Japanische Kei-Car-Rennserie K4-GP
Geschrumpfte Le-Mans-Legenden

Eine japanische Rennserie für Kei-Cars macht das Unmögliche doch möglich. In der K4-GP kann sich jeder an das Steuer von Ford GT, Porsche 935 oder auch Ferrari 512M setzen und auf dem Fuji Speedway fahren. Die spektakulär-irrwitzigen Konstruktionen befolgen ein smartes Reglement, dessen Haupt-Regel kaum sympathischer sein könnte: Spaß haben!

K4-GP - japanische Kei-Car-Rennserie mit Le-Mans-Umbauten
Foto: K4-GP

Mindestens zweimal pro Jahr wird der legendäre Fuji Speedway zur größten Carrera-Bahn der Welt. Dort, wo normalerweise die Hightech-Maschinen der Sportwagen-WM oder der japanischen Top-Serien Super GT und Super Formula um Triumphe kämpfen, bevölkern Kei-Cars die früheren Formel-1-Boxen. Die Kleinstwagen mit einem ursprünglichen 660er-Hubraum kommen in den buntesten Formen – von leicht modifizierter Serie bis hin zur Le-Mans-Miniatur.

Dass es dabei nicht nur um optische Hommagen, sondern ebenfalls um Ingenieursgeist geht, zeigt ein aberwitziger Mix aus Porsche 935 und Tyrrell P34. Sein Schöpfer ist der Rennauto-Designer Takuya Yura. Dessen Firma Mooncraft entwarf unter anderem die ersten Gruppe-C-Rennwagen von Mazda und zahlreiche Formelautos. Für den sechsrädrigen "Moby Dick" mit dem eher komplizierten Namen "P9111111" holte sich Yura zusätzliche Unterstützung aus dem Kartsport.

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Die japanische Motorsport-Legende Ryō Michigami berichtet: "Vor ein paar Monaten hat mir Herr Yura erzählt, dass er für die K4-GP ein Auto baut und dafür Kartteile benötigt. Als ich dann die fertige Maschine sah, war ich erstaunt. Er ist unglaublich!" Von ihm geteilte Fotos zeigen die eindrucksvoll konstruierte Frontpartie des "Lostmans Push".

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Spirit der Gruppe C

Wer nun befürchtet, dass Frankensteins Porsche die Konkurrenz mit allen sechs Rädern überrollt, darf beruhigt sein. Bei der K4-GP handelt es sich um einen "Eco-Run-Wettbewerb". Soll heißen: Die Kei-Cars und ihre exzentrischen Eigenbau-Kontrahenten fahren mit einer begrenzten, nach Klassen geordneten Spritmenge, im Kreis. Insgesamt drei Läufe standen 2023 auf dem Plan. Ende Januar fuhr man sieben Stunden am Fuße des Mount Fuji. Mitte August gab es einen Doubleheader in Form eines Fünf- und eines Zehn-Stunden-Rennens.

Wenn man will, kann man – wie der Lostmans Push bei den Sommer-Läufen – zwar auch reichlich über die Speed-Stränge schlagen, aber landet dadurch im hinteren Klassement. Die Macher erklären: "Das größte Ziel besteht darin, das Autotuning und die Fahrtechnik zu verbessern und die begrenzte Ressource Erdöl so zu nutzen, dass man noch einen Zentimeter und eine Sekunde länger vorwärtskommt." Mit dem hehren Wunsch rangiert die K4-GP also irgendwo zwischen der Spritvorgabe der legendären Gruppe C und dem aktuellen Zeitgeist.

Obwohl Ikonen wie Takuya Yura zu den regelmäßigen Teilnehmern und Gästen gehören, steht der Breitensport im Mittelpunkt. Deswegen mahnt die Meisterschaft ein "Gefühl der Einheit" an. Sie wirbt japanisch-nobel: "Unter den Teilnehmern befanden sich viele, die gerade ihren Führerschein gemacht haben, und viele, welche die Rennstrecke zum ersten Mal erlebten. K4-GP ist ein Wettbewerb, der diese Menschen wertschätzt."

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Omas Daily und Renndenkmäler

Genau diese füllen auch mit ihren – zumindest im Vergleich – konventionellen Autozam, Honda oder Suzuki große Teile des Feldes. Auch Old- bzw. Youngtimer und ausländische Autos mit Kei-Car-Format rollen an den Start. Einige der enthusiastischen Neueinsteiger wagen allerdings mit speziellen Folierungen und Beplankungen erste Versuche in Richtung der freundlichen Eigenbau-Rivalen.

Die Szene, deren Wurzeln in der Jahrtausendwende liegen, sah schon atemberaubende Kreationen. Unter anderem verlangten beispielsweise bereits ein Martini-Porsche-917, ein Alfa Romeo Tipo 33 und ein Toyota 7 nach einem zweiten Kontrollblick auf mögliche Echtheit. Selbst Details wie die ikonische Gurney-Bubble des Ford GT werden detailgetreu eingedampft.

In unserer Bildergalerie zeigen wir Ihnen weitere Meisterstücke aus dem Land der aufgehenden Rennsport-Herzen.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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