24h-Rennen Le Mans 2017
Track Limits als Stolperfalle?

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Beim Vorlest zum 24h-Rennen in Le Mans hagelte es unzählige Strafen wegen Überschreitungen der sogenannten Track Limits, also der weißen durchgezogenen Linien, die die Streckenbegrenzungen markieren. Renndirektor Eduardo Freitas erklärt, warum die Kontrolle der Track Limits sowie die Strafen fürs Rennen nochmals verschärft wurden.

Porsche 919 Hybrid - Startnummer #2 - 24h-Rennen Le Mans 2017 - Qualifying
Foto: xpb

Asphaltierte Auslaufzonen dienen ja eigentlich dazu, die Sicherheit zu erhöhen: Im Falle eines Drehers kann das Auto auf Asphalt besser und schneller verzögert werden. Nachteil: Wo früher Randsteine, Wiese oder Kiesbett war, muss heute die angenommene Streckenbegrenzung über weiße Linien markiert werden. Und natürlich kann man diese Linien auch relativ gefahrlos überfahren, was letztlich dazu führt, dass man den Radius der Kurve öffnet und damit den Speed erhöht. Bezogen auf eine lange Strecke wie in Le Mans kann das Überschreiten der Track Limits einen Zeitgewinn von mehreren Sekunden bringen.

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Rennleitung will hart durchgreifen

Das ist jedoch überhaupt nicht im Sinne des Erfinders, wie FIA Renndirektor Eduardo Freitas festhält: „Die Homologation der Rennstrecke basiert auf den errechneten Geschwindigkeiten auf der Ideallinie, die sich logischerweise innerhalb der Streckenbegrenzungen befindet und über die durchgezogenen weißen Linien markiert wird. Aus diesen Kurvengeschwindigkeiten ergeben sich die Größe der Auslaufzonen und weitere Sicherheitsmaßnahmen, wie zum Beispiel der Position und Größe der Reifenstapel und Leitplanken.“

„Wenn die Piloten die Strecke nun künstlich erweitern, in dem sie den asphaltierten Raum jenseits der Streckenbegrenzungen in ihre Fahr- und Ideallinie einbeziehen, können sich die Kurvengeschwindigkeiten zum Teil drastisch erhöhen – und damit die Geschwindigkeiten bei einem möglichen Ausrutscher“, erklärt Freitas. „In Summe kann das dazu führen, dass die Sicherheitseinrichtungen nicht mehr zum Kurvenspeed passen, und das könnte dramatische Auswirkungen auf den Unfallverlauf haben, zum Beispiel auch eine deutliche Erhöhung des Verletzungsrisikos für den Piloten.“

Aus diesem Grund will Freitas beim 24h-Rennen in Le Mans nun härter durchgreifen, besonders in den Kurvenpassagen, wo es asphaltierte Auslaufzonen gibt. An zwei neuralgischen Punkten, der Karting-Passage sowie bei Tertre Rouge, wurden Überwachungskameras postiert, die sofort Alarm schlagen, wenn ein Auto mit allen vier Rädern die Strecke verlässt. „Neben dem Fotobeweis checken wir dann die Zeit für den Mini-Sektor gegen“, so Freitas. Gibt es eine Überschreitung der Strecke in Tateinheit mit einer Verbesserung der Zeit im Mini-Sektor, setzt es im Rennen erst eine Verwarnung, dann eine zweite Verwarnung, und schließlich eine schwarz-weiße Flagge, die bedeutet, das Team und Fahrer zu den Stewards zitiert werden.

Liegt ein Regelverstoß vor, droht eine Stop&Go-Penalty. „Vom Vortest zur Rennwoche hat sich die Disziplin der Piloten bereits stark verbessert, die Anzahl der Track-Limit-Verstöße hat abgenommen“, bilanziert Freitas. Der Portugiese sagt aber auch: „Wir werden im Rennen hart durchgreifen, wenn sich die Piloten nicht an die Track Limits halten. Und wie jeder weiß, kann eine Stopp&Go-Strafe das ganze Rennen ruinieren!“ Die Warnung ist also klar und deutlich.