Zugegeben: Für ein neues Winterauto ist es eigentlich schon zu spät. Aber wie das Schnee-Chaos in Bayern jüngst zeigte, kann es sich immer lohnen, nochmal ordentlich aufzurüsten. Einige passende Vorschläge bietet die 2014 gegründete Webseite "Racemarket", die sich auf den Verkauf von gebrauchten Rallye-Autos spezialisiert hat. Neben modernem Gerät und Klassikern präsentiert sich dort selbst Opulentes wie die mächtigen Trucks der Rallye Dakar.
So offeriert ein Händler aus dem Marathonrallye-verrückten Ungarn beispielsweise Lkw im Doppelpack. Zusätzlich zum über 1.000 PS starken Dünenbrecher aus dem Hause Scania kriegt man einen markentreuen Service-Transporter samt Anhänger. Der Neun-Tonnen-Truck war 2021 bei der Rallye Dakar und im April 2023 bei der Morocco Desert Challenge aktiv. Fazekas Motorsport schlug sich in letzterer mit Rang 3 beachtlich. Ob dieses Attribut auch auf den Preis zutrifft, muss man allerdings erst erfragen.
Seit jeher faszinieren die Dakar-Trucks durch ihre martialische Fortbewegung. Mit sportlichen Ausreden bekommen sie sogar Kennzeichen.
Teures Dakar-Vergnügen
Einen preislichen Indikator bietet derweil ein Ginaf-Truck aus den Niederlanden. Das im Dezember 2006 gefertigte und 2020 erneuerte Gefährt kostet 110.000 Euro. Dessen Einsatz bei der Rallye Breslau zeigt, dass es nicht immer nur die Wüste sein muss. Die polnische Veranstaltung hat in der Lkw-Szene den Ruf als größte Amateur-Offroad-Rallye des Kontinents. Und wäre sicher eine gute Übung vor den größeren Marathon-Kalibern.
Wer an diesen teilnehmen will, muss höhere Preise bei den Vierradlern hinnehmen. Bei Racemarket findet sich unter anderem ein Can-Am Herrator HRX X3 für 92.000 Euro. Der leichtgewichtige Buggy ohne Windschutzscheibe absolvierte die Dakar-Ausgabe 2021 und wurde von seinen spanischen Eigentümern in diesem Jahr neu aufgebaut.
Für 10.500 Euro obendrauf bekommt man einen Trailer, der mit notwendigem Equipment und ordentlich Staufläche ausgestattet ist. Deutlich günstiger sind hingegen in Würde gealterte Einsteiger-Autos der Kategorien Ford Ranger (18.000 Euro) und Toyota Land Cruiser HDJ100 (60.000 Euro).
Selbst Porsche-Freunde werden für 50.000 Euro fündig. Ein französischer Anbieter stellt einen Typ 953 auf die Webseite, der zuletzt bei der Dakar Classic für Staubwirbel gesorgt hatte. Hier handelt es sich allerdings nur um einen Mietwagen – auch wenn man sich gerne Übernahme-Angebote nach Nantes senden lässt.
Ganz klar zum Verkauf steht dafür ein Porsche Macan T1.1 mit zwei Ford-5.0-V8 (340 und 370 PS). Durch seine 2.150 Kilogramm gehört der 2018 gebaute und 2023 renovierte Über-Macan locker zu den Wuchtbrummen des Sports. Allein der Tank bringt 450 Liter auf die Waage. Die Bremsen stammen von AP Racing, die sechs Gänge von Sadev. Bis zum Jahr 2027 sind Sitze, Gurte und Feuerlöscher abgenommen. Preisvorstellung: 159.000 Euro.
Um in den (Matsch)-Wüsten und Steppen des Planeten zu bestehen, braucht es nicht nur Leistung, sondern auch den passenden Federweg.
Auf den Schneespuren Loebs
Falls Ihnen Sahara, Rub al-Chali und Co. doch etwas zu unheimlich sind, präsentieren sich auf Racemarket zahlreiche "normalere" Rallye-Autos. Ein absolutes Highlight ist der Citroën DS3 WRC (Chassis: #15A). Das 2011 registrierte World Rally Car wurde vom legendären Duo Sébastien Loeb und Daniel Elena zu drei Triumphen getrieben (Argentinien und Spanien 2011, Finnland 2012). Im Spätsommer 2016 gönnten die Franzosen ihrem 320 PS starken Sieger ein erneuertes Chassis. Aktuell trägt selbiges eine Kies-Spezifikation, lässt sich aber auch mit Asphalt-Kit liefern. Den Preis verrät der belgische Händler auf Anfrage.
Für den Einstieg empfiehlt sich vielleicht eher ein Fiat Abarth 124 Rally (82.500 Euro). Der Charakter-Italiener mit 1,8-Liter-Turbovierzylinder und sequentiellem Sechsgang-Getriebe ist ebenfalls in Belgien beheimatet. Als Vertreter der Sportwagen-basierten Gruppe R-GT zählt er zwar zu den Raritäten, gilt aber auch deswegen in den kleineren Klassen nationaler Serien und sogar in der WRC als Publikumsliebling. Noch näher am Breitensport ist der italienische Opel Astra OPC. Der 14.000 Euro günstige Gruppensieger hat alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen – und die Herzen der Opel-Jünger.
Stichwort Herz! Gleich zwei legendäre Dinge kombiniert ein Ford Escort RS Cosworth: Die 1995 gebaute Gruppe-A-Ikone trägt Martini-Streifen auf ihrer frisch aufgetragenen Farbe. Seit einer umfangreichen Renovierung im Jahr 2022 ist der Großteil erneuert und kaum gebraucht worden. Der 303 PS starke Motor fuhr nach seinem letzten Service keinen weiteren Kilometer. Der "Cossie" ist von der französischen Rennsportbehörde FFSA für Rallye-bereit befunden und wechselt für 109.500 Euro die Garagen.
Keine Sorge: Wir wollen Sie nicht nur in die Wüste schicken. Unter anderem ist dieser Citroën die perfekte Lösung für das aktuelle Schmuddelwetter.
Werks-Peugeot mit reichlich Wums
Freunde kontaktreicher Renn-Action finden bei den Rallycross-Autos ihre Heimat. In einem wilden Mix aus Amateur- und Profi-Level sticht dort unter anderem ein ehemaliger WRX-Peugeot hervor. Der 208 bringt 540 PS auf die wechselhaften Oberflächen und debütierte im Jahr 2015 als WM-Maschine. Danach ging es in die Europameisterschaft und anschließend in die französische Liga. Nach einem Rebuild in diesem Jahr bietet ihn sein letzter Pilot David Vincent selbst zum Verkauf an, schweigt aber zu den Kosten.
Obwohl Offroader im Vordergrund stehen, führt die Seite auch etliche Formel-, Sport- und Driftwagen auf. Hier ist die Mischung ähnlich wild – von Mini-Rennern bis hin zu einem LMP2-Auto. Neben der jungen Kategorie Elektro-Autos gibt es außerdem reichlich Equipment. Aber das sparen wir uns für die nächstjährige Wunschliste auf.
In unserer großen Bildergalerie finden Sie nochmal einige Highlights in der Übersicht.
