Militär hilft beim Heavy Metal Festival
Bundeswehr-Straße durch den Wacken-Matsch

Die größten Trucks bei der Bundeswehr dienen in der Logistik. Ein ganz spezielles Gerät kommt gerade beim Heavy Metal Festival in Wacken zum Einsatz.

Bundeswehr Bergefahrzeuge Lkw
Foto: Bundeswehr

Das Festivalgelände in Wacken versinkt im Schlamm, wer nicht gerade ein Kettenfahrzeug sein Eigen nennt, kann schon mal vorsorglich das Abschleppseil ans Auto binden, um sich von einem der ansässigen Landwirte per Traktor auf den Stellplatz ziehen zu lassen. Dabei gibt es durchaus Leute, die sich mit so etwas auskennen, die Pioniere der Bundeswehr. Und die kommen jetzt in Wacken zum Einsatz, um befestigte Wege für Notfalleinsätze zu errichten. Dafür gibt es bei der Bundeswehr das Faltstraßengerät. Dieses und weitere Berge- und Pionierfahrzeuge hier im Überblick.

Unsere Highlights

Faltstraßengerät

Wege bauen, wo sonst keine sind – das ist die Aufgabe des Faltstraßengeräts. Es basiert auf dem MAN Lkw 15t-Vierachser, mit einem Ausleger am Führerhaus und der Abrolleinrichtung am Heck. Damit werden komplette, aus einzelnen Segmenten bestehende Wege verlegt. Hauptsächlich kommt das System zur Uferbefestigung sowie für die Befahrbarmachung von tiefen Geländeabschnitten (zum Beispiel Sand) zum Einsatz. Durch die Fähigkeit, die Faltstraßen in bis zu 1,2 Meter Wassertiefe zu verlegen, können auch einfache Flussdurchquerungen für andere Fahrzeuge ermöglicht werden. In zehn Minuten lassen sich 50 Meter Faltstraße verlegen, angetrieben wird der Spezialist mit einem 360 PS starken Dieselmotor.

Schwerste Lasten von A nach B bringen, festgefahrene oder defekte Fahrzeuge aus unzugänglichem Terrain holen oder irgendwo im Nirgendwo für befestigte Wege sorgen – dafür braucht es Spezialisten von besonders zupackendem Wesen. Und wenn schon die "Kundschaft" vom Kettenfahrzeug bis zum Containertransporter nicht gerade zierlich ist, muss das Bergefahrzeug eben noch einmal kerniger ausfallen. Ein paar der dicksten Dinger bei der Bundeswehr haben wir uns einmal genauer angesehen.

SLT Elefant

Ein echter Brummer ist, da ist der Name Programm, der Elefant. Die ersten Exemplare wurden bereits in den 1960er Jahren angeschafft, seitdem sorgt die immer wieder modernisierte Sattelzugmaschine der ehemaligen Fahrzeugfabriken Ansbach und Nürnberg (Faun) für den angemessenen Transport schwerster Fahrzeuge unter allen Bedingungen. Eine Besonderheit des SLT (Schwerlasttransporter) Elefant ist der Auflieger mit der als "Schwanenhals" ausgeführten Befestigung am Zugfahrzeug, die für optimale Beweglichkeit selbst im schweren Gelände sorgt.

Bundeswehr Bergefahrzeuge Lkw
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Wenn der Elefant kommt, geht man besser zur Seite. Das Ungetüm ist über drei Meter breit.

Der riesige SLT Elefant kommt beladen auf bis zu 92 Tonnen Zuggesamtmasse, die von einem Deutz Zwölfzylinder-Dieselmotor mit 21,6 Liter Hubraum angetrieben werden. 735 PS und 2.720 Newtonmeter Drehmoment entwickelt die Maschine und treibt den Elefant mit seiner Nutzlast von 52 Tonnen auf bis zu 62 km/h. Gewaltig auch die Abmessungen: Der SLT Elefant ist 3,15 Meter breit, 3,3 Meter hoch und mit Auflieger 18,8 Meter lang.

SLT Mammut

Denselben Job erledigt der SLT Mammut von MAN / Rheinmetall. Bei dem geschützten Schwerlasttransporter liegt die maximale Nutzlast von 70 Tonnen sogar noch höher, mit 130 Tonnen Zuggesamtgewicht spielt der Mammut in einer ganz eigenen Liga. Der Vierachser mit acht angetriebenen Rädern kann außerdem ohne Auflieger als extrem geländegängige Bergemaschine eingesetzt werden, dafür sind zwei mechanische Seilwinden mit je 20 Tonnen Zugkraft installiert. Den Antrieb übernimmt ein V8-Diesel mit 680 PS, die Schaltarbeit ein automatisiertes Zwölfgang-Getriebe. Kein Sattelzug der Bundeswehr kann mehr Last transportieren.

