DTM Nürburgring 2019
Zweiter Meistertitel für René Rast

René Rast gewann zum zweiten Mal nach 2017 den Titel. Auf dem Nürburgring holte der Audi-Fahrer 45 von 56 möglichen Punkten. Bei BMW hing nach einem Unfall der Haussegen schief.

Rene Rast - Audi - DTM - Nürburgring 2019
Foto: Wilhelm

Mit staatsmännischem Lächeln nahm Audi-Sportchef Dieter Gass die Honneurs entgegen. Nach dem Titel in der Herstellerwertung, der bereits vor drei Wochen auf dem Lausitzring sichergestellt wurde, ging die Audi-Party am Nürburgring weiter. René Rast krönte sich vorzeitig zum Champion. Besonders überraschend war dies nicht, denn Marco Wittmann, der in dieser Saison mit weitem Abstand beste und beständigste Fahrer aus dem BMW-Lager, war mit einer noch theoretischen Minimalchance in die Eifel gekommen.

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Wittmann kämpft mit stumpfen Waffen

Unverzagt kämpfend schaffte Wittmann am Samstag von Startplatz elf aus zwar noch Rang drei. Doch dies war zu wenig, weil Rast seinen sechsten Saisonsieg einfuhr. Theoretisch hätte BMW einen Platztausch zwischen dem Zweitplatzierten Bruno Spengler und Wittmann anordnen können, um so dem Meisterschafts-Aspiranten zu drei zusätzlichen Punkten zu verhelfen.

Doch Boxenfunk ist in der DTM bekanntlich seit zwei Jahren verboten, und auch die Kommunikation durch Boxentafeln ist extrem beschränkt. Sie dürfen nur dazu verwendet werden, einen Fahrer zum Reifenwechsel zu rufen. Und so kam es, dass der ahnungslose Spengler seinem Kollegen Wittmann kein Geschenk machte.

Augen- und (vor allem) Ohrenzeugen berichteten, dass Marco Wittmanns Vater darüber – gelinde gesagt – sehr unglücklich war. Herbert Wittmann machte seinem Unmut in der BMW-Box so lautstark Luft, dass ihn das Team sogar bat, die Arbeitsstätte zu verlassen.

Start - DTM - Nürburgring 2019
Wilhelm
Nico Müller (Mitte) legte am Samstag im ersten Rennen einen Frühstart hin.

Frühstart von Müller

Am Samstag-Nachmittag war also klar: Wittmann ist raus aus dem Rennen um den Titel. Aber auch Rasts Audi-Markenkollege Nico Müller musste einen derben Rückschlag verkraften. Der Schweizer leistete sich einen Frühstart, was sofort mit einer Durchfahrtstrafe geahndet wurde. „Die Ampel war extrem lange rot. und da kann es schon mal passieren, dass die Kupplung zumacht“, entschuldigte der Pilot.

Ein DTM-Auto fährt dann quasi von alleine los, ohne dass der Fahrer dies wünscht. „Man kann da natürlich die Kupplung ganz durchtreten“, erklärte Müller. „Aber dann reichen sie dich auch ganz ans Ende des Feldes zurück.“ Ein bisschen haderte Müller mit seinem Los. „Ich habe ganz früh meinen Boxenstopp erledigt und dann gehofft, dass das Safety Car herauskommt. Aber wenn ich es mal brauche, kommt’s nicht.“

Während Müller ohne Punkte blieb, fuhr Rast reiche Beute ein. ITR-Chef Gerhard Berger staunte erneut über die starke Performance des Spätberufenen, der sein halbes Berufsleben in Porsche-Markenpokalen verbrachte und der erst vor drei Jahren als Notnagel zu Audi stieß. „René ist mental stark“, sagte der DTM-Promoter. „Er macht keine Fehler. Wenn er jünger wäre, würde ich ihn sogar als Kandidaten für ein Formel-1-Cockpit sehen.“

Rast reicht ein dritter Platz

Sonntags gelang Rast sein zweites Meisterstück nach 2017. Platz drei hinter Jamie Green und Robin Frijns genügte ihm. Und anders als bei den letzten Rennen sah die Audi-Teamleitung diesmal natürlich keinen Anlass mehr, ordnend einzugreifen.

Prächtig gelaunt kommentierte Sportchef Gass das Sonntagsrennen, das mit einem denkwürdigen siebenfachen Erfolg der Seinen endete: „In der ersten Rennhälfte war nicht so viel los, weil alle ihre Reifen geschont haben.“ Aber gegen Schluss sei es ordentlich zu Sache gegangen. „Die Audi-Fahrer haben sich massiv bekämpft.“ Ein wenig hämisch fügte Gass hinzu: „Unglücklicherweise waren es nur Audi-Fahrer. Keine Ahnung, wo die BMW abgeblieben sind.“

Jens Marquardt, der BMW-Sportchef, konnte dies erklären. „Ich bin stinksauer“, meinte er in Bezug auf eine Kollision zwischen Timo Glock und Sheldon van der Linde. „Das geht ja gar nicht! Timo ist von ganz hinten dann immerhin noch auf Platz neun gefahren. Wir müssen in den nächsten Tagen intensiv aufarbeiten, was da passiert ist.“ Eine Drohung, Herr Marquardt? „Nein, nur eine normale Betrachtung der Situation.“

Auf der Zielgeraden der Saison hat es den Anschein, als hätten sich die Audi-Männer die DTM förmlich untertan gemacht. Beim Sonntagrennen am Nürburgring waren die ersten drei Startreihen von RS 5-Fahrern besetzt. Tröstlich für das geschlagene BMW: Der Abstand nach ganz vorne war relativ gering. Glock, dem Trainingssiebten, fehlten nur 0,238 Sekunden auf die Pole-Position. Doch in der DTM gilt eine alte Weisheit aus der Mottenkiste der Sportberichterstattung: Knapp daneben ist auch vorbei.