Mercedes CLA Shooting Brake gegen Kia Proceed
Erster Vergleich der neuen Lifestyle-Kombis

Mercedes zeigt auf dem Genfer Autosalon seinen neuen CLA Shooting Brake und Kia stellt ein paar Meter entfernt sein Konkurrenzmodell Proceed ins Scheinwerferlicht. Wir haben uns beide Autos auf der Messe angesehen und verglichen.

Genf Autosalon 2019 Kaltvergleich Proceed Kia Mercedes CLA Shooting Brake
Foto: Guido ten Brink / SB-Medien / ams

Viertürige Shooting Brakes, also Kombi-Coupés mit zwei zusätzlichen Türen, sind selten. Vom CLS Shooting Brake hat sich Mercedes verabschiedet, aber den kompakten CLA Shooting Brake haben die Schwaben in zweiter Generation neu aufgelegt. Die Karosserieform gefällt auch Kia-Chefdesigner Peter Schreyer und so gibt es vom Ceed ebenfalls einen Shooting Brake – das Modell nennt sich Proceed. Wir haben uns auf dem Genfer Autosalon beide Lifestyle-Kombis genauer angesehen und herausgefunden, wer von den beiden wo punktet.

Unsere Highlights

Optisch hat der CLA gegenüber seinem Vorgänger deutlich gewonnen, die Proportionen wirken harmonischer, die Formen stimmiger. CLA und Proceed ist gemein, dass sie bis zur B-Säule ihren Modellgeschwistern gleichen, erst dahinter beginnt der Shooting-Brake-Spaß. Und bei der Heckgestaltung war Kia augenzwinkernd frech und hat sich erfolgreich am Porsche Panamera Sport Turismo orientiert.

Der Mercedes ist mit 4,69 Metern neun Zentimeter länger und mit 1,83 Metern auch drei Zentimeter breiter als der Kia. In der Höhe schenken sich die beiden mit 1,44 Metern nichts.

Kaltvergleich Mercedes CLA Shootingbrake Kia Proceed Genf Autosalon 2019
Hersteller / ams
Das Kia-Cockpit ist (oben) ist etwas klassischer gestaltet als das mit Hightech vollgepackte Cockpit des Mercedes.

Mercedes innen premium

Innen klotzt Mercedes mit prallem Design und Hightech-Ausstattung. So gibt es sportliche Ledersitze mit integrierten Kopfstützen vorn und hinten (höchstwahrscheinlich in Verbindung mit einem kräftigen Aufpreis), Touch-Bedienflächen am Multifunktions-Lenkrad und in der Mittelkonsole sowie das MBUX-System mit zwei großen Bildschirmen hinter einer gemeinsamen Glasfläche und eine ausgetüftelten Spracherkennung. Kia ist da etwas zurückhaltender, wobei auch hier die Oberflächen hochwertig wirken und gut verarbeitet sind. Aber bei der Ausstattung rasiert der CLA den Proceed – der Koreaner bietet weniger Touch-Bedienelemente, weniger App-Hightech und im Gegensatz zum Mercedes muss der Beifahrersitz immer mechanisch verstellt werden. Wer aber ein halbwegs modernes Smartphone hat, kann durch die Integration desselben ins Kia-Infotainment-System viele technische Highlights genießen, die beim Mercedes auch ohne Handy mit an Bord sind.

Vergleich Mercedes CLA Shooting Brake/Kia Proceed
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Top: Der Einstieg in den Fond des Kia geht leicht. Auf der Rückbank hat man dann viel Platz.

Richtig spannend wird es beim Thema Platzverhältnisse. Vorn ist das ein totes Rennen, beide Kontrahenten bieten dem Fahrer viel Platz und eine gute Bedien-Ergonomie. Hinten dann die Überraschung: Obwohl der CLA breiter und länger ist, hat man im Kia-Fond mehr Platz für Beine und Kopf. Auch der Einstieg funktioniert spürbar einfacher.

Vergleich Mercedes CLA Shooting Brake/Kia Proceed
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Sport-Einzelsitze im Fond des Mercedes - aber man hat dort weniger Platz als im Kia.

Kia Kofferraum: größer

Die Hersteller weisen gerne darauf hin, dass Shooting-Brakes in Sachen Kofferraumvolumen kaum Nachteile gegenüber herkömmlichen Kombis bieten. Aber wie sieht es im Vergleich zwischen CLA und Proceed aus? Mercedes hat das Heckabteil gegenüber dem Vorgänger um zehn auf 505 Liter vergrößert – und verliert trotzdem deutlich gegen den Kia, der mit 594 Litern auf fast 90 Liter mehr kommt.

Bei den Antrieben sind sich beide Hersteller einig: Ein Shooting Brake ist eher etwas für sportlich orientierte Kunden. Zwar geht es beim Kia mit einem 140-PS-Benziner los, aber es gibt auch einen 1,6-Liter-Turbobenziner mit 204 PS. Für Diesel-Freunde ist ein 1,6-Liter-Aggregat mit 136 PS vorgesehen. Wer mehr Power möchte, muss sich bei Mercedes umsehen: Zwar gibt es einen 136-PS-Einstiegsmotor, aber das Topaggregat hat im CLA 250 Shooting Brake 225 PS. Deutlich heftiger wird es, wenn später die AMG-Varianten folgen. Kias Konzernmutter Hyundai hätte zwar mit dem 2.0-T-GDI-Performance-Motor das 275-PS-Triebwerk aus dem i30 N im Haus, aber anscheinend gibt es aktuell keine Pläne, dieses Power-Aggregat in einen Kia einzubauen.

Preise: klassische Rollenverteilung

Bei den Preisen bleibt eine Überraschung aus: Der Mercedes CLA Shooting Brake dürfte im Einstieg um die 32.100 Euro kosten – die genauen Preise sind noch nicht bekannt. Der Kia Proceed geht bei 27.690 Euro los – das wären 4.410 Euro weniger als beim Mercedes.

Fazit

Wow: In diesem Vergleich treten zwei gute Autos gegeneinander an, die sich nicht viel schenken. Der Mercedes CLA Shooting Brake hat bei der modernen Technik, der Innenraum-Ausstattung und den hochwertigen Materialien die Nase vorn.

Der Kia Proceed hält mit mehr Platz im Fond, größerem Kofferraum und einem deutlich niedrigeren Preis dagegen. Und eine gute Figur macht er außerdem. Wer sich ganz normal im Straßenverkehr bewegen möchte, findet bei beiden Herstellern eine passende Motorisierung – nur wer echten Sport braucht, muss auf die Mercedes-AMG-Modelle warten, denen Kia vorerst nichts entgegensetzt.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass wir hier zwei Shooting Brakes mit vielen Stärken und ohne nennenswerte Schwächen vor uns haben – und das Kia inzwischen durchaus in der Lage ist, im Revier deutscher Premiumhersteller zu wildern.