Hochdachkombis als Van-Alternative
Das sind die Lademeister von morgen

Kleine Lieferwagen sind eine beliebte Basis für günstige Familienautos. Mercedes bringt mit dem Citan einen modifizierten Kangoo-Bruder, Ford arbeitet am neuen Tourneo Connect.

Mercedes Citan
Foto: Christian Schulte

Was wünschen sich Familien für ihren fahrbaren Untersatz wirklich: TFT-Bildschirme mit Funkkopfhörern, eine sprachgesteuerte Klimaautomatik, die elektrische Heckklappe mit Bewegungssensor? Oder doch besser abwaschbare Oberflächen, viel Platz und zwei Schiebetüren? Falls Sie sich eher in der zweiten Gruppe wiederfinden, sollten Sie jetzt weiterlesen. Denn während der letzten 15 Jahre hat sich auf dem deutschen Automarkt ein Segment etabliert, bei dem Robustheit vor Image geht und in dem Variabilität wertvoller ist als der letzte Design-Schrei.

Unsere Highlights

Was unsere französischen Nachbarn mit dem Renault R4 bereits vor 50 Jahren vorgemacht und mit seinem Erben Kangoo seit 1998 weiter perfektioniert haben, hat sich insbesondere für Hersteller von leichten Nutzfahrzeugen zu einem lukrativen Geschäftsmodell entwickelt. Das Erfolgsrezept: Man nehme einen robusten Lieferwagen mit mindestens einer Schiebetür, nicht länger als ein Kompakt-Pkw, aber deutlich höher. Man verpasse ihm rundum Fenster, eine möglichst variable zweite Sitzreihe und eine kleine Auswahl der gängigen Komfortextras - fertig ist ein praktischer Hochdachkombi, der zwar schlichter daherkommt als seine Geschwister aus dem Pkw-Bereich, dafür aber günstiger ist und deutlich mehr Platz bietet.

Mercedes auf Renault-Basis

Dieses Rezept will nun auch Mercedes nutzen, um sich im populären Segment der kleinen Vielzwecktransporter (2011 rund 700.000 Einheiten in Europa) zu etablieren. Nachdem beim ersten Versuch mit dem Mercedes Vaneo noch die hauseigene und vergleichsweise teure A-Klasse als Basis diente, greifen die Schwaben nun auf die bewährte Konstruktion des Renault Kangoo zurück und verfeinern sie nach Art des Hauses: Der Mercedes Citan bekommt ein eigenständiges Interieur mit Tacho, Tastern und Lüftungsdüsen im aktuellen Mercedes-Look.

Auch unter dem Blech tut sich einiges, denn die Renault-Triebwerke werden ebenso wie die Fahrwerksabstimmung und das serienmäßige ESP modifiziert und den eigenen Vorgaben angepasst. Zum Angebot gehören drei Dieselmotoren (75 bis 110 PS) und ein später nachgereichter Benziner mit 114 PS. Die Varianten mit Pkw-Zulassung bekommen zudem das Blue-Efficiency-Paket mit Start-Stopp-Automatik serienmäßig. Preislich wird der Mercedes Citan über dem Renault Kangoo rangieren und als 108 CDI rund 17.000 Euro kosten.

Ford erneuert den Transit Connect

Und wie reagiert der französische Partner? Er erweitert sein Angebot ab sofort mit einem auf 4,60 Meter verlängerten Grand Kangoo. Der kommt mit zwei zusätzlichen Sitzen im Heck und 110-PS-Diesel für 20.190 Euro.

Derweil arbeitet auch Ford eifrig an einem neuen Hochdachkombi. Der aktuelle Transit Connect hat immerhin schon neun Jahre auf dem Buckel und bekommt 2014 einen Nachfolger. Der Neue wird sich optisch an den Transit-Nachfolger anlehnen und nicht mehr in der Türkei, sondern im spanischen Valencia gebaut. Dies legt nahe, dass das künftige Modell wie Focus und Kuga auf der C-Plattform von Ford basiert und statt der bisherigen 1,8-Liter-Diesel die moderneren 1,6-Liter-TDCi bekommen wird. Im türkischen Werk Kocaeli werden so Kapazitäten frei für ein weiteres Modell – beispielsweise einen Rivalen für die Microvan-Brüder Citroen Nemo, Fiat Qubo und Peugeot Bipper.