Audi A8 60 TDI quattro
Dieser Diesel-V8 verschwindet für immer

Im Dezember 2019 hatte Audi den seinen Diesel-V8 klammheimlich in den Konfigurator eingepflegt. Danach sagte der Hersteller zum 435 PS starken A8 60 TDI: nichts. So langsam dämmert uns warum.

Audi A8 60 TDI
Foto: Audi

Er heißt mit vollem Namen Audi A8 60 TDI quattro tiptronic und er tauchte unvermittelt im Audi Konfigurator auf: Das Oberklasse-Modell mit V8-Dieselmotor kostet ab 115.171 Euro. Auf Nachfrage bestätigte Audi im Juli nur, dass es die Motorisierung für den A8 jetzt tatsächlich gibt und dass das Modell seit 12. Dezember 2019 vorbestellbar war. Man kann es wirklich kaufen – autointeressierte Vielfahrer haben auf süddeutschen Autobahnen schon Langversionen mit vollem Modellschriftzug gesichtet.

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Audi A8 L
Audi
Der Audi A8 L 60 TDI mit V8-Diesel sieht zwar genauso aus, wie das Benzin-Modell auf dem Foto - aber Bilder vom A8 mit großem Diesel, veröffentlicht Audi nicht.

Bekannter Konzernmotor

Optisch unterscheidet sich der A8 mit V8-Dieselmotor nicht von seinen Modellgeschwistern – er gibt sich ausschließlich übers Typenschild am Heck zu erkennen. Unter der Fronthaube sitzt das Triebwerk der Baureihe EA898, das Audi-Ingenieure für VW entwickelt haben. Seit 2016 ist der Motor im Angebot – es gab ihn im Porsche Panamera genauso wie im Bentley Bentayga. Aber Porsche und Bentley sind inzwischen dieselfrei. Die Ingenieure haben den 4,0-Liter-Selbstzünder trotzdem weiterentwickelt.

VW Touareg V8 TDI 2019
Ingo Barenschee
Im VW Touareg V8 TDI arbeitet der V8-Diesel mit der Baureihenbezeichnung EA898 seit Mai 2019 - allerdings mit 13 PS weniger als im A8.

Stärker als im Touareg

Im A8 leistet die neueste Version des V8 TDI 435 PS, das maximale Drehmoment beträgt 900 Newtonmeter und liegt zwischen 1.250 bis 3.250/min an. Zum Vergleich: Der S8 mit Benzin-V8 hat zwar erheblich mehr Leistung (571 PS), stemmt aber 100 Newtonmeter weniger auf die Kurbelwelle. Mit dem V8 Diesel prescht die mindestens 2.265 Kilogramm schwere allradgetriebene Oberklasse-Limousine in 4,4 Sekunden auf Tempo 100 (S8: 3,8 Sekunden), bei 250 km/h greift die elektronische Abregelung ein. Den Durchschnittsverbrauch nach WLTP gibt Audi mit acht bis 8,7 Liter pro 100 Kilometer an, nach NEFZ sind auf dieser Distanz im Schnitt 7,2 Liter Diesel fällig.

Schon seit Mai 2019 nutzt VW den großen Diesel für seinen Touareg V8 TDI – allerdings muss der Volkswagen bei gleichem Drehmoment mit 13 PS weniger auskommen. Seit Juli 2019 steckt der V8 auch im Audi SQ8 TDI, seit September vergangenen Jahres im SQ7 TDI.

Audi SQ8 TDI
Audi
Auch Audi setzt den aktuellen V8 TDI der Baureihe EA898 bereits ein: Seit Juli 2019 steckt er unter der Haube des SQ8 TDI.

Tödliche Abgasnorm

Warum Audi den A8 60 TDI einfach anbietet, ohne etwas zu ihm zu kommunizieren, blieb uns zunächst rätselhaft. Nicht einmal Bilder rückte Ingolstadt welche raus. Zwar gehörte der V8 einst zu den Schummel-Dieseln, der sogar den Cayenne von Konzernschwester Porsche in Misskredit brachte, aber inzwischen ist das Triebwerk ultrasauber und die Maschine tut ja bereits in den großen Audi SUVs Dienst. Der Grund für die Zurückhaltung wurde Anfang August durch eine Pressemitteilung von VW klar: Vom Touareg mit dem gleichen V8 TDI gibt es zum Abschied ein limitiiertes Sondermodell. Zum Abschied heißt: Der Touareg V8 TDI läuft aus. Aber warum? Zuletzt erklärten unabhängige Prüfinstitute noch, wie effektiv die Abgasreinigung im V8 TDI funktioniert. Die aktuellste, ab 1. Januar 2021 für alle neu zugelassenen Autos gültige Abgasnorm Euro 6d (im Fahrzeugschein mit "AP" gekennzeichnet im Unterschied zu "DG" für Euro 6d Temp) erfüllt der VW Touareg V8 TDI allerdings dennoch nicht – dafür reichen gute Abgaswerte nicht.

Die ab 1. Januar 2021 für alle neu zugelassenen Fahrzeuge verpflichtende Abgasnorm Euro 6d verlangt beispielsweise strengeren Evaporationstest. Dazu steht das Prüffahrzeug 48 statt bisher 24 Stunden in einem luftdichten Raum, in dem die Benzolwerte vorher und nachher gemessen werden, um zu ermitteln, wie viel davon bei bestimmten Temperaturen aus dem Tank entweicht. Die neuen Tests sind in der Regel nur mit einem Aktivkohlefilter für den Tank zu bestehen. Außerdem muss bei Euro 6d das so genannte Onboard Fuel Consumption Monitoring möglich sein, das die Verbrauchswerte im Fahrzeug speichert; perspektivisch will der Gesetzgeber damit die Abweichungen zwischen WLTP-Angaben und Realverbrauch überprüfen. Wie ihm die gespeicherten Verbrauchsdaten indes zugänglich gemacht werden sollen, ist noch offen.

Trotzdem: All diese Änderungen für den V8 TDI umzusetzen rechnet sich angesichts der überschaubaren Stückzahlen nicht – weder im Touareg, noch im A8. Damit sind auch die Tage von SQ8 und SQ7 TDI gezählt. Anderswo im Konzern gibt es seit Porsches Abkehr vom Diesel keinen Bedarf mehr für das Aggregat – die Märkte des Bentley Bentayga sind wie die der meisten Luxus-Autos keine, die nach vergleichsweise sparsamen Selbstzündern fragen.

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Fazit

Noch steht der Audi A8 60 TDI mit Achtzylinder-Dieselmotor zu einem Basispreis von 115.171 Euro im Konfigurator und lässt sich tatsächlich kaufen. Dass Audi keine Pressemitteilung zum Power-Diesel in der Luxus-Limo rausgegeben hat, erklärt sich jetzt mit Blick aufs Produktionsende zum Jahresende 2020: Wer will schon groß die Werbetrommel rühren, für ein Auto, das es nur ein Jahr gibt? Wir!

Selten gab es so viel Power für so wenig Verbrauch – noch dazu hat der V8 gegenüber dem V6 den Vorteil zweier (kleinerer) Turbolader, die sein Ansprechverhalten deutlich über das des inzwischen etwas anfahrschwachen Sechszylinders heben. Also gibt's trotz des hohen Preises und ohne Umweltprämie eine Kaufempfehlung für die letzte Limousine mit V8 Diesel.