Rolls-Royce Black Badge Wraith Black Arrow
Rekordverdächtiges Dutzend zum Abschied

Der Rolls-Royce Wraith läuft aus; er muss den Platz für den elektrischen Spectre freimachen. Die Briten verabschieden ihr Coupé mit zwölf besonderen Exemplaren.

Rolls-Royce Black Badge Wraith Black Arrow Collection
Foto: BMW Group

Namentlich könnten sich Vorgänger und Nachfolger kaum näher sein: Im vierten Quartal 2023 bringt Rolls-Royce ein neues Coupé-Modell namens Spectre (siehe Video) auf den Markt. Das lässt sich ebenso mit "Geist" oder "Gespenst" übersetzen wie Wraith – so heißt der Zweitürer, den der Spectre ablöst. Auch formal gibt es mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede. Nur beim Antriebskonzept macht der Neuling alles anders: Er setzt auf die Power aus Volt und Ampere statt aus Kubikzentimetern und Oktan.

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Bevor der Spectre endgültig übernimmt, muss der Wraith freilich angemessen verabschiedet werden. Schließlich ist er "eines der bedeutendsten und einflussreichsten Autos, die wir je in Goodwood gebaut haben", sagt Markenchef Torsten Müller-Ötvös. Rolls-Royce vollzieht den Wechsel auf altbekannte Art und legt eine hochexklusive Sonderserie seines Coupés auf. Der sperrige Name der auf nur zwölf Exemplare limitierten Edition: Rolls-Royce Black Badge Wraith Black Arrow Collection.

Letztes V12-Aufbäumen

Der Umfang der Kleinserie spielt auf die Zylinderzahl an: Das dunkle Dutzend verfügt selbstverständlich über den bekannten 6,6-Liter-V12 mit Biturbo-Aufladung, der den Wraith mit seinen 632 PS und höchstens 800 Newtonmetern zum stärksten Serien-Rolls-Royce aller bisheriger Zeiten machte. Die Black Badge Wraith Black Arrow Collection markiert damit nach knapp zehn Jahren Bauzeit das letzte V12-Coupé, das die Marke im Hinblick auf ihre vollelektrische Zukunft produzieren wird.

Das optisch auffälligste Merkmal des Rolls-Royce Black Badge Wraith Black Arrow Collection ist seine Lackierung, die in Richtung des Hecks vom Farbton Celebration Silver zu Black Diamond changiert und allein 18 Monate Entwicklungszeit verschlang. Eine Extra-Lackschicht verstärkt den Übergang zwischen beiden Farben und erzeugt einen Bewegungsunschärfe-Effekt. Nachdem die Lackierung aufgebracht wurde, muss die Karosserie mehr als zwölf Stunden lang poliert werden, um ein glasähnliches Finish zu erzielen.

Thunderbolt von 1938 als Vorbild

Weitere Design-Details spielen auf ein Vorbild des Black Badge Wraith Black Arrow Collection an: Den sieben Tonnen schweren und mit zwei Rolls-Royce-V12-Triebwerken der R-Serie ausgerüsteten Thunderbolt, mit dem Captain George Eyston am 16. September 1938 einen Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge aufgestellt hat: 357,497 mph beziehungsweise 575,335 km/h. Weil der Zweite Weltkrieg Eystons weitere Bestmarken-Bemühungen unterbrach und spätere Rekordautos auf andere Motorenkonzepte setzten, gilt der Thunderbolt heute als das schnellste jemals gebaute V12-angetriebene Kraftfahrzeug.

Rolls-Royce Black Badge Wraith Black Arrow Collection
BMW Group
Das Außendesign zitiert mehrfach das historische Vorbild, den Thunderbolt von 1938.