Bergefahrzeug Bison

Nur zur Bergung, nicht zum Transport, ist das Bergefahrzeug Bison vorgesehen, praktisch ein Abschleppwagen in XXL und mit höchster Geländetauglichkeit. Der Bison dient der effizienten Bergung und Sicherung defekter Fahrzeuge. Der 35 Tonnen-Koloss ist trotz seiner Abmessungen sehr beweglich. Seine Ausrüstung ist anpassbar und lässt ihn jedes Radfahrzeug mühelos abschleppen. Schwere Sicherheitstüren und die kugelsichere Kabine bieten der Besatzung Schutz. Der 503 PS starke Dieselmotor ermöglicht den Transport von bis zu zehn Tonnen Last, zusätzlich zu den 35 Tonnen Eigengewicht. Das Bergefahrzeug Bison kann nicht nur defekte andere Fahrzeuge, sondern auch einzelne Teile anheben und transportieren. Deshalb wird der Bison auch für Reparaturarbeiten eingesetzt. Dazu wurde das Bergefahrzeug Bison mit zwei Seilwinden und einem Kran hinter der Kabine ausgestattet.

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Ein echtes Multifunktionsgerät ist das Bergefahrzeug Bison mit seinem zusätzlichen Kran hinter der Kabine.

Schwimmschnellbrücke Amphibie M3

Der nächste Spezialist gewinnt ganz bestimmt keinen Schönheitspreis, ist dafür aber außerordentlich wandelbar. Die "Schwimmschnellbrücke Amphibie M3" ist dann gefragt, wenn Material, Personen und Fahrzeuge über kurze Wasserstrecken wie zum Beispiel Flüsse transportiert werden müssen. Das Fahrzeug selbst ist schwimmfähig und kann somit als Fähre dienen. Als Wasserfahrantrieb dienen zwei hydraulisch steuer- und um 360° drehbare Pump-Jet-Wasserstrahlantriebe im Hauptschwimmkörper der M3, einer in der Bugschräge vor der Vorderachse, der andere in der Heckschräge hinter der Hinterachse. Als Schwimmbrücke überbrücken die Fahrzeuge weit oder eng gekuppelt die gesamte Gewässerbreite. Im Fährbetrieb sind Kombinationen von mindestens zwei und bis zu sechs Amphibien möglich, die zu einer autarken Fähre zusammengekuppelt werden.

Der Reifendruck der vier schlauchlosen 23,5 R 25 XL Reifen kann mittels einer Reifendruckregelanlage dem Einsatz auf Straßen oder im Gelände angepasst werden. Die extrem breiten Reifen verhindern ein Einsinken der Amphibie auf feuchtem Untergrund. Die Amphibie M3 verfügt über zwei lenkbare Antriebsachsen. Mittels der hydraulischen Achsverstellung können diese bei Wasserfahrt in die Radkästen eingefahren werden.

Geschütztes Berge-/Kranfahrzeug

Ein letzter Koloss in unserer Aufstellung ist das Berge- und Kranfahrzeug (GeschBKF), das man in ähnlicher Optik als mobilen Baustellenkran auch aus dem Zivilleben kennt. Der von Liebherr hergestellte und mit einer geschützten Kabine versehene Mobilkran dient zur Bergung und zum Abschleppen von verunfallten oder defekten Fahrzeugen aller Gewichtsklassen. Darüber hinaus können mit der Krananlage des Gerätes eine Vielzahl von Kranaufgaben in der Truppe, wie zum Beispiel Containerumschlag, Stückgutumschlag, Verladen von Fahrzeugen und Einsatz bei Instandsetzungsarbeiten durchgeführt werden. Der 44 Tonnen schwere Kranwagen ist mit einem 544 PS starken Dieselmotor bestückt und kann Lasten bis zu 40 Tonnen schleppen. Der Kran hebt bis zu 22,8 Tonnen.

Umfrage
Die Fahrzeugmodelle der Bundeswehr sind ...
19483 Mal abgestimmt
... beeindruckende Maschinen.... den US-Modellen unterlegen.

Fazit

Besondere Einsätze erfordern besondere Lösungen: Zum Bergen havarierter Fahrzeuge aus unwegsamem Gelände gibt es bei der Bundeswehr diverse Spezialfahrzeuge mit ganz speziellen Fähigkeiten – schleppen, heben, transportieren. Angesichts der teils extrem schweren "Kundschaft" fallen die Bergefahrzeuge dementsprechend massiv aus. Eine Sonderrolle kommt den Pionier-Fahrzeugen zu, die Wege bauen, wo keine sind – damit sich erst gar niemand festfährt.