Es gehört zum Wesen eines Rennsport-Ingenieurs, die Feinheiten eines Reglements genau zu lesen und Grauzonen bis an die Ränder auszuloten. Aber was die Teilnehmer der Rallye-WM in den 70er und 80er Jahren veranstaltet haben, das ging weit über das hinaus, was die Regelhüter eigentlich im Sinn hatten.
Um Chancengleichheit herzustellen, stand früher in langen Listen, welche Teile an den Serienautos verändert werden dürfen. Irgendwann kam beim Motorsport-Weltverband FIA jemand auf die glorreiche Idee, dass bei seriennahen Rennautos eine bestimmte Anzahl an technisch verwandten Basis-Autos mit Straßenzulassung angefertigt werden müssen.
Rennwagen werden zu Straßenautos
Die Stückzahlen dieser sogenannten Homologationsmodelle variierten je nach Klasse und Rennserie von ein paar Handvoll bis zu mehr als 1.000 Exemplaren. Zu Beginn wurden an die Straßenableger lediglich ein paar Flügelchen geschraubt oder die Motorleistung etwas hochgefahren. Mit den Jahren trieben es die Hersteller dann aber immer wilder.
Irgendwann kam der Punkt, dass die Rennwagen nicht mehr aus den Serienmodellen abgeleitet, sondern dass die Sportversionen umgekehrt zuerst entwickelt wurden. Diese mussten dann so weit wie es ging für die Nutzung im Straßenverkehr zurückgerüstet werden. Dabei durfte der Charakter des Fahrzeugs natürlich nicht verändert werden.
Größere Umbaumaßnahmen zum Rennwagen erfuhren zum Beispiel der Renault R5 Turbo oder der Peugeot 205 Turbo 16, bei denen der Motor kurzerhand von der Front nach hinten verpflanzt wurde. Dazu wurde von auf Vorderrad- auf Heckantrieb umgebaut. Außen passten die Techniker die Karosserie entsprechend an, innen wurde ein Gitterrohr-Rahmen eingebaut. Damit kamen die Kleinwagen auf Fahrleistungen von reinrassigen Sportwagen.
Audi kürzt den Quattro
Audi reagierte auf die französische Konkurrenz und ließ bei seinem Sport Quattro den Motor zwar vorne, nahm aber dafür umso mehr Änderungen an der Karosserie vor. Bis zur B-Säule basierte das Homologationsmodell auf der zweitürigen Audi 80 Limousine, ab der B-Säule dann auf dem Audi Quattro. Damit wurde der Sport Quattro insgesamt 32 Zentimeter kürzer als der normale Quattro und damit deutlich leichter und wendiger auf den Rallye-Pisten.
Leichtbau, Flügelwerk und Motortuning gehörten natürlich ebenfalls zum Standard-Programm. Über die Jahre wurden einige verrückte Exoten entwickelt, die sich bei Sammlern großer Beliebtheit erfreuten und dank der limitierten Stückzahl hohe Preissteigerungen erfahren haben. In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal einige der legendären Homologations-Fahrzeuge – von Gruppe B bis zur GT1-Klasse in Le Mans.