Neuer Audi-Chef
BMW-Vorstand Duesmann soll Stadler beerben

Der VW-Konzern ist bei der Suche nach einem Nachfolger für Audi-Chef Rupert Stadler fündig geworden. Der gerade bei BMW gegangene Einkaufsvorstand Markus Duesmann soll den Posten übernehmen.

Markus Duesmann
Foto: BMW

Weil der bisherige Audi-Vorstandschef Rupert Stadler wegen Manipulationsvorwürfen im Gefängnis sitzt, hatte der VW-Konzern einen Nachfolger für Stadler gesucht. Den Chefposten bei Audi könnte der von BMW kommenden Markus Duesmann werden. BMW hatte am Montagabend den Abgang von Duesmann aus „persönlichen Gründen“ verkündet, ohne weitere Details zu nennen. Duesmann war bislang Einkaufsvorstand bei BMW. Am Dienstag bestätigt VW, dass man Duesmann den Eintritt in den Konzernvorstand angeboten hat. Eine entsprechende Vereinbarung wurde bereits unterzeichnet. In Folge könnte Duesmann dann auf Stadler folgen, wenn dessen Zukunft geklärt ist.

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Das Handelsblatt hatte zuvor berichtet, Duesmann könne den Audi-Posten aber frühestens in einem halben Jahr antreten, da er eine Wettbewerbsklausel in seinem Vertrag habe. Die Hoffnung ruhe natürlich darauf, dass ihn BMW schneller aus seinem Vertrag lasse und er möglichst bald bei Audi anfangen könne.

Große Aufgaben für Duesmann

Auf Markus Duesmann wartet bei Audi eine mehr als anspruchsvolle Aufgabe. Das Unternehmen ist beim Absatz hinter BMW und Mercedes zurückgefallen. Und die Prognosen für die nächsten drei Geschäftsjahre lassen vermuten, dass sich der Rückstand auch nicht verändern wird.

Derweilen hat die in Ingolstadt verfolgte Audi-Strategie 2025 hohe Ziele ausgerufen: Bis dahin soll die VW-Tochter 10 Milliarden Euro Gewinn machen und eine Rendite zwischen acht und zehn Prozent einfahren; zudem wesentlich schlanker in den Unternehmensstrukturen werden und sich zur „New Premium“ Marke wandeln. Audi investiert bis 2025 dafür rund 40 Milliarden Euro in die digitale, elektrische und autonome Mobilität.

Durch die intensive Digitalisierung will Audi allein eine Milliarde Euro im Ergebnis durch digitale Services und neue Geschäftsmodelle erwirtschaften. Diese Services erfordern aber die Schaffung einer einheitlichen Elektronik-Architektur (E3-Architektur), die sich durch alle Baureihen und sogar konzernweit durchziehen muss.

Bis 2025 will die Ingolstädter Marke 800.000 Elektroautos und Plug-in-Hybride verkaufen – was bis dahin etwa jedem dritten Fahrzeug entspricht. Auf die Kunden wartet dann in jeder Kernbaureihe eine elektrifizierte Variante.

Und auch hinsichtlich der Umweltfreundlichkeit seiner Werke hatte Ex-Chef Stadler ehrgeizige Ziele: Das Audi-Werk in Brüssel soll der erste CO2-neutrale Standort im Produktionsverbund werden. Bis 2030 sollen dann alle Audi-Standorte weltweit CO2-neutral sein.

Um den langjährigen Claim „Vorsprung durch Technik“ wieder besser zu untermauern, will Audi bis 2025 auch ein Brennstoffzellenauto in Serie bringen und Technologieführer beim autonomen Fahren sein. Schon 2021 soll auf Basis des Audi Aicon das erste autonome Elektroauto mit dem Audi-Logo in einer Pilotflotte getestet werden.

Also eine Menge „guter Vorsätze“, die auf Markus Duesmann warten. Übrigens ebenso wie ein starker Betriebsrat.

Zweiter BMW-Topmann zum VW-Konzern

Der gelernte Maschinenbauer war seit 2007 im BMW-Konzern – zunächst im Formel-1-Team, ab 2012 als Leiter der Motorensparte. Im Oktober 2016 wurde zum Einkaufsvorstand berufen. Anfang Juli hatte der Manager einen Milliardenvertrag mit dem chinesischen Batteriezell-Produzenten CATL geschlossen, der unter anderem dafür ein neues Werk in Thüringen bauen will.

Nach Herbert Diess, der bereits im Jahr 2015 von BMW in den VW-Vorstand gewechselt war, ist Duesmann der zweite Topmanager, den die Wolfsburger von BMW abwerben. Diess ist seit dem Rückzug von Matthias Müller VW-Konzern-Vorstandsvorsitzender, er dürfte hinter der Berufung von Duesmann stehen.