BMW X2 und Audi Q2
Kompakte SUV-Coupés im Vergleich

Der in Paris vorgestellte BMW X2 will ja nur ein Ausblick sein, auf ein künftiges Offroad-Coupé auf X1-Basis. Auf eine ähnliche Marktnische zielt der ebenfalls recht neue Audi Q2, der mit dem größeren X2 mehr gemeinsam hat als die Ziffer in der Modellbezeichnung.

Audi Q2, BMW X2, Frontansicht
Foto: Fabian Kirchbauer

Das Besetzen von Marktnischen gehört bei BMW seit der Ära des legendären Marketingchefs Paul G. Hahnemann sozusagen zur Marken-DNA – ein Kompakt-SUV-Coupé hätte Nischen-Paul also vermutlich gefallen. Dabei ist die Marktlücke, auf welche die Studie zielt, gar nicht mal so unbesetzt. Ein Mercedes GLA macht sich da bereits breit, kommendes Jahr erscheint der nächste Mini Countryman, und von Audi gibt es neuerdings den Q2.

Audi Q2, BMW X2, Heckansicht
Fabian Kirchbauer
Zwei komplett unterschiedliche Designs: Zugegebenermaßen ist der X2 noch nicht ganz serienreif und wird deshalb eventuell optisch noch verändert.

Der ist eine Klasse kleiner, mag man einwerfen, doch ein Blick auf die Preisliste des kleinsten Audi-SUV zeigt, dass der Unterschied nicht gar so groß sein wird. Um die 34.000 Euro dürfte ein Q2 mit Allrad, S tronic und dem 190-PS-TDI kosten, und das ist eine Klasse, in die sich der X2 einfügen dürfte. Zu Motorisierungsvarianten oder gar Preisen äußert sich BMW freilich noch nicht. Dennoch darf man davon ausgehen, dass der X2 – wenn er in einem Jahr auf den Markt kommt – nur mit den kräftigeren Motoren des X1 sowie xDrive-Antrieb zu haben sein wird. Der Einstiegspreis dürfte dann ebenfalls deutlich über 30.000 Euro liegen.

X2 Studie mit 21-Zöllern

Ebenso bedeckt gibt man sich bei BMW, wenn es um die Maße des X2 geht. Immerhin ist die Pariser Studie ja kein Vorserien-Prototyp, sondern eben eine Studie. Das Serienmodell wird sich davon unterscheiden, einige Details des Entwurfs werden es dennoch auf die Straße schaffen. Die 21-Zoll-Räder mit dem extra für die Studie entworfenen Reifenprofil-Design werden aber ziemlich sicher nicht dazugehören.

Der Audi ist fast 4,20 Meter lang und hat 2.595 Millimeter Radstand, wirkt so neben dem stämmigen BMW beinahe zierlich, die schmächtigeren Räder unterstreichen den Eindruck. Zwar scheint der X2 kompakter dazustehen als der X1 (Länge 4.439 mm, Radstand 2.670 mm), doch viel kleiner dürfte er nicht sein. Dabei war in der Frühphase des Projekts noch von einer Gesamtlänge unter vier Metern die Rede.

Was das Raumangebot im Interieur angeht, dürfte ein Vergleich dennoch zugunsten des Q2 ausfallen. Die Dachlinie des X2 und der knappe Türausschnitt lassen vermuten, dass Personenbeförderung auf dem Rücksitz nicht ganz oben im Lastenheft stand. „Der BMW Concept X2 ist“, so BMW-Group-Designchef Adrian van Hooydonk, „das Fahrzeug für aktive Menschen, die die Verbindung von Freude und Funktion suchen.“

Diese Funktionalität unterstreicht die Studie mit einer reizvollen Design-Idee, die Designer Sebastian Simm, der kreative Kopf hinter dem Konzept, als Verbindung scheinbarer Gegensätze umschreibt. Die flache, sportliche Linie eines typischen BMW-Coupés verschmilzt hier mit dem robusten, stabilen Unterbau eines allradgetriebenen SUV.

Mit knappen Handbewegungen erklärt Simm die Linienführung seines Entwurfs, erläutert Details und erklärt Lösungen. Die neuen Akzente an der Front etwa. Sie fallen erst beim genaueren Betrachten auf, prägen jedoch den Eindruck des Fahrzeugs.

