Porsche 911 Dakar
Deshalb heißt der Offroad-Elfer nicht „Safari“

Nach langem Warten ist er endlich da, der Offoad-Elfer, mit aufgebockter Karosse. Mit diesen Tricks kommt der Porsche 911 Dakar durchs Gelände – und warum heißt das Modell nicht "Safari"?

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Foto: Porsche

Jubiläen sind etwas Schönes und immer eine adäquate Gelegenheit an die Erfolge vergangener Tage zu erinnern. Dass man aber auch ganz ohne runden Geburtstag sich selbst und die Vergangenheit feiern kann, beweist Porsche mit dem 911 Dakar. Der soll nämlich an den ersten Gesamtsieg bei der Rallye Paris Dakar 1984 erinnern. Wer jetzt aber an ein paar bunte Aufkleber und gravierte Bleche mit Seriennummer denkt, liegt falsch. Zumindest ein bisschen. Die gibt es natürlich auch, damit ist es beim 911 Dakar aber nicht getan. Denn Porsche hat den Elfer kräftig überarbeitet und den Sportwagen so fit für den Einsatz im Gelände gemacht. Doch der Reihe nach.

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Modellname:

Bereits lange vor der Präsentation war der Offroad-911 in aller Munde, Quellen und Insider sprachen auch gegenüber auto-motor-und-sport.de immer von einem 911 Safari – ganz im Zeichen der berühmten 911 SC Safari-Modelle aus den 1970er-Jahren. Und offensichtlich wollten der Stuttgarter Sportwagenhersteller den Offroad-911 auch tatsächlich "911 Safari" nennen, doch der indische Tata-Konzern machte ihnen da einen Strich durch die Rechnung. Der hält für viele Märkte das Markenrecht für "Safari" – und hat mit dem gleichnamigen Modell den ersten eigenentwickelten SUV am Start. "Wir haben mit Ihnen gesprochen", sagte Thomas Krickelberg, bei Porsche für das 911 Dakar-Programm zuständig, gegenüber der US-amerikanischen Auto-Seite "Edmunds". "Aber sie haben uns keine Erlaubnis dafür gegeben. Das war Option A. Und dann sind wir auf Dakar umgestiegen." Wobei der Markenname Dakar bei den Organisatoren der Rallye Dakar liegt. Entsprechend soll Porsche eine nicht näher genannte Summe für die Namens-Verwendung gezahlt haben.

Karosserie

Technisch basiert der Porsche 911 Dakar weitgehend auf dem Carrera 4. Allerdings ist der Flügel nicht wie üblich verstellbar, sondern fest – und wie Porsche betont: eigens für den 911 Dakar aus CFK angefertigt, genauso wie die Fronthaube. Auf aufwendige Mechanismen beim Spoiler habe man bewusst verzichtet, würde die Technik im rauen Geländeeinsatz doch sicherlich leiden. Um vor genau diesem gefeit zu sein, beplankten die Ingenieure den wohl ersten echten Sportwagen fürs Gelände aus dem Hause Porsche mit Schutzplatten aus 0,8 Millimeter Edelstahl vom Bug und Heck, sowie an den Schwellern.

Ob die wirklich je zum Einsatz kommen, steht zwar auf einem anderen Blatt geschrieben, aber die Porschevertreter warben bei der Präsentation des Fahrzeugs mit ihrer Funktionalität, die weit über Effekthascherei der Designer hinaus gehe. Ob das auch für die Kunststoff-Kotflügelverbreiterungen gilt, ist nicht überliefert. Zweifelsfrei gilt es aber für die Edelstahlgitter an den Lufteinlässe zum Schutz vor Steinschlag und die überarbeitete Front. Die ist leicht nach oben gezogen, um den Rampenwinkel des Fahrzeugs zu verbessern. Wie all die beschriebenen Änderungen sind auch die aus Aluminium geschmiedeten Bergeösen vorn und hinten serienmäßig beim Porsche 911 Dakar. Nur für den Fall der Fälle versteht sich, denn die Beteiligten werden nicht müde zu betonen, welche herausragenden Eigenschaften der Offroad-Elfer im Gelände hat.

Damit all die Extras nicht zu sehr ins Gewicht fallen, spendiert Porsche dem aufgebockten 911 übrigens serienmäßig eine Leichtbauverglasung, eine Leichtbaubatterie und entsorgt die Rücksitzbank. So kommt der Porsche 911 Dakar auf 1.605 Kilo und ist damit nur zehn Kilo schwerer als der 911 Carrera 4 GTS mit PDK.

Fahrwerk des Porsche 911 Dakar

Da es für den Offroad-Einsatz mit Schutzblechen und den Modifikationen an der Front nicht getan ist, haben die Ingenieure, wie die Erlkönigbilder längst vermuten ließen, die Karosserie angehoben. So rollt der 911 Dakar knapp fünf Zentimeter höher über Stock und Stein als der Carrera mit Sportfahrwerk. Falls das nicht ausreicht, lässt sich das Fahrzeug über das serienmäßige Liftsystem, das eigentlich für langsame Fahrten über Gehsteigschwellen entwickelt wurde, um weitere 30 Millimeter angeben. Mit der Hochniveau getauften Einstellung sei aber weit mehr drin, als Bordsteinklettern. Bis zu 170 km/h seien möglich. Damit das klappt, wurden Teile des ursprünglichen Fahrwerks verstärkt, grundsätzlich entspreche das System aber der bekannten Technik.

