LMP1-Toyota TS050 illegal?
Porsche bittet FIA und ACO um Klärung

Porsche behauptet, dass einige Aero-Lösungen beim neuen Toyota TS050 – unter anderem im Bereich des Heckdiffusors – nicht dem LMP1-Reglement entsprechen. Bei Toyota sieht man das natürlich völlig anders.

Toyota TS050 - Spa - 2017

Die technischen Grenzlinien werden im Motorsport vom Reglement gezogen – doch immer dann, wenn der Wettbewerb besonders hart ist, fahnden die Ingenieure auch in den Grenzgebieten nach Zehntelsekunden.

Ob diese allgemeine Feststellung im vorliegenden Fall zutrifft, können wir nicht final beantworten, denn weder kennen wir die „echten“ Details zum Technikstreit in der LMP1-Klasse noch haben wir Beweisfotos von möglichen Grenzüberschreitungen, noch kennen wir Details der nicht öffentlichen Abklärungen, die als sogenannte Clarifications zwischen den Herstellern und den Regelgebern FIA und ACO ausgetauscht werden.

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Porsche bittet FIA und ACO um Klärung

Was wir wissen ist, dass Porsche die Reglementskonformität einiger Aero-Lösungen am neuen Toyota TS050 Hybrid für die Saison 2017 anzweifelt. Ein Augenmerk der Kritik richtet sich dabei offenbar auf die Heckpartie des Toyota, genauer gesagt auf den Diffusorbereich. Die Kontroverse, die seit Ende März im Verborgenen köchelt, hat nun immerhin den öffentlichen Raum erreicht: Toyota bestätigte auf Anfrage den Vorgang als solchen, wollte die Angelegenheit aber nicht kommentieren.

Stattdessen verweist man bei Toyota darauf, dass man weder von Porsche noch von der FIA offiziell auf das Thema angesprochen worden sei. Darüber hinaus hält das TMG-Team fest, dass sein neues Auto für 2017 komplett von der FIA homologiert und abgenommen sei, folglich sei der Vorgang aus Toyota-Sicht primär ein Thema zwischen Porsche sowie FIA und ACO.

Im Übrigen ist man bei Toyota der Meinung, dass die neuen LMP1-Autos von Porsche und Toyota fundamental ähnliche Aero-Konzepte verwenden – aus diesem Grund könne man kein Problem erkennen.

Bei Porsche lässt sich ein Team-Verantwortlicher wie folgt zitieren: „Es ist richtig, dass wir eine Anfrage bei FIA und ACO bezüglich der aerodynamischen Lösungen bei Toyota gestellt haben. Wir möchten uns zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht weiter dazu äußern.“

Aus Porsche-Sicht sind offenbar verschiedene Aero-Lösungen – unter anderem im Bereich des Heckdiffusors – nicht vom Reglement abgedeckt noch entsprechen sie dem Geist des Reglements oder den Abklärungen, die man in der Vergangenheit mit FIA und ACO getroffen hat.

Toyota-Diffusor nicht regelkonform?

Damit ist erstens klar, dass Porsche offenbar gleich bei mehreren Punkten Klärungsbedarf sieht und dass sich die Frage nach der Reglementkonformität zweitens offenbar besonders stark auf den Heckdiffusor des Toyota bezieht – mehr lässt sich im Moment nicht mit Sicherheit sagen.

Da wie erwähnt weder Details noch konkrete Beweise vorliegen, kann man nur spekulieren: Im Diffusorbereich ist laut Reglement (Art. 3.4) der sogenannte Blown Diffusor, wie ihn zum Beispiel Audi 2013 verwendete, expressis verbis verboten. Freilich sind aus der Formel 1 auch noch andere kreative Diffusor-Lösungen bekannt, wie sie beispielsweise 2009 und 2010 zum Einsatz kamen.

Ob es sich im vorliegenden Fall um solche Lösungen handelt und inwieweit sie vom Regelwerk abgedeckt oder ausgeschlossen sind, kann hier nicht entschieden werden. Folglich kann hier nicht beurteilt werden, ob es sich im vorliegenden Fall um Grauzonen oder um Grenzüberschreitungen handelt.

Neu sind solche Vorgänge in der LMP1-Klasse jedoch nicht: Der angeblasene Diffusor bei Audi ist ein Beispiel, die Aero-Diskussionen beim Le-Mans-Rennen 2014 – unter anderem über den angeblich biegsamen Heckflügel von Toyota – sind ein weiteres Beispiel. Jetzt scheint der Ball bei den Regelgebern zu liegen, sprich bei FIA und ACO.