Der Thunderbolt wies seinerzeit eine polierte Aluminium-Karosserie auf, was zu einem Problem bei den auf den Bonneville-Salzseen im US-Bundesstaat Utah ausgetragenen Rekordversuchen führte. Weil die Außenhaut das grelle Sonnenlicht stark reflektierte, war es fast unmöglich zu bestimmen, wann der Thunderbolt die Zeitmessung passierte. Also malte Eyston einen großen schwarzen Pfeil samt zentralem gelben Kreis auf die Seite des Rekordwagens, der damit auch bei hohem Tempo gut zu erkennen war.

Gelbe Akzente und Pfeile

Beim Rolls-Royce Black Badge Wraith Black Arrow Collection greifen gelbe Akzente an den Stoßfängern, hinter dem Kühlergrill aus dunklem Chrom und an den Rädern diesen historischen Kontext auf. Die hier aus Kohlefaser gefertigte Markenfigur Spirit of Ecstasy trägt ebenfalls gelbe Akzente – und zwar an ihrem Sockel in Form eines gelben Rings. Zudem findet sich hier eine "Black Arrow"-Gravur. Leuchtendes Gelb zeigt darüber hinaus eine Plakette am Motor, die auf das V12-Finale referenziert.

Innen kehrt die Farbe wieder. Nicht nur in Form der vorderen Sitz- und Kopfstützenbezüge (Letztere mit gesticktem Pfeilmotiv), sondern auch an Lenkrad, Türtafeln und Armaturenbrett. Dort findet sich das wohl aufwändigste Detail des Interieurs: Oberhalb des Handschuhfachs weist der Instrumententräger eine Gravur im beschichteten Aluminium auf, die das darunterliegende Metall in Form des stilisierten V12-Motors zum Vorschein bringt.

Überall Einzigartigkeiten

Doch der Rolls-Royce Black Badge Wraith Black Arrow Collection präsentiert noch mehr Einzigartigkeiten: Die Einstiegsleisten, offenporiges dunkles Holz an den Türen und zwischen den Fondsitzen, spezielles Leder mit stärkerem Glanz und tieferer Färbung oder die Zwölf-Uhr-Markierung am Volant, die sich in einer asymmetrischen Linie Richtung Vordersitze fortsetzt. Auf der vorderen Mittelkonsole befindet sich eine beleuchtete Aluminiumform, die die Linien des Thunderbolt symbolisiert.

Rolls-Royce Black Badge Wraith Black Arrow Collection
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Mehr Lichtpunkte als hier wies bisher kein Rolls-Royce mit Sternen-Dachhimmel auf.

Die Zeiger der Analoguhr auf dem Armaturenbrett ahmen die Pfeile des Rekordautos nach. Hier ist ebenfalls die damalige Rekordgeschwindigkeit vermerkt. Einen Bestwert stellen zudem die 2.117 Lichtpunkte im Dachhimmel dar – mehr hatte bisher kein Rolls-Royce. Sie bilden die Sternbilder genauso nach, wie sie am 16. September 1938 von den Salzseen in Utah aus zu sehen waren.

Einen Preis für ein Exemplar des Black Badge Wraith Black Arrow Collection nennt Rolls-Royce nicht. Die Summe ist aber auch weitgehend irrelevant: Die gesamte Zwölferserie ist bereits an Kunden auf der ganzen Welt vergeben worden.

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Ja - für einen Rolls-Royce gibt es nichts Besseres als einen ruhigen kraftvollen Elektroantrieb.Nein - ein aufwendiger Zwölfzylinder-Motor passt viel besser zu einem teuren Luxusauto.

Fazit

Zwölf V12-Coupés zum Abschied des Wraith: Mit den Modellen der Black Badge Black Arrow Collection verabschiedet Rolls-Royce sein Coupé standesgemäß in die Rente. In Sachen Individualisierung haben die Briten offenbar alle Register ihrer Bespoke-Abteilung gezogen. Allerdings blüht dem exklusiven Dutzend wohl eher eine Zukunft in klimatisierten Garagen als auf den Straßen dieser Welt.