Ein BMW mit veränderter Niere

Die Niere, erklärt Simm, senke den optischen Schwerpunkt der Fahrzeugfront. Der Trick dabei: Das Nierentrapez ist umgedreht, mit der breiteren Seite unten. Zusammen mit den höher platzierten Scheinwerfern ergibt sich so ein X – eine Form, die sich weiter unten an der Gestaltung der Lufteinlässe wiederholt.

Auffällig auch die betont flache A-Säule. Sie sorgt zusammen mit dem nach hinten gezogenen Greenhouse für eine dynamische Linie und eine weitere Absenkung des optischen Schwerpunkts.

BMW X2, Seitenansicht
Fabian Kirchbauer
Die Platform kommt aus dem X1 und findet sich auch im Mini Countryman wieder.

Neue Designelemente zeigen ebenso die Scheinwerfer. Der Concept X2 blickt mit streng zusammengekniffenen LED-Augen ins Studio, innerhalb der Scheinwerfereinheiten wird das X-Thema als Lichtgrafik wieder aufgegriffen. Natürlich werden nicht alle Varianten des Serien-X2 mit LED-Licht kommen, deutet Simm an, dennoch wäre es nicht überraschend, wenn das Licht-X bald auf der Straße aufleuchtete.

So kühl und technisch die Licht-signatur wirkt, viel traditionelles BMW-Design ist an dem Entwurf ebenfalls zu entdecken. Der bekannte Hofmeister-Knick etwa, der ja auch aus der Hahnemann-Zeit stammt, hier allerdings neu und elegant mit einer Chromspange akzentuiert.

Markentypische Elemente im X2

Direkt oberhalb des Knicks ist ein weiteres traditionelles Detail zu entdecken, das BMW-Logo auf der C-Säule. Markenkenner sehen sich an die BMW-Coupés der Baureihen 120 und E9 aus den 60er- und 70er-Jahren erinnert, deren C-Säulen ähnlich geschmückt waren. Das Heck orientiert sich ebenfalls an markentypischen Vorbildern, die L-förmigen Rückleuchten etwa, die allerdings hier profilierter herausgearbeitet sind.

Dazwischen befindet sich die Ladeöffnung. Sie ist coupéhaft klein und – wie alle anderen Türen der Studie – nicht zu öffnen, da der Concept X2 noch ohne Interieur ist. Da ist der Q2 freilich ein paar Schritte weiter, der steht seit Wochen bereits bei den Händlern. Dessen Innenraum ist übrigens überraschend geräumig, wenngleich weitab von rekordverdächtigen Laderaummaßen.

Doch ähnlich wie der X2 justiert der Q2 die Designsprache seiner Marke nach. Er ist sofort als Audi zu erkennen, zeigt dennoch frische und überraschende Lösungen, wie etwa den neu interpretierten Singleframe-Grill, die kubisch anmutenden Rücklichter sowie die Blades an den C-Säulen, eine Reminiszenz an den R8.

Im Interieur ist der Q2 ganz im Stil des Hauses gehalten, da warten keine Überraschungen. Die gibt es beim Raumangebot: Der kompakte Audi ist innen ausgesprochen geräumig, vier Personen plus Gepäck kommen hier locker unter.

Beim X2 lassen sich dazu noch keine Aussagen treffen. Wie nah der Concept X2 am Serienmodell ist, auch das ist eine Frage, auf die es derzeit keine Antwort gibt. Schließlich wollen uns die Designer noch das eine oder andere Mal überraschen.

BMW X2 Concept Paris Autosalon
Stefan Baldauf
Ein strenger Blick: Das X aus der Modellbezeichnung taucht im Inneren der Scheinwerfer ebenfalls auf.

Fazit

Im boomenden Kompakt-SUV-Segment zeigt BMW mit dem Concept X2 einen gelungenen Entwurf. Er ist innovativ, ohne die Markenfreunde zu verschrecken. Ähnliches lässt sich ebenso über den Audi Q2 sagen, der gekonnt mit traditionellen und neuen Designelementen spielt. Einen Sieger gibt es hier nicht, da müssen Sie auf den ersten Vergleichstest warten.