Heute noch günstig zu haben
7 künftige Klassiker der 2000er

Jedes Jahrzehnt hat seine automobilen Ikonen. Auch die 2000er haben bereits einige Autos hervorgebracht, die das Potential zum Klassiker haben und heute noch vergleichsweise günstig sind.

Klassiker Zukunft Youngtimer 2000er Collage
Foto: Hersteller / ams

Halt, Stopp! Bevor Sie sich diesen Artikel zu Gemüte führen, müssen Sie sich in die richtige Stimmung bringen. Das geht ganz einfach – Sie hören sich „Without me“ von Eminem an. Oder „Hey Ya!“ von Outcast. Oder „Teenage Dirtbag“ von Wheatus. Wahlweise auch alle drei Songs in genau dieser Reihenfolge, und Zack katapultiert Sie ihr assoziatives Gedächtnis zurück in die Zeit zwischen der Windows Millenium Edition und der Ernennung Christian Wulffs zum zehnten Bundespräsidenten der BRD. Glücklicherweise wurde in den Jahren von 2000 bis 2010 nicht nur fragwürdige Musik produziert, sondern es kamen auch einige Autos auf den Markt, die mittlerweile das Potential zum echten Klassiker haben.

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Honda S2000, Seitenansicht
Der Honda S2000
Audi TT 1.8 T Quattro, Heckansicht
Der Audi TT 8N
Renault Clio R.S. „sport auto Edition“, Frontansicht
Der Renault Clio (III) R.S.
Mercedes SL 55 AMG, Exterieur, Verdeck
Der Mercedes SL (R230)
Volvo C30 D4 Heck
Der Volvo C30
Porsche Cayman R, Frontansicht, Wasserstraße
Der Porsche Cayman Typ 987c
BMW X5 E53
Der BMW X5 (E53)

Honda S2000

Ein Auto, dem das Jahrzehnt sogar schon im Namen prangt, wäre die japanische Drehorgel Honda S2000. Rund 63.000 Mark (ja, richtig) wollte Honda bei der Markteinführung 1999 für den Zweisitzer haben. Dabei ist der Roadster nun sicher kein Auto für das ganze Jahr und jeden Tag. Schnell, fahraktiv und spartanisch, nur leider kein echter Geheimtipp mehr, denn die Preise steigen schon einige Zeit. Im Netz gibt es Angebote für Modelle von 2008 mit wenigen Kilometern, die teilweise über dem Originalpreis zum Produktionsende (rund 36.000 Euro) liegen. Wer Kilometer nicht scheut, kriegt vernünftige S2000er von 2004 für etwa 10.000 Euro. Die haben dann auch keine thermischen Probleme am hinteren Zylinder mehr, nachdem 2002 die Ölspritzdüsen umgestellt wurden.

Mit so einem Honda S2000 stellen Sie sich übrigens eine echte Rarität in die Garage. Nur rund 20.000 Exemplare kamen nach Europa und in seinen zehn Jahren auf dem deutschen Markt, wurden gerade mal 4.571 S2000 zugelassen. Ein Verkaufsschlager war er hier also nie, aber ein Auto mit Charakter allemal.

Audi TT 8N

Wenn das Design eines Autos bei seiner Neuerscheinung die Geister scheidet, ist das ein gutes Zeichen für künftiges Klassiker-Potential. Denn ein unspektakuläres oder gar beliebiges Auftreten, löst kaum Begierde aus. Da käme dann der erste Audi TT ins Spiel. Ob Roadster oder Coupé – schon für rund 5.000 Euro gibt es vorzeigbare Exemplare. Bevor der Audi mit dem R8 Krawall machte, war der TT der einzige echte Sportwagen im Audi-Portfolio.

Das Gute am ersten TT ist, dass er trotz seines extravaganten Auftretens ein Massen-Auto ist. Oder vielmehr: Ein Auto mit Massen-Komponenten. Das macht künftige Reparaturen und Teilewechsel denkbar einfach, schließlich teilt sich der TT die Plattform mit dem VW Golf. Die kleinen Vierzylinder-Turbos (150 und 163 PS) gibt es nur mit Frontantrieb. Wem der Sinn nach Allrad steht, der kann mit den größeren Maschinen (180 bis 240 PS) auch alle vier Räder antreiben.

