Das „Consumer Car“ von Joey Ruiter
Kunstobjekt mit Straßenzulassung

Wirklich wahr: Diese Schachtel ist ein Auto mit Straßenzulassung. Unter der puristischen Oberfläche steckt ein von Mazda gebauter Ford, den es auch als Kia gab.

Consumer Car Kunstobjekt Schachtel Auto Joey Ruiter
Foto: Cars & Bids

Wenn man sich das "Consumer Car" von Joey Ruiter anschaut, dann wirkt es fast überambitioniert, dass andere Autos die Bezeichnung "Art-Car" tragen, nur weil sie ein bisschen bunt angemalt daherkommen. Dieses Kunstobjekt geht da nicht nur einen, sondern viele Schritte weiter. Beziehungsweise zurück, denn das Consumer Car ist eigentlich als Rückbesinnung auf die elementaren Funktionen des Automobils zu verstehen. Dabei vernachlässigt der Künstler absichtlich so viele Design-Konventionen wie möglich und versteckt selbst die Räder komplett unter der Konstruktion aus dem Jahr 2016.

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Consumer Car Kunstobjekt Schachtel Auto Joey Ruiter
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Drei LED-Bänder hinter der verspiegelten Front kommen auf 54.000 Lumen und leuchten damit 36 mal so hell wie eine H7-Birne.

Leichtbau und 63 PS

Neben den Rädern befindet sich dort, rein technisch, übrigens ein Ford Festiva GL, Baujahr 1993. Der bis 2002 gebaute Kleinwagen wurde von Ford bei Mazda in Auftrag gegeben und auch als Kia Pride in Korea angeboten. Unter der nach vorne öffnenden Haube sitzt ein kleiner 1,3-Liter-Reihenvierzylinder mit 63 PS, der mit diesem Vehikel rund 300 Kilo weniger bewegen muss als im echten Ford Festiva.

Die verspiegelte Front beherbergt drei breite LED-Streifen, die es gemeinsam auf 54.000 Lumen bringen. Damit strahlt die Leuchteinheit 36 mal so hell wie eine herkömmliche H7-Birne. Doch was das Kunst-Auto an Lichtstrom im Überfluss ausschüttet, bleibt an sonstiger Ausstattung auf der Strecke. Der Blick ins Cockpit fällt auf gähnende Leere. Keine Instrumente, keine Luftausströmer – lediglich Lenkrad, Pedale und Schalthebel sind noch an Bord. Die elementaren Teile eben.

Consumer Car Kunstobjekt Schachtel Auto Joey Ruiter
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Instrumente? Radio? Klimaanlage? Fehlanzeige.

Eine Haut aus Stoff

Das Consumer Car bietet Platz für bis zu vier Personen, die sich allesamt mit einem Beckengurt absichern dürfen. Das war's dann aber auch schon mit dem Thema Insassenschutz. Wer sich trotzdem traut, gelangt über Trittstufen an den Fahrzeug-Flanken in das türlose Vehikel. Über das Karosserie-Konstrukt spannt der Joey Ruiter flächendeckend einen Stoff auf Zuckerrohrbasis.

Angesichts der unkonventionellen Erscheinung grenzt es an ein Wunder, doch das Consumer Car darf tatsächlich auf öffentlichen Straßen gefahren werden. Zumindest in einigen US-Bundesstaaten wie beispielsweise Michigan. Wer aus anderen Teilen der Welt kommt, sollte vorher die Möglichkeit einer Zulassung bei der Heimatbehörde überprüfen lassen. In Deutschland dürfte es da schlecht aussehen. Fürs Erste ist das Kunstobjekt aber ohnehin vom Markt. Die Online-Plattform cars & bids hatte Ruiters Arbeit jüngst zur Auktion angeboten und mittlerweile für 38.500 Dollar (ca. 32.300 Euro) an den Höchstbietenden verkauft.

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Fazit

Das Consumer Car könnte selbst den abgebrühtesten Puristen ein Zögern abringen. Dass dieses eigenwillige Kunstobjekt in manchen US-Bundesstaaten tatsächlich auf die Straße darf, wirkt da doch etwas fahrlässig. Da der Fahrer mangels entsprechender Anzeigen beispielsweise nie weiß, wie voll der Tank oder wie heiß der Motor ist, könnte eine Fahrt buchstäblich zum Spiel mit dem Feuer werden. Die Außenhaut aus Zuckerrohr-Gewebe ist bestimmt ein prima Brandbeschleuniger.

Davon abgesehen strahlt das Kunstwerk eine gewisse rohe Faszination aus. Wer lange genug schaut, findet auch in der Einfachheit der Linien eine eigene Form der Ästhetik. Das Consumer Car tut, was Kunst eben meistens tut: Es polarisiert.