Die Spaßautos von auto motor und sport
Lieblinge der Redaktion

Mobilität als Nine-to-Five-Job? Nicht bei auto motor und sport. Neben einem Alltagsfahrzeug parkt in den Garagen der meisten Kollegen noch ein Spielzeug. Eines, dessen Rationalität sich über Emotionalität rechtfertigt, oft eines, das aus diesem Früher stammt, in dem auf keinen Fall alles besser war – aber anders.

Lieblinge der Redaktion
Foto: MPS

Annette Bender-Napp: Mazda MX-5 (2018)

Rational betrachtet ist es absoluter Irrsinn. Ein Cabrio. Wer bitte braucht so etwas? Aufgewachsen als Kombi-Kind – darin kann man immerhin auf Festivals, Reitturnieren und sonst wo prima nächtigen –, bin ich ja eigentlich ein Fan praktischer Autos. Bis zu diesem einen Samstag. Die neue Generation des MX-5 war gerade frisch auf dem Markt, einen durfte ich testen.

Spielzeuge der Redaktion, Mazda MX-5 (2018)
Hans-Dieter Seufert
Gegen das Glücksgefühl und die unbändige Freude, die der kleine Roadster versprüht, hatte selbst die stärkste Vernunft keine Chance. Jetzt bleibt er hoffentlich bis zum H-Kennzeichen, mindestens.
Das bedeutet echte Autoliebe für uns

Also ging es im Frühsommer gleich morgens raus, die Sonne bitzelte im Gesicht, und ich konnte die frische Rapsblüte ungefiltert riechen. Zum ersten Mal hätte die Fahrt in den Reitstall gerne länger dauern dürfen. Am liebsten wäre ich gar nicht mehr ausgestiegen aus diesem Maßanzug von Auto, in dem endlich einmal alle Proportionen perfekt für mich passten. Drei Jahre sollte es dann noch dauern, bis mein Bauch die Vernunft endlich überstimmt hatte. Zum Glück zum richtigen Zeitpunkt: Die ersten Sondermodelle zum Facelift waren gerade in Deutschland eingetroffen, und mein Händler konnte einen der dunkelroten G 184 auftreiben – mein Geburtstagsgeschenk an mich selbst. Bereut habe ich die Entscheidung nie, im Gegenteil. Ich genieße jeden Moment, jede Kurve und bin einfach glücklich, wenn ich fahren darf.

Andreas Lucyk: Porsche 911 (1995)

Dieser Porsche 911 Carrera kam schon rum in der Welt. Die Erstauslieferung erfolgte im November 1995 in Zuffenhausen, Ländercode C00 also, wenige Monate wanderte der speedgelbe Sportwagen nach Japan aus – und blieb dort, bis ich ihn fand. Nach sechsmonatiger Suche, damals 2014. Weil es unbedingt eines der raren Modelle ohne Schiebedach sein sollte. Die Tiptronic? Störte mich nicht. Kann schließlich schrauben, die Umrüstung auf manuelles Schaltgetriebe sollte kein Problem darstellen.

Spielzeuge der Redaktion, Porsche 911 (1995)
Hans-Dieter Seufert
Seit den Lehrjahren bei der Sportwagen-Marke war klar: Ein Elfer muss her. 2014 war es so weit. Und seither wird geschraubt.

Viel schlimmer: die langen drei Monate des Wartens, bis der Elfer endlich aus Tokio in Deutschland anlandete. Hier wartet der luftgekühlte Porsche nun neben meinem luftgekühlten Motorrad auf Ausflüge, bei denen ich das ungefilterte Fahrerlebnis schätze, die Faszination der Mechanik. Zugegeben, bis es so weit war, floss einiges an Zeit und Geld in den Carrera. Der Getriebeumbau war nur der Anfang. Es folgten eine komplette Neulackierung in der Originalfarbe, der Einbau eines Bilstein-Fahrwerks, dazu Achsteile und Radträger vom 993 RS, die Front vom Turbo, der Heckspoiler vom Carrera S. Tja, und dann wäre da noch die Kleinigkeit einer kompletten Revision des 3,6-Liter-Varioram-Triebwerks. Dafür sind nun dessen 286 PS auch wirklich alle da, der Elfer ist nun wirklich mein Elfer. Zu den bislang gelaufenen 58.000 Kilometern kommen also sicher noch einige dazu. Aber sicher auch nicht zu viele.

