3.0 Hurricane I6 Twin Turbo für Stellantis
Neuer Sechszylinder mit über 500 PS ersetzt V8

New York Auto Show 2022

Stellantis bringt einen neuen Reihen-Sechszylinder für die US-Modelle. Der Motor mit Biturbo wird in Zukunft die V8-Motoren ersetzen.

Stellantis Reihen-Sechszylinder 3.0 HO Hurricane
Foto: Stellantis

In Zeiten vollflächiger Elektrifizierung überrascht Stellantis mit einem neuen, großen Verbrennermotor. Der Twin-Turbo Reihensechszylinder wird längerfristig die bisherigen V8-Motoren im Angebot der US-Marken des Konzerns (Chrysler, Jeep, Dodge und RAM) ersetzen.

Kurz im Konfigurator

Aufgetaucht war die neue Maschine zunächst für wenige Stunden im Konfigurator für den Jeep Wagoneer auf der amerikanischen Jeep-Seite, wo er als "Engine Upgrade" zum Standard-Motor (ein klassischer Sauger V8 mit 6,4 Liter Hubraum) geführt wurde, Aufpreis 2.000 Dollar. Kurze Zeit später war diese Option wieder aus dem Konfigurator verschwunden, was vermuten lässt, dass es sich hierbei um eine Panne und verfrühte Veröffentlichung handelte. Doch da war die Info schon in der Welt.

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Nachdem in den USA die Information über die neue Maschine in den sozialen Medien steil ging, hat Stellantis nun offiziell bestätigt, dass dieser Motor kommen wird. Die Bezeichnung des Motors als "Upgrade" legt den Schluss nahe, dass Stellantis die Maschine als bessere Option gegenüber den in USA bei vielen Konzernmodellen noch verbauten V8-Motoren einstuft. Nicht nur bei Jeep, auch bei Chrysler, Ram und Dodge werden aktuell noch V8-Maschinen verbaut. Deren Zeit läuft allerdings selbst in den USA inzwischen ab.

Dreiliter-Motor heißt "Hurricane"

Die Entwicklungsarbeit an dem neuen Motor wurde bereits 2019 aufgenommen, als die US-Marken noch im Fiat-Chrysler-Konzern beheimatet waren. Als Produktname wird der Reihensechszylinder die Bezeichnung "Hurricane" tragen, ein traditionsreicher Titel: Unter diesem Namen war schon 1950 ein Vierzylinder mit 75 PS im Willys Jeep angetreten, der F4-134 Hurricane.

Bei der neuen Maschine handelt es sich um einen Reihensechszylinder mit drei Liter Hubraum und Biturbo-Aufladung. Damit folgt die Konstruktion etlichen anderen Herstellern, bei denen ebenfalls moderne Dreiliter-Reihensechszylinder als Ersatz für V8-Maschinen konstruiert wurden. Der neue Hurricance-Motor teilt sich dabei Bohrung und Hub (84 x 90 mm) mit dem auch in Europa angebotenen Zweiliter-Vierzylinder (unter anderem Alfa Romeo Stelvio und Jeep Wrangler).

Motorblock und Zylinderkopf des Hurricane-Sechszylinder bestehen aus Aluminium. Es wird zwei Leistungsvarianten geben: SO (Standard Output) und HO (High Output). Letztere Bezeichnung hatte bereits in den 1990er Jahren ein anderer Reihen-Sechszylinder bei Jeep, der 4.0 High Output. Der neue Motor wird in der SO-Variante mit weniger Ladedruck beaufschlagt (1,5 bar) und eine höhere Verdichtung (10,4:1) als der HO-Motor besitzen. Hier wird eine Leistung von über 400 PS und ein Drehmoment von 610 Newtonmeter erwartet. Gegenüber ähnlich starken V8-Motoren des Konzerns wird eine Kraftstoff-Ersparnis von rund 15 Prozent versprochen.

507 PS Maximalleistung

Als High Output mit höherem Ladedruck (1,8 bar) bekommt der Motor eine Verdichtung von 9,5:1 und geschmiedete Alu-Kolben (Beim SO: Druckguss-Alu-Kolben). Die Leistung des HO-Motors soll ersten Gerüchten zufolge bei 507 PS liegen, das maximale Drehmoment bei 644 Newtonmeter. Beiden Motoren gemeinsam ist eine besonders verschleißarme Plasma-Beschichtung der Zylinderwände statt klassischer Laufbuchsen (Plasma Transfer Wire Arc / PTWA-Beschichtung). Die Benzin-Direkteinspritzung arbeitet mit einem Druck von 350 bar.

Beim neuen Reihensechszylinder ist ein Turbolader für je drei Zylinder zuständig. Ein Wasser-Ladeluftkühler mit eigenem Wasserkreislauf ist direkt am Motor untergebracht. Dabei kommt eine elektrische Wasserkumpe mit Nachlaufregelung zum Einsatz, um die thermisch hochbelasteten Turbolader beim Abstellen des Motors weiter zu kühlen. Wassergekühlt sind außerdem die im Zylinderkopf integrierten Auspuffkrümmer, was nebenbei für eine sehr schnell ansprechende Heizleistung für die Fahrzeugklimatisierung sorgen dürfte. Die beiden obenliegenden Nockenwellen verfügen über eine voneinander unabhängige variable Ventilsteuerung.

Der Zeitpunkt des ursprünglichen Leaks legt nahe, dass der neue Motor auf der kommenden New York Auto Show Mitte April als Option im Jeep Wagoneer Premiere feiern wird. Produziert wird er im mexikanischen Motorenwerk Saltillo. In Europa wird die Maschine wohl kaum offiziell angeboten werden, dafür betont Stellantis, dass es "der primäre Verbrennungsmotor der Zukunft in Nordamerika für Fahrzeuge, die auf den Plattformen STLA Large und STLA Frame basieren" sein wird.

Außerdem wird in der Beschreibung des Motors die Möglichkeit genannt, dass Stellantis den Antrieb auch als Teil einer PHEV-Lösung nutzen wird. Das wäre dann zum Beispiel eine Option für den auch bei uns angebotenen neuen Jeep Grand Cherokee.

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Fazit

Ob Absicht oder Unfall, trotz schneller Löschung der Information von der US-Webseite war der neue Motor lange genug online, um aufzufallen und Stellantis zur Reaktion und offiziellen Bestätigung des Dreiliter-Sechszylinder zu bringen. Während der Stellantis-Konzern in Europa konsequent auf Elektroantriebe setzt und einen Verbrenner nach dem anderen aus dem Programm kegelt, wird es in den USA einen komplett neu entwickelten Sechszylinder Bi-Turbo mit bis zu 500 PS geben. Zunächst wohl bei Jeep im neuen Wagoneer, später sicher auch bei anderen US-Marken als Ersatz für die bisherigen V8-Maschinen. Vor allem bei den Ram-Trucks (auf denen der Wagoneer auch basiert) sind die bisherigen V8-Maschinen noch zahlreich im Einsatz, doch deren Tage scheinen nun auch in den USA gezählt. Möglicherweise wird die neue Maschine auch als Basis eines Plug-in-Hybrid Antriebsstrangs dienen.