Renault Clio (III) R.S.

Wer den aktuellen Clio als Sportmodell konfigurieren möchte, schaut in die Röhre. Derzeit ist nur der Mégane als R.S.-Version verfügbar. Liegt das an der Schmach der letzten Generation? Zahnloser Motor, unaufgeregter Sound, ein Differenzial mit Durchsetzungsschwierigkeiten – der jüngste Clio R.S. hatte es nicht leicht im Supertest von sport auto und war weitestmöglich von dem entfernt, was einst ein radikaler Ansatz war. Wir erinnern uns alle gern an den Clio V6 zurück (heute zu Preisen um 40.000 Euro).

Doch ganz so weit müssen wir nicht in die Vergangenheit schweifen. Auch die dritte Clio-Generation hat ein veritables Sportmodell mit dem Zeug zum Klassiker hervorgebracht. Bei Nordschleifen-Fans ist das freilich längst kein Geheimnis mehr. Der knackige Franzose tänzelt dort mit seinen 201 PS nur zu gerne um die Kurven. Dabei übt er sich trotz breiter Kotfügel, Spoiler und Diffusor überwiegend in Understatement. Ein Wölfchen im Schafspelz, wenn man so will. Noch dazu kommt er als letzter seiner Art ohne die überdimensionierte Rhombe am Bug aus. Für bereits 6.500 gibt es schicke Exemplare, sogar als Gordini-Sondermodell. Das Gros des Angebots tummelt sich bei rund 8.000 Euro.

Mercedes-Benz SL (R230)

Ja, das ist im Prinzip eine einfache Rechnung, denn bislang hat es noch jeder Mercedes SL zum Klassiker gebracht. Zugegeben, der R129 kämpft noch ein bisschen, wird aber sicher auch noch seine Fans finden. Die Folge-Baureihe R230 hat brutale Monster hervorgebracht, die mit dem Label „Black Series“ versehen wurden und 670 PS mit 1.000 Newtonmetern Drehmoment zu kombinieren wussten. Wobei so ein reinrassiger Sportwagen nie aus dem SL geworden ist, dafür war er einfach zu schwer – auch als SL 65 AMG (1.881 Kilo) und trotz Sechsliter-Biturbo-V12.

Es geht aber auch eine Nummer kleiner. Und man kommt sich schon komisch dabei vor, einen 5,5-Liter-Kompressor-V8 mit 500 PS „klein“ zu nennen. Aber der SL 55 AMG ist im Vergleich zur oben genannten Wuchtbrumme schon die zivilere Wahl. Da hier jede Menge komplizierte Technik verbaut wurde, empfiehlt sich nur der Kauf einen gut gewarteten und dokumentierten Autos. Haltbar ist der SL bei ordentlicher Pflege auf jeden Fall. Rund 30.000 Euro sind für einen sauberen SL 55 AMG fällig. Darunter gäbe es noch die Versionen ohne Sonderbehandlung aus Affalterbach (SL 350 oder SL 500). Hier müssen Sie mit einem Preis von rund 19.000 Euro für gute Autos rechnen.

Volvo C30

Wie steht es schon weiter oben beim Audi TT? Design, das polarisiert, verweist auf späteres Klassiker-Potential. So ist das zweifellos auch mit dem Volvo C30. Zusätzlich hat der kompakte Schwede als T5 noch eine charmante Mitgift im Angebot: Einen Funfzylinder. Damit macht er sich per se schon interessanter als das sportliche Kompaktwagen-Umfeld. Zugegeben, die Heckansicht könnte man auch „interessant“ nennen. Mindestens. Wer aber seine Frau oder Freundin vom Kauf des C30 überzeugen will, merke einfach an, dass Vampir Edward in der Twilight-Saga eben dieses Auto fährt. Sagt Ihnen nix? Macht nix, die Herzdame kennt den Kerl bestimmt.