Clemens Hirschfeld: Triumph Sprint ST (2006)

Motorräder? Haben mich nie wirklich interessiert. In meinem Kinderzimmer hingen Dodge Viper und Ferrari F40 als Poster an den Wänden, gespielt wurde Auto-Quartett und Need for Speed. Den Zweiradschein machte ich erst auf Befehl Anfang 20 beim Bund: vier Wochen Intensivkurs im winterlichen Frühjahr auf einer Enduro-KTM. Geländeausbildung, unfreiwillige Abstiege inklusive. Auch deshalb dauerte es mehr als ein Jahrzehnt, bis ich wieder auf ein Motorrad stieg.

Spielzeuge der Redaktion, Triumph Sprint ST (2006)
Hans-Dieter Seufert
Warum Motorrad fahren, wenn die Liebe zu Autos überwiegt? Ganz einfach: Was vier Räder hat und schnell fährt, ist eben auch teuer. Bei PS-starken Zweirädern ist das anders.

Dann schien es mir plötzlich eine gute Idee zu sein, anstatt jeden Tag kilometerlang im Pendlerstau zu stecken, mich einfach hindurchzuwuseln. Wie gut, dass ich während des Volontariats bei der Schwesterzeitschrift Motorrad reinschnupperte. Die Kollegen standen nicht nur mit Zweirad und Tat zur Seite, sondern boten auch gleich die "richtige" Maschine feil. 128 PS?! Nicht ein bisschen zu viel für einen Wieder-Neu-Einsteiger? Ein klares: Jein. Doch Kollege Uli Holzwarth meinte: "Komm einfach vorbei und fahr ’ne Runde." Tatsächlich sprang der Funke sofort über. Nicht nur, weil die Triumph Sprint ST in Bordeauxrot so schön ist und dastand wie neu, weil wenig gelaufen. Nein, trotz 240 kg fährt sie supereasy. Der Dreizylinder klingt dezent prollig, hat Kraft in jedem Drehzahlbereich, die sich gut dosieren lässt. Im Alltag verbläst die 14 Jahre alte Engländerin selbst aktuelle Sportwagen, und zwar eher aus Versehen als mit Vorsatz. Und das Ganze für 4.000 Euro. Alles gut also? Jein. Berufsbedingt gilt es, viele Testwagen zu bewegen (ja, ich liebe diesen Job!), also bleibt die ST oft stehen. Die Folge mangelnden Auslaufs: Die Batterie hat sich oft schon entladen, wenn dann doch mal Zeit wäre. Aber deshalb gleich verkaufen? Nein. Erst, wenn ich mir einen der Poster-Sportwagen leisten kann.

Luca Leicht: Piaggio Ape (1995)

Von Vernunft und Unvernunft berichten die Kollegen. Von erfüllten Träumen und der Suche nach dem oder der Richtigen. Bei der Ape ("Biene") war das anders. Pragmatischer, aber nicht weniger leidenschaftlich. Schließlich würde Sören, ein guter Freund, nur einmal heiraten. Er wünschte sich auf seiner Hochzeit Café-Catering aus einer Ape – und es fehlte noch ein standesgemäßes Geschenk.

Spielzeuge der Redaktion, Piaggio Ape (1995)
Hans-Dieter Seufert
Metamorphose? Bei Bienen? Gibt’s nicht, auch nicht in Italien. Dieses Bienchen aber verwandelte sich in eine übergewichtige Hummel.

