Viper ACR-Rekordversuch auf dem Nürburgring
Crowdfunding-Team scheitert an der 7-Minuten-Hürde

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Der Nürburgring-Rekordversuch des privat finanzierten Viper ACR-Teams ist gescheitert. Schneller als 7:01,3 Minuten schaffte es keiner der Fahrer um die Nordschleife des Rings. Am Ende kann das Team trotzdem stolz auf sich sein!

Dodge Viper ACR, Nürburgring-Rekordversuch, Crowdfunding, Nordschleife
Foto: Eric Meyer // @photobymeyer

Ob Russ Oasis enttäuscht ist? Vielleicht ein bisschen, immerhin war es seine Idee, die Dodge Viper ACR auf ihre letzte Mission zu schicken: Der Rekord für straßenzugelassene Fahrzeuge auf der Nordschleife des Nürburgrings sollte geknackt werden. Ein einzigartiges Projekt, denn der Rekordversuch war crowdfinanziert, durch Spenden von Viper-Fans und Nürburgring-Freaks. Kein Hersteller, weder Dodge noch FCA, stand dahinter. Nur Kumho sponserte die Reifen.

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Lance David Arnold fährt fast unter die 7-Minuten-Grenze

Am Ende hat es nicht geklappt: Ersatz-Fahrer Lance David Arnold, der für die in der VLN aktiven Luca Stolz und Dominik Farnbacher einsprang, stanzte in seiner fünften Runde eine 7:01,3 Minuten in den Asphalt der „Grünen Hölle“. Wer sich die Runde anschaut, sieht sofort, dass da noch einiges gegangen wäre: Arnold verschaltet sich ein paar Mal, trifft in einigen Ecken die Ideallinie nicht perfekt und könnte hier und da noch etwas Tempo zulegen. „Die Viper war zu diesem Zeitpunkt auch vollgetankt.“

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„Jeder hat geglaubt, dass die Viper ACR gut für eine 6:55-Minuten-Runde gut genug wäre“, sagt Russ Oasis. Und mit jeder meint er nicht irgendwelche Zuschauer, sondern seine Techniker und die Fahrer selbst. Alle drei hätten gesagt: „Das Auto ist einfach unglaublich!“

Nichtsdestotrotz kann sich die Rundenzeit von 7:01,3 Minuten durchaus sehen lassen. Das bedeutet immerhin Rang 3 in der ewigen Bestenliste der Nordschleifen-Helden. Die ACR liegt damit hinter dem Lamborghini Huracán (6:52 Minuten) und dem Porsche 918 Spyder (6:57 Minuten). Und im Gegensatz zum Lambo und dem 918 nutzt die Viper ACR lediglich Hinterradantrieb und ein manuelles Schaltgetriebe statt Allrad und Doppelkupplungsgetriebe.

Und am Ende fällt doch ein Ring-Rekord

Bedeutet: Die Viper ACR hat nun doch einen Rekord geknackt, nämlich den für hinterradgetriebene, handgeschaltete Sportwagen. Unser sport auto-Supertester Christian Gebhardt hatte vor einiger Zeit den Rekord für eben diese Sportwagen geknackt – mit der der Viper ACR nicht unähnlichen Corvette Z06 fuhr er eine 7:14 Minuten.

Lance Arnold hätte auch schneller gekonnt – ohne Zweifel. Doch es hat nicht sein sollen. Die Viper ACR kämpfte bereits während des gesamten Rekordversuchs mit Reifenproblemen – die Kumho V720 hielten einfach nicht lange genug durch. Und irgendwann wurden die Konsequenzen deutlich spürbar. Bei 220 km/h – mitten in einer Kurve – platzte der linke Vorderreifen von Arnolds Viper. Er streifte die Leitplante, rutschte dann über die Strecke auf die andere Seite, und krachte in die andere Leitplanke. Zum Glück blieb er unverletzt. Ganz im Gegensatz zu seinem Dienstfahrzeug, das schwer beschädigt wurde. Ein Bild zeigt, wie heftig der Einschlag gewesen sein muss.

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Der Blog „Nürburgring: Bridge to Gantry“ bringt es ziemlich genau auf den Punkt: „Seht diese Viper nicht als kaputtes Auto, sondern als einen Held mit Narben aus seinem Kampf. Ein gefallener Champion, der für tausende Fans auf der ganzen Welt gekämpft hat. Ohne Werksunterstützung, ohne Automatikgetriebe, ohne fragwürdige Reifen oder Turbos mit mehr Dampf als angegeben.“

So long, Viper ACR!

Hintergrund: Spendenaktion für die Viper ACR

Eine Gruppe Viper-Fans bastelte über die letzten Monate hinweg daran, die Legende noch einmal auf die Nordschleife loszulassen. Das ursprüngliche Ziel: Die Hardcore-Version ACR (American Club Racer) sollte dem Porsche 918 Spyder den Rekord von 6:57 Minuten abjagen. Das haben inzwischen andere getan. Der Lamborghini Huracán Performante brauste in 6:52 Minuten durch die Grüne Hölle. Der Elektroflitzer Nio EP9 soll sogar eine Rundenzeit von 6:45 Minuten hingeknallt haben.

Obwohl die Latte inzwischen also wesentlich höher ist, haben die Fans nicht locker gelassen. Der Viper Club of America sammelte im Internet über eine Crowdfunding-Seite Geld für das Unterfangen auf der Nordschleife. Es sollten über Spenden 159.000 US-Dollar eingesammelt werden. Mit dem Geld sollen zwei Dodge Viper ACR über den Atlantik gehievt, die Streckenmiete bezahlt und die Betriebskosten vor Ort getilgt werden. Ein texanischer Viper-Händler hatte sich zuvor bereiterklärt, die zwei benötigten ACR zu stellen.

Die Geldsammelaktion hat sich ausgezahlt: 378 Viper-Fans spendeten insgesamt 165.160 US-Dollar. Das entspricht nach derzeitigem Umrechnungskurs rund 147.000 Euro. Macht pro Nase durchschnittlich etwa 388 Euro. Wer für den geplanten Ausflug auf die Nordschleife, der ursprünglich für April ins Auge gefasst war, jetzt aber im Juli stattfinden soll, 10.000 Dollar oder mehr bezahlte, wird an die Strecke eingeladen.

Kann der Hubraumriese mit 8,4-Liter-V10 wirklich einen neuen Rekord aufstellen? Nach den letzten Verbesserungen ist das kaum mehr vorstellbar. Es gibt eine Referenz. Das 2010er Modell umrundete mit Dominik Farnbacher die gefürchtete Eifelpiste in 7:12,13 Minuten (Artikel). Die aktuelle Viper ACR mit 654 PS und 814 Nm sollte das schon unterbieten können. Zumal die Ingenieure vor allem viel Aufwand in die Aerodynamik steckten. Mit seinem Flügelwerk soll der US-Sportwagen bei 285 km/h knapp eine Tonne Abtrieb erzeugen. Auf 13 US-Strecken hält die Viper bereits Rekorde.

So oder so: Es wäre ein würdiger Abschied für die Viper. Für den letzten Ritt auf der Nordschleife wurden Dominik Farnbacher und Luca Stolz auserkoren. Die Viper ACR kommt mit dem „Extreme Aerodynamik Package“ und wird auf Kumho-Semi-Slicks in den Dimensionen 295/25 R19 vorne und 355/30 R19 hinten antreten.

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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten