftig, keine Frage."

Während Peugeot in den vergangenen Jahren immer das schnellere Auto hatte, scheinen die Vorzeichen für 2010 eher darauf hinzudeuten, dass Audi mit dem stark überarbeiteten R15 TDI Plus beim rohen Speed im direkten Windschatten der geschlossenen Peugeot-Projektile liegen könnte. Damit dürfen sich die Fans auf eine epische Rennschlacht um den Gesamtsieg einstellen, die sich über die volle Distanz von 24 Stunden hinziehen könnte.

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Audi vs. Peugeot: Nur ein direktes Aufeinandertreffen

Die Aussage muss allerdings postwendend relativiert werden, denn der französische Emporkömmling und der deutsche Le Mans-König gingen sich bei der Vorbereitung geflissentlich aus dem Weg: Peugeot siegte in Sebring, Audi beim LMS-Rennen in Paul Ricard - jeweils ohne Referenzwerte vom Gegner.

Nur beim 1.000-Kilometer-Rennen in Spa prallten die LMP1-Sumoringer aufeinander, doch die Deutung der Resultate und ihre Übersetzung auf Le Mans ist knifflig, weil Audi im Le Mans-Spec antrat, also mit wenig Abtrieb, während Peugeot mit hohem Abtriebsniveau in die Ardennen reiste.

Audi blieb übrigens gar nichts anderes übrig, als mit dem Le Mans-Paket zu fahren - denn noch gibt es keine Flügelspezifikation für viel Abtrieb. Trotzdem lieferten das Zeittraining sowie das Rennen in Spa Anhaltspunkte dafür, dass Audi mit dem R15 Plus die Performancelücke zu Peugeot reduziert hat.

Audi legt beim Top-Speed zu

Ein guter Top-Speed ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Le Mans-Attacke - und in Spa führte Audi die entsprechende Liste mit 313 km/h an. "Der Top-Speed des 908 lag im Rennen zirka 4 bis 5 km/h niedriger", gab Peugeot-Technikdirektor Bruno Famin zu. Eingedenk der Tatsache, dass Audi mit dem R15 TDI 2009 in Le Mans deutlich langsamer auf den Geraden war als Peugeot, ist das als erfreuliches Zwischenfazit zu werten.

Beim ersten LMS-Rennen in Paul Ricard führte Audi die Top-Speed-Liste ebenfalls mit 331 km/h an, 6 Stundenkilometer schneller als der privat eingesetzte Peugeot 908 des Oreca-Teams. Die Analyse der Sektorzeiten im Rennen ergab: Im ersten Sektor waren Audi und Peugeot gleichwertig, im zweiten, kurvenreichen Abschnitt markierten die drei Peugeot-Werkswagen die Bestzeiten, während Audi im letzten Segment inklusive der Highspeedpassage bei Blanchimont mit allen drei Werkswagen an der Spitze lag.

Peugeot ist gewarnt

Im Peugeot-Camp war man erstaunt, wie nah Audi an den an den Top-Zeiten der Franzosen dran war. "Nach unseren Daten entspricht ein Aero-Setup mit wenig Abtrieb in Spa einem Rundenzeitennachteil von 0,8 Sekunden", erklärt Bruno Famin. Die beste Rennrunde von Peugeot-Pilot Franck Montagny lag bei 1.59,797 Minuten, Audi-Star Allan McNish schaffte 2.00,833 Minuten. Zieht man die acht Zehntelsekunden ab, die Famin als Differenz für das Aero-Setup kalkuliert, ergibt sich eine theoretische Nettodifferenz von 0,2 Sekunden auf dem sieben Kilometer langen Kurs in Spa. Für die doppelt so lange Strecke in Le Mans entspräche das zirka vier Zehntelsekunden.

In der Tat hoffen Vertreter von Audi Sport, dass sie in Le Mans "weniger als eine halbe Sekunde pro Runde" auf Peugeot verlieren werden. Im vergangenen Jahr lag die Rundenzeitendifferenz im Rennen bei phasenweise über drei Sekunden pro Runde - womit das Gefecht de facto bei Halbzeit entschieden war. Nach dem gegenwärtigen Stand ist davon auszugehen, dass sich dieses Szenario 2010 nicht wiederholen wird.

"Wir haben in diesem Jahr ein Auto, mit dem wir um den Sieg kämpfen können", glaubt Allan McNish. "Das Fazit ist absolut ermutigend." Spa bestätigte die zuvor intern ermittelten Vergleichswerte zwischen R15 und R15 Plus: Der Neuwagen war in Ricard 1,5 Sekunden schneller als sein Vorgänger.

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