Diese Chance, die Schnapsidee vom Café Il Bombolino ("Hummelchen") wahr werden zu lassen, war einmalig. So wechselten eine verbastelte blaue Biene, die wir im digitalen Kleinanzeigendschungel fanden, und eine ausgemusterte Siebträgermaschine aus dem bayerischen Hummeltal (in ebenso desolatem Zustand) ihre Besitzer, und wir waren um rund 450 Kilo Altmetall reicher. Fehlten noch die Wasserversorgung, Waschbecken und zahllose Baumarktbesuche, bis die La Cimbali M30 Bistro endlich ins Heck der kleinen Ape TL6T wanderte, um dort Espressogetränke aller Art zu produzieren. Ein reiner Schaukasten sollte die übergewichtige Biene übrigens nicht werden, auch wenn das Gewicht die Zuladung und den 50er Zweitakter an ihre Grenzen bringen. Zur Hochzeit summte das Hummelchen dennoch stilecht auf Achse – und hoffentlich noch zu vielen weiteren Feiern.

Otto Rupp: Mercedes 350 SL (1979)

Die Umstände, weshalb der SL bei mir einzog, hätten gerne andere sein dürfen: Nach dem Tod unseres Kollegen Mike Mehlin bot dessen Witwe den Mercedes zum Kauf an. Erste Hand, durchgehend gewartet, unverbastelt, V8-Motor, nur 32.000 Kilometer gelaufen – da musste ich zuschlagen. Ausstattung? Eher wenig, weshalb der 350er zu den wenigen Exemplaren der Baureihe zählen dürfte, die mit Viergang-Schaltgetriebe und Sperrdifferenzial bestellt wurden.

Spielzeuge der Redaktion, Mercedes 350 SL (1979)
Hans-Dieter Seufert
Dieser R107 mit V8 und Schaltgetriebe befindet sich sozusagen in erster auto motor und sport-Hand. Doch zu einem Einzelstück macht den in 904 Dunkelblau lackierten Zweisitzer etwas ganz anderes.

Ob das was am Charakter des SL ändert? Kaum. Sollte er sich so als Sportwagen fühlen, gelingt es ihm mühelos, das für sich zu behalten. Macht nichts, denn das Erlebnis, damit zu fahren (natürlich nie im Winter!), ist immer ein besonderes. Allein der Klang des M116-V8-Motors mit 90 Grad Zylinderbankwinkel, dieser leicht stampfende Bass – fantastisch! Okay, mehr als 195 PS bringt das 3,5-Liter-Aggregat nicht auf, gemessen am Hubraum imponieren die 185 PS des damaligen Basismodells 280 SL eher. Aber hey, die Lackierung in edlem Dunkelblau uni, die glänzenden Radkappen, die Innenausstattung im Farbton Pergament – wunderbar. Ach ja: Zu den wenigen Extras zählen übrigens Veloursbezüge, die offiziell für den R107 nie lieferbar waren. Mike wollte sie unbedingt, Mercedes erfüllte den Wunsch. Es gibt also genug Gründe, weshalb dieser SL in auto motor und sport-Händen bleiben sollte.

Michael von Maydell: Saab 900 Turbo (1991)

Man kann ja wirklich nicht behaupten, dass wir und die Kollegen von Motor Klassik nicht reichlich Rat geben zum Kauf eines Gebrauchtwagens und vor Risiken warnen. Und was mache ich? Lasse mich von meinem ersten Saab 900 nicht entmutigen, zuckele vor sechs Jahren mit dem Zug nach Niederbayern und besichtige einen 900 Turbo 16 S mit 160 PS in der gefragten Aero-Variante. Schwarz, Schiebedach, Ledersitze, Klimaanlage. Neupreis rund 55.000 Mark. Dieser hier stand ein Jahr im Regen, HU abgelaufen, keine Zulassung. 200.000 Kilometer in 23 Jahren. Alles zusammen für 2.500 Euro.

Spielzeuge der Redaktion, Saab 900 Turbo (1991)
Hans-Dieter Seufert
Seine zeitlose Form und der klangvolle Turbomotor versöhnen bei jeder Tour mit dem schmerzhaften Rostbefall.

Ich lege die Scheine auf den Tisch, nehme ihn mit, tanke ein Dorf weiter einmal voll. Glücklich bin ich allerdings nicht. Die Sorge über einen Fehlkauf ist größer als die Freude am Auto, doch bis heute habe ich ihn noch. Und ja: Eigentlich hätte ich es lassen sollen. Von wegen Schwedenstahl. Er rostet. Überall. Die gammeligen Achswellentunnel, die Türfalze, das Radhaus hinten rechts – alles schon geschweißt. Aber jedes Mal, wenn ich ihn sehe, freue ich mich an seiner zeitlosen, grandiosen Form. Von vorn, von hinten, ganz egal. Einfach klasse. Springt dann der Zweiliter an, was er übrigens nie verweigerte, klackert er erst mit seinen 16 Ventilen und beglückt nur wenig später mit grummelig-bassigem Sound. Turboschub? Na sowieso – und mehr als so mancher Turbodirekteinspritzer der Neuzeit. 205 km/h soll er schaffen, will ich aber nicht. Dafür fährt er mir zu wenig geradeaus. Kurven? Auch nicht so seins – also doch geradeaus. Und gerne mit mir noch lange weiter.

Jürgen Decker: Fiat Barchetta (2000)

Lieb ist mir die Barchetta schon bei ihrem Start 1995, aber erst ein Jahr später ist sie mir auch teuer: Ich kaufe eine gelbe. Da kostet sie 36.800 Mark – eine ungeheure Menge Geld für mich. Wir verbringen stürmische Jahre miteinander, und das einzige, was uns schließlich trennen kann, ist die Vernunft: Wir brauchen ein Familienauto, daher gebe ich die Barchetta für einen Citroën Berlingo her.

Spielzeuge der Redaktion, Fiat Barchetta (2000)
Hans-Dieter Seufert
Auch wenn eine große Liebe einmal Staub ansetzt, bleibt sie doch eine große Liebe – und wird es ein zweites Mal.

Klar tröste ich mich damit, dass ich in diesem fernen Später wieder eine kaufen kann; ebenso offen, mit verwegenen 131 PS, filigranen Türöffnern und dem wunderbar runden Bootsheck. 2018 klappt es: Ein Kollege, dessen Namen wir hier lieber verschweigen, hatte sich die Barchetta als Herumfahrauto gekauft, aber nur als Herumstehauto genutzt. Da er in zwei Jahren kaum 300 km gefahren ist, verkauft er sie. Sie steht mit zentimeterdicker Staubschicht in einer Garage. Ich polierte den silbernen Lack auf wie alle Erinnerungen an sie. Bis auf ein, zwei Kleinigkeiten muckt sie nie. Und selbst bei einem 20 Jahre alten Fiat stimmt es, dass alte Liebe nicht rostet.

Ralph Alex: Porsche Cayman (2008)

Seit einer sehr frühen und sehr wilden Lotus-Esprit-Turbo-SE-Erfahrung mag ich Mittelmotor-Sportwagen. Meinen Cayman der ersten Serie ganz besonders. Weil er noch kurz und schmal ist; heutige Sportwagen sind das nicht. Und weil der Motor anders klingt und zu spüren ist, wenn er dir im Nacken sitzt.

Spielzeuge der Redaktion, Porsche Cayman (2008)
Hans-Dieter Seufert
Der Cayman wurde schnell zum Geheimtipp unter den Porsches – weil sein Fahrgefühl ein ungewöhnliches ist.

Die extrem steife Karosserie, die ehrliche Lenkung, die perfekte Radlastverteilung durch den Motor in der Fahrzeugmitte: Wer Sinn für so etwas hat und Porsches nicht aus Prestigegründen kauft, findet hier eine mechanische Fahrpräzision, die bis heute fasziniert. Im Vergleich zu Front- oder Heckmotor-Autos ist der Cayman wie Techno statt Tango, wie Blitzschach statt Memory, wie Piranha statt Flipper. Er setzt jeden Fahrbefehl so direkt um, dass sich während unserer langen Kurvenpartys am Abend das Gefühl einstellt, er ahne immer, was ich will, und mache es von alleine. Die Trennung von Mensch und Maschine: weg, komplett aufgehoben. Er wird ein Teil von mir. Vielleicht ist es aber auch umgekehrt.

Jonas Greiner: VW Golf GTI (2011)

Darf ich vorstellen: Nummer 16. Weil: meine persönliche Nummer 16 im Fuhrpark. Speziell "Geflügeltes" japanischer Herkunft hat es mir angetan. So haben sich verschiedene Mitsubishi Lancer Evos und Subaru WRX STI, im Wechsel mit ein paar Hot Hatchbacks diverser Nationalitäten, regelmäßig die Klinke der Garagentüre in die Reifen gegeben. Oder so.

Spielzeuge der Redaktion, VW Golf GTI (2011)
Hans-Dieter Seufert
Niedersächsische Massenware? Auf gar keinen Fall! Dann passierte es doch – und alles ist gut. Bis jetzt.

Ein Golf GTI kam niemals für mich infrage. Viel zu vernünftig, viel zu langweilig. Im Sommer 2019 war dann auf einmal doch Vernunft gefragt, Alltagstauglichkeit, Zuverlässigkeit, niedrigerer Verbrauch. Aber auf Sportlichkeit verzichten? Ausgeschlossen. Also vielleicht ein Golf GTI Clubsport? Eher teuer, zudem in meiner Wunsch-Spezifikation (Zweitürer, Handschaltung, Schalensitze, rot) nicht aufzutreiben. Ein befreundeter Autohändler meinte dann, dass er eh was Besseres habe: einen GTI Edition 35 – jetzt mit etwas größerer Bremse und mehr Leistung. Ein Clubsport-ähnlicher Umbau (Schalensitze, Rückbank raus) folgt. Zwischenzeitlich hätte ich wieder einen STI oder Evo schießen können, es mangelte nicht an Gelegenheiten. Doch der Golf macht glücklich, auch wegen seiner Vernunft. Andererseits dachte ich schon bei jedem der 15 Autos davor, dass es bestimmt das letzte sei.

Sebastian Renz: Smart Fortwo ED (2013)

Eigentlich scheint sich das Thema eines Smart Fortwo als Zweit- und Herumfahrauto recht grundsätzlich erledigt zu haben – an jenem graupelkalten Januarabend. Damals hieven drei stämmige Ukrainer den Fortwo-Benziner, den ich unversehens von zwei Halodris gekauft hatte, dann aber nicht mehr haben mag, auf einen Anhänger. Die Ukrainer drücken mir noch ein Bündel Geld in die Hand und verschwinden in der Nacht. Bald darauf kaufe ich einen 19 Jahre alten Renault Kangoo, der aber schnell und durchaus nicht unverschuldet daran scheitert, das Vertrauen meiner Frau zu erlangen. So geht die Suche nach dem perfekten Auto wieder los, startet bei einem Astra Cabrio in Kist, streift einen MX-5 in Walldürn, konkretisiert sich fast in einem Panda in Wuppertal und endet zwei Straßen von uns entfernt.

Spielzeuge der Redaktion, Smart Fortwo ED (2013)
Hans-Dieter Seufert
Die Suche nach dem perfekten Auto endet nie, macht aber mal Zwischenstopp – an der Steckdose.

Da steht der Fortwo ED beim Vertragshändler samt Akku und einem loszwitschernden Temperament, das uns alle mitreißt – wobei wir vier Proberunden drehen, da alle Kinder mal mitfahren wollen. Jetzt haben wir den Smart jeden Tag. Und jeden Tag lieber. Ja, er kommt nur 140 km mit einer Akkuladung, aber du schätzt jeden Kilometer mehr, wenn es nicht so viele davon gibt. Der ED ist ein erstaunlich günstiges, erfreulich vehementes, ganz protzfreies, angenehm zeitgemäßes, enorm fröhliches kleines E-Auto. Watt will ich mehr?

Henning Busse: Triumph Daytona (2000)

Als das Telefon klingelte, war das der Beginn, einen Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren. "Ich habe was für dich", sagte die Stimme am anderen Ende, die zu Manuel gehörte, einem guten Freund und dazu noch der Motorradhändler meines Vertrauens. "Es ist genau das reingekommen, wonach du suchst." Manuel nahm eine Triumph Daytona 955i aus der T595-Reihe in Zahlung – Baujahr 2000. Selten bei uns, aber bei einer Bauzeit von 1997 bis 2001 nicht so selten, dass man froh sein muss, eine zu bekommen. Ich hatte mal eine, verkaufte sie aber zu schnell wieder. Warum? Gute Frage! Viele Jahre bereute ich diese Entscheidung immer mal wieