Dodge SRT Viper ACR (2016)
Die Letzte ihrer Art?

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Dodge präsentiert mit der Viper ACR die Rennstrecken-Version des amerikanischen Kultobjekts. Das leicht modifizierte 8,4-Liter-V10-Triebwerk bleibt in punkto Leistung jedoch knapp hinter der Corvette Z06 zurück. Das bleibt nicht der einzige Nachteil der beflügelten Giftschlange.

Dodge Viper ACR, 2016, V10
Foto: Dodge / SRT

Der Viper geht es nicht gut: Schlechte Verkaufszahlen rütteln am Konzept des amerikanischen V10-Sportwagens. Vielleicht helfen die Erfolge aus dem Motorsport, das Ende einer Legende abzuwenden. Dodge hat bei der neuen Viper ACR (American Club Racer) viel Rennsport-Knowhow eingesetzt. Doch die Konkurrenz ist stark.

Motorsport-Gene für die neue Dodge SRT Viper ACR (2016)

Dass es die Dodge Viper ACR (2016) ernst meint, sieht man auf den ersten Blick: Der gesamte Sportwagen ist von Flügeln geradezu überzogen. Das lässt die Giftschlange extremer als den GTS-R-Rennwagen aussehen, der in der United SportsCar Championship für die Amerikaner erfolgreich ist. Natürlich spielt das Aussehen nur eine untergeordnet Rolle - die Funktion ist wesentlich wichtiger: Abtrieb generieren.

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Um das umzusetzen, haben die Dodge- und SRT-(Street and Racing Technology)-Ingenieure bei der Viper ACR eng mit dem Rennteam zusammengearbeitet. Die Ergebnisse sprechen für sich: Beinahe eine Tonne Abtrieb soll der beflügelte Sportwagen bei seiner Höchstgeschwindigkeit von 177 mph (285 km/h) bei Tests erzeugt haben. Zum Vergleich: Ein McLaren P1 mit aktiver Aerodynamik schafft es auf rund 600 kg Abtrieb bei 160 mph (256 km/h).

Bezogen auf die Viper ACR klingt das erst einmal abenteuerlich, scheint angesichts des betriebenen Aufwands aber glaubhaft: An der Front zerteilt ein abnehmbarer Splitter die Luft und leitet sie über das Auto, und nicht unten durch. Das soll Untersteuern minimieren. Den gleichen Effekt haben die vor den Radhäusern montierten Flics, die den Luftstrom über die Radkästen zum auffälligsten Aero-Element der Viper ACR leiten sollen: dem Heckflügel.

Der beinahe zwei Meter (1.876 mm) breite Flügel ist Teil des "Extreme Aero Package“. Er besteht aus zwei Elementen und ist verstellbar. Am hinteren Teil des Spoilers findet sich noch eine "Gurney“-Lippe, die in ihrem Aufbau einer Abrisskante ähnelt.

"Es geht nicht nur um Power, sondern auch um Fahrbarkeit"

Damit nicht genug: Am Viper-Heck installierten die SRT-Experten noch einen Diffusor mit sechs vertikal zur Straße platzierten Finnen. Mit den erzeugten Wirbelschleppen soll er für Abtrieb und Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten sorgen. Im Vergleich zum Viper-"Track Attack"-Package soll der maximale Abtrieb um das Dreifache gestiegen sein.

Nur um wenige Pferdestärken ist indes der 8,4 Liter große V10-Saugmotor erstarkt. Während das Serienmodell der Viper 648 PS leistet, schickt die ACR-Version mit 654 PS nur marginal mehr Power über den Antriebsstrang an die Hinterräder. Das maximal zur Verfügung stehende Drehmoment bleibt mit 814 Nm gleich.

Theoretisch wäre es Gerüchten zufolge für Dodge kein Problem gewesen, noch mehr Dampf aus dem Zehnzylinder zu quetschen, doch die Ingenieure entschieden anders. "Wir wollten lieber mehr Grip,Traktion und Abtrieb, sprich bessere Fahrbarkeit, als noch mehr Power", sagt Tim Kuniskis, CEO von Dodge und SRT.

Ein geändertes und mehrfach verstellbares Fahrwerk von Bilstein mit härteren Federn und mehr Negativ-Sturz an den Rädern soll einerseits mehr Speed in den Kurven bringen, andererseits für bessere Gewichtsverlagerung beim Beschleunigen und Bremsen sorgen. Gebremst wird serienmäßig mit einer Brembo-Carbon-Keramikbremsanlage. Spezielle für die Viper ACR gefertigte Kumho Ecsta V720-Sportreifen sollen Querbeschleunigungen von bis zu 1,5 g ermöglichen. Da muss sich die Corvette Z06, der Hauptkonkurrent der Viper, auf etwas gefasst machen.

Dodge Viper ACR mit großem Nachteil gegenüber der Z06

Aber die Vette Z06 hat mehr als nur einen Vorteil im Vergleich mit dem SRT-Biest. Zunächst leistet das LT4-V8-Kompressor-Aggregat mit 660 gut 6 PS mehr als der V10. Das alleine wäre noch vernachlässigbar. Doch dann ist die Z06 auch noch günstiger zu haben .

Zwar wurden von Dodge noch keine Preise für die ACR-Version genannt, doch die normale Viper kostet in den USA bereits mindestens 84.995 Dollar (ca. 76.000 Euro), während die Z06 gute 5.000 Dollar billiger ist. Für die Dodge Viper ACR dürften wir mit einem Preis von mindestens 100.000 Dollar rechnen. Und dann wäre da noch das Getriebe. Während die Corvette mit 7-Gang-Handschaltung oder 8-Gang-Automatik verfügbar ist, steht für die Viper nur ein manuelles Tremec-6-Gang-Getriebe in der Preisliste.

Auf den ersten Blick mag das logisch wirken - ein Sportwagen, selbst geschaltet, puristisch, extrem. Auf den zweiten Blick zeigen sich die Nachteile einer solchen Politik: Einerseits gilt es, die Fahrbarkeit zu erwähnen. Nicht jeder traut sich zu, das 654-PS-Biest manuell zu schalten. Lässt man dem Kunden die Wahl - wie es Chevrolet tut -, gibt es eine kleine Gruppe, die auf den Handschalter setzt. Das Gros wird die Automatik wählen - vielleicht aus Bequemlichkeit, vielleicht aber auch, weil sie sich damit mehr zutrauen.

So bleibt auch die Dodge Viper ACR ein Exot, der mit Sicherheit seine Fans finden wird, aber auch nie zum Verkaufsrenner avanciert. Dazu ist das archaische Konzept einfach zu extrem, selbst im Vergleich mit der Corvette Z06. Ob die giftigste Giftschlange überhaupt nach Deutschland kommt, scheint fraglich.