Die 220 PS starken T5-Vor-Facelift-Modelle gibt es ab rund 6.500 Euro. Der Nachfolger leistet 230 PS und kostet auf dem Gebrauchtwagenmarkt mindestens 1.000 Euro mehr. Um den sportlichen Charakter des Autos passend in Szene zu setzen, empfiehlt sich die Suche nach einem Modell in R-Line-Ausstattung. Wer lieber Diesel fährt, findet übrigens auch unter den Selbstzündern einen Fünfzylinder – allerdings nur mit Abgasnorm Euro5.

Porsche Cayman Typ 987c

Was wäre so ein Klassiker-Ausblick ohne die Sportwagen-Schmiede aus Zuffenhausen? Den Porsche 911 lassen wir jetzt mal außen vor, denn der sorgt in seinen jüngeren Ausprägungen mit so vielen Sondermodellen dafür, ein Sammlerstück zu werden, dass es schon fast keine Kunst mehr ist. Der erste Cayman könnte dagegen ohne Limitierung auskommen und dennoch Kult-Status erreichen. Die Zutaten sind denkbar gut: Coupé, Hinterradantrieb, Mittelmotor, Sechszylinder – eigentlich ein sehr spannendes Paket. Gleichzeitig wurde der Cayman auch nie herablassend als „Hausfrauen-Porsche“ belächelt, wie sein Dach-loser Bruder, der Boxster.

Im Gegenteil: Viele Kunden waren empört über die Drosselung des Sechszylinder-Boxers, die Porsche nur eingebaut hat, damit der besser balancierte Cayman dem teureren Elfer nicht komplett um die Ohren fährt. Schon für 25.000 Euro ist der Typ 987c zu haben. Wer das einstige Topmodell, den Porsche Cayman R, haben möchte, muss allerdings mindestens 45.000 Euro investieren. Dafür gibt es dann aber ungezügelte 330 PS. Und damit lässt der Mittelmotor-Sportwagen auch alle Saugmotor-Elfer seiner Generation stehen.

BMW X5 (E53)

Wir leben in SUV-Zeiten, das lässt sich ja leider nicht wegdiskutieren. Es muss deshalb aber nicht automatisch ein dickes Schiff sein. Dass es auch sportliche Offroader geben kann, hat BMW mit dem ersten X5 unter Beweis gestellt. Sein Allradantrieb und das gute Platzangebot prädestinieren ihn als Vehikel für Menschen mit aufwendigen Hobbys. Fahrdynamisch liegt der X5 dagegen eher an einem Oberklassekombi, als an einem Geländewagen. Preislich dagegen ist der erste X5 näher an einem Kleinwagen, als an der Oberklasse. Gute Gebrauchte gibt es schon für rund 11.000 Euro.

Wem das noch nicht reicht, der lasse sich auf den spritzigen Dreiliter-Sechszylinder-Benziner mit 231 PS hinweisen. Den gab es im X5 30i direkt zur Einführung. Später kamen noch Achtzylinder-Benziner mit bis zu 360 PS hinterher. Ob Vor- oder Nach-Facelift-Modell – im TÜV-Mängelbericht stehen alle X5 sauber da. Also ja, ein gutes Auto ist der X5 (E53) auf jeden Fall, aber ein Klassiker? Ja, auch das. Schließlich ist der X5 der erste SUV der Münchener und damit Begründer eines heute äußerst profitablen Segments. Falls es eine Spur dynamischer sein darf, auch der kleinere X3 der ersten Generation wäre eine echte Empfehlung.

Fazit

Die Zutaten für potentielle Klassiker sind eigentlich relativ einfach zusammenzufassen. Entweder gibt es nur eine sehr kleine Stückzahl, ein extravagantes Design, außerordentliche Performance oder ein besonderes technisches Merkmal. Wohl dem, der sogar alle drei Kriterien in sich vereint.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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