Mitfahrt im neuen Mercedes GLC Coupé (2023)
Eine gelungene Illusion

Mercedes bringt 2023 die neue Generation des GLC Coupé als sportlichen SUV-Ableger. Wir sind im 190 kW starken 300 4Matic schonmal mitgefahren.

SPERRFRIST 28.02.23 / 18 Uhr Mercedes GLC Coupe 2023 Mitfahrt
Foto: Mercedes / Patrick Lang

Die Aufgabe ist nicht einfach. Was schreibst du über ein Auto, das rein technisch längst bekannt ist? Der SUV Mercedes GLC ist seit dem letzten Jahr auf dem Markt, jetzt schieben die Stuttgarter dessen Coupé-Version nach und laden zur ersten Mitfahrt. Sogar den Fahrer kennen wir schon: Peter Kolb, Leiter Gesamtfahrzeugerprobung E-Klasse, EQC und GLC, saß schon bei unserem ersten Kontakt mit der SUV-Variante am Steuer. Sie merken, wir müssen uns hier auf die Suche nach Unterschieden begeben und offenbar ganz genau hinschauen.

Unsere Highlights

Beim Design fällt das naturgemäß nicht so schwer. Die abfallende Dachlinie mündet in ein sehr eigenständiges Heck, dem Mercedes geschwungene Leuchten verpasst. Dahinter verbirgt sich ein gewachsenes Ladeabteil. 545 Liter fassen die Verbrenner- 390 Liter die PHEV-Modelle. Das sind 45, beziehungsweise 90 Liter mehr als beim Vorgängermodell. Die PHEV gehen übrigens zeitgleich mit Benzinern und Selbstzündern an den Start und nicht nachgelagert wie einst beim SUV. Worauf die Kunden traditionell warten müssen, sind die stärkeren Aggregate von AMG, sowie den Sechszylinder-Diesel, der – so viel wurde uns bereits verraten – nicht mehr 400 d heißen wird.

Wirkt tief und ist es nicht

Unser Testwagen ist ein 300 4Matic mit 258 PS Leistung. "Dieses Auto ist eines der ersten gebauten und war schon für Tests im schwedischen Schnee", eröffnet Kolb zur Einordnung. Eine versteckte Entschuldigung für etwaige Störgeräusche? Wir spitzen die Ohren. Auf dem Beifahrersitz fallen zwei Dinge auf: Auch wenn im Vergleich zum SUV in der ersten Reihe nur wenige Millimeter Innenhöhe fehlen und die Sitzhöhe sogar identisch ist, ergibt sich ein deutlich stärker eingefasstes und tieferes Sitzgefühl. Zum einen Teil ist daran die etwas flacher stehende Frontscheibe verantwortlich. Zum anderen Teil die Sitze selbst, die für ein Seriengestühl ohne die Zusatzbezeichnung "Sport" über erstaunlich viel Seitenwange verfügen. Beeindruckend, welche sportiven Illusionen Design und Layout hier der persönlichen Wahrnehmung vorgaukeln.

Wirklich entscheidend ist aber, ob das Auto seine dynamischen Qualitäten nicht nur im Stand, sondern vor allem während der Fahrt unter Beweis stellen kann. Zunächst überrascht Peter Kolb allerdings mit der Aussage, dass man den Grundkomfort beim serienmäßigen Stahlfahrwerk erhöht habe. Müssen wir jetzt einfach glauben, denn unser Auto ist mit der optionalen Luftfederung nebst Hinterachslenkung ausgestattet. Genau diese Konfiguration ist es auch, mit der es besonders beherzt um die Kurven geht. "Wenn die Hinterachse mitlenkt, kannst du die Lenkung an der Vorderachse spitzer machen", erklärt Kolb, während die Seitenwangen der Sitze beweisen, dass sie nicht nur Blendwerk sind.

SPERRFRIST 28.02.23 / 18 Uhr Mercedes GLC Coupe 2023 Mitfahrt
Mercedes
Die Sitzposition fühlt sich tiefer an als im GLC SUV, ist sie aber in Wahrheit nicht. Im Sport-Modus und mit der optionalen Luftfederung geht es knackig ums Eck.

Das Flüster-Coupé

Der gesamte Aufbau bleibt straff, ohne dabei in übertriebene Härte zu verfallen. Gerade im Sport-Modus liefert das Fahrwerk fleißig Rückmeldung an die Insassen. Das Schöne daran: Die Spreizung der Modi ist so differenziert, dass in der Comfort-Stellung spürbar Ruhe einkehrt – man kann also beides haben. Was weniger zum sportlichen Charakter passt, ist das effiziente Wegdämmen der Motorengeräusche. Ein bisschen mehr hätte es beim Coupé schon ein dürfen; positiv formuliert überzeugt der Geräuschkomfort, weil auch die Abrollgeräusche draußen bleiben. Dazu kommen aerodynamische Optimierungen für eine sanftere Umströmung als beim Vorgängermodell.

Und ordentlich Fahrtwind kann es geben, denn der Aluminium-Vierzylinder geht im GLC Coupé gewohnt beherzt ans Werk. Dabei unterstützt ein integrierter Startergenerator mit zusätzlichen 23 PS beim Beschleunigen. Soweit so bekannt – die gesamte Antriebspalette und die restliche Technik teilt sich das Coupé mit der SUV-Version des GLC, die wir ja bereits kennen. Bleibt also nur die Sitzposition als erlebbarer Unterschied. Das übrigens können Sie im Fond auf die Spitze treiben. Sitzen kann man da zwar bequem, wer aber beim Einsteigen nicht den Kopf einzieht, riskiert eine Beule. Und die ist gewiss keine Illusion.

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Fazit

Technisch unterscheidet sich das GLC Coupé nicht von seinem SUV-Bruder. Das schlägt sich auch im Fahrgefühl nieder. Einzig die gefühlt niedrigere Sitzposition evoziert ein gesteigertes Dynamik-Empfinden. Weil die sportlichere Auslegung der Plattform eines der Ziele der Coupé-Variante ist, hätte mehr akustische Emotionalität nicht geschadet.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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