Da die üblichen Gummis der Elfer nicht fürs Gelände taugen, hat Pirelli für den Offroad-911 einen neuen Reifen entwickelt. Die Pirelli Scorpion All Terrain Plus kommen mit neun Millimeter tiefen Stollen, verstärkten Seitenwänden mit hoher Schnittfestigkeit und zwei Karkassenlagen. Mit ihnen soll der Offroader nicht nur im Gelände, sondern auch bei sportlicher Fahrweise auf der Straße eine gute Figur machen. Beim Format setzt der 911 Dakar vorn auf 245/45 R19 und hinten auf 295/40 R20. Neben den Stollen sind optional auch Pirelli P Zero in Sommer- und Winterausführung mit zwei Karkassenlagen zu haben.

Motor und Antrieb im Offroad-911

Während die Karosserie weitgehend dem Carrera entspricht, ist im Heck des Porsche 911 Dakar der Motor aus den GTS-Modellen am Werk. Das heißt, der Gelände-Elfer kommt mit seinem Drei-Liter-Biturbo-Sechszylinder auf 480 PS und entwickelt maximal 570 Nm Drehmoment. Den Standardsprint auf 100 km/h wickelt er in 3,5 Sekunden ab. Top-Speed ist bei 240 erreicht. Mehr sei mit den grobstolligen All-Terrain-Reifen nicht drin.

Die Gangwahl übernimmt das serienmäßige, achtstufige Doppelkupplungsgetriebe. Die Hinterachslenkung und Wankstabilisierung PDCC und die dynamischen Motorlager aus dem 911 GT3 runden das Fahrdynamikfeuerwerk zusammen mit einer neuen Software ab. Denn der 911 Dakar kommt auch mit zwei neuen Fahrmodi, die vor allem im Gelände für Tempo und Fahrspaß sorgen sollen. So ist der Rallye-Modus vor allem für losen, unebenen Untergrund gedacht und arbeitet mit einem hecklastigen Allradmapping. Im Offroad-Modus wird um drei Zentimeter erhöhten Hochniveau gefahren. Beiden Modi gemein ist die neue Rallye Launch Control für Starts auf losem Untergrund, die den erlaubten Schlupf von den üblichen fünf Prozent auf 20 Prozent steigert.

Interieur, Exterieur und Extras

Im Innenraum gibt Porsche Vollgas. Alcantara so weit das Auge reicht und die Vollschalensitze sind Serie. Das Gestänge zur Versteifung der Karosse, das anstelle der Rückbank in der zweiten Reihe Platz findet, gibt es optional. Als designseitige Erkennungsmerkmale spendierten die Desinger dem Porsche 911 Dakar einen weißen Keramik-Lack auf den Zierleisten und die Ziernähte in Enzianblau oder Shadegreen, das beim Dakar exklusiv auch als Metallic-Außenlackierung angeboten wird.

Neben dem Grünton kann der Offroad-Elfer auch mit einem Rallye-Designpaket (26.061 Euro) geordert werden. Dann wird das Fahrzeug auf Basis einer weißen Karosserie oder einer Bicolorlackierung in Weiß und Enzianblaumetallic auch mit lackierten Dekorstreifen in Rot und Gold ausgeliefert, die an das Design des Siegerfahrzeugs von 1984 erinnern sollen. Für die Flanken des 911 Dakar können sich die Käufer außerdem eine individuelle Startnummer zwischen 1 und 999 aussuchen.

Da man bei einem Ausflug ins Gelände auf alles vorbereitet sein sollte, darf auch beim Porsche 911 Dakar zusätzliches Equipment nicht fehlen. Damit das Platz findet, hat Porsche eigens einen Dachkorb entwickelt, auf dem rallyetypische Ausrüstung wie Ersatzrad, Benzin- und Wasserkanister, Bergeboards, Taschen oder – und darauf ist Porsche besonders stolz: Ein Klappspaten verzurrt werden können. Alles natürlich mit Porschelogo bestückt und im Zubehör erhältlich. Außerdem sind in dem optionalen Gepäckträger Scheinwerfer für bessere Sicht bei nächtlichen Offroad-Expeditionen integriert, die über eine spezielle 12-Volt-Steckdose am Dach des 911 Dakar mit Strom versorgt werden können.

Marktstart und Preis des 911 Dakar

Wie üblich bei derartigen Sondermodellen ist auch die Zahl der Porsche 911 Dakar limitiert. Insgesamt will Porsche 2.500 Stück auf den Markt bringen. Geplant waren ursprünglich weniger, aber als die internationalen Vertriebsorganisationen von dem Projekt Wind bekommen haben, überschlugen sich die Anfragen in Zuffenhausen, sodass man die Stückzahl kurzerhand erhöht hat. Dass das nicht vor einem Ausverkauf hilft, ändert vermutlich auch nicht der Preis von 222.020 Euro, die Porsche für den 911 Dakar aufruft, der ab sofort bestellbar ist.

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Fazit

Es ist ein Trauerspiel. Nach allem was die Bilder, die Daten und das Engagement der Ingenieure für das Fahrzeug versprechen, macht der Porsche 911 Dakar sicherlich eine gute Figur im Gelände. Wenngleich er gegen einen echten Geländewagen ala Suzuki Jimny vermutlich in den meisten Fällen den kürzeren ziehen wird. Vermutlich wird das aber keiner der Kunden je bemängeln. Denn ins Gelände wird ihn höchstens die Minderheit seiner Käufer entführen. Schade eigentlich, bei all dem Potential.

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