DTM Assen 2020
Zwei Premierensieger in Holland

In Assen überraschte die DTM mit zwei Premierensiegen. Am Samstag setzte sich Robin Frijns gegen seine Audi-Teamkollegen durch. Auch am Sonntag gab es mit BMW-Fahrer Sheldon van der Linde ein neues Gesicht auf dem Siegerpodest.

Sheldon van der Linde - DTM Assen 2020
Foto: DTM

Zuerst zwei gute Nachrichten: Beim vierten DTM-Rennwochenende der Saison in Holland durften erstmals wieder Zuschauer an die Strecke. Die paar tausend Fans hatten keine Mühe, auf den riesigen Tribünen die geforderten Sicherheitsabstände einzuhalten.

Und jetzt die zweite gute Nachricht: Die DTM ist wieder unberechenbar. Gut, der erste DTM-Sieg für Robin Frijns im Audi von Abt-Motorsport war mehr oder minder nur eine Frage der Zeit. Aber wer hätte darauf gewettet, dass Sheldon van der Linde sein erstes DTM-Rennen gewinnt? Ein 21-Jähriger in einem bisher nicht konkurrenzfähigen BMW?

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Nach dem Qualifying zum Sonntags-Rennen schien ein Sieg von Sheldon van der Linde ebenso unwahrscheinlich ein Sechser im Lotto. Der Südafrikaner startete nur als 14. Und was macht man in solch einer Situation, wo man nichts zu verlieren hat, aber die vage Hoffnung hegt, vielleicht alles zu gewinnen? Speziell, wenn es auch noch regnet.

Taktik-Poker bringt Van der Linde den Sieg

Darauf kann es nur eine Antwort geben: Man erledigt den Pflichtboxenstopp extrem früh, in der Hoffnung, die Gegner mit einem Undercut zu überrumpeln. In der DTM ist der Boxenfunk bekanntlich seit Jahren verboten, und so tappen die Fahrer taktisch weitgehend im Dunklen. Umso größer ist das Überraschungsmoment.

Van der Linde ließ die Besohlung schon nach neun Runden wechseln. "Ich hatte keine Ahnung, was Sheldon da so treibt", räumte Markenkollege Timo Glock ein, der seinerseits eine spektakuläre Aufholjagd zeigte.

Die Verzweiflungstaktik zahlte sich aus für Van der Linde. Er fuhr meist zwei Sekunden schneller als die Spitze, deren Reifen rapide abbauten. "Ich habe erst ziemlich spät kapiert, dass ich eine Siegchance habe", erzählte der Südafrikaner nach seiner beherzten und fehlerfreien Fahrt.

Die Dramaturgie wurde auf die Spitze getrieben, als das Rennen nach dem herzhaften Einschlag von Fabio Scherers Audi in die Reifenstapel unterbrochen wurde. Der Schweizer hatte bei feuchter Strecke auf Slicks gesetzt – eine zu optimistische Einschätzung.

Robin Frijns - DTM Assen 2020
DTM
Am Samstag hatte noch Audi das Geschehen auf trockener Strecke dominiert.

BMW und Audi teilen die Siege

Nach zehn Minuten Pause wurde zum Schlussspurt geblasen. Sechs Minuten plus eine Runde standen noch auf dem Programm, und der führende Van der Linde kam ins Schwitzen. "Ich hatte neue Reifen drauf und wusste nicht recht, ob ich sie schnell genug ins Arbeitsfenster bringen kann."

In den finalen vier Runden aber zeigte sich der Youngster genauso abgebrüht wie wenige Stunden später Pierre Gasly bei seinem Formel 1-Sensationssieg in Monza. Die von Frijns und Tabellenführer Nico Müller angeführte Audi-Meute vermochte es nicht, den Südafrikaner in Verlegenheit zu bringen, zumal der Einsatz von DRS und Push-to-Pass (+ 60 PS) vom Rennleiter mit Verweis auf das Sauwetter untersagt wurde.

In Assen zeigte sich erneut, dass Regen der Spannungsmacher Nummer eins im Motorsport ist. Doch leider regnet es nicht immer und so gilt es, sich auch den weniger erbaulichen Nachrichten zuzuwenden. Am Samstag, auf trockener Piste, dominierte Audi pickelhart.

Seit Saisonbeginn sind die BMW sind zwar im Schnitt nur eine Zehntelsekunde pro Kilometer zu langsam. Aber in diesem Profifeld ist auch dies viel zu viel. Es macht den Unterschied zwischen Platz eins und Platz sechs aus.

Am Samstag gewann der Niederländer Robin Frijns zum ersten Mal in der DTM, eskortiert von seinen Vier-Ringe-Kollegen Loic Duval, Nico Müller, Mike Rockenfeller und René Rast. Ein Audi-Markenpokal. Aber im Unterschied zu früheren Jahren verzichtet die Teamleitung in diesem Jahr (bisher?) auf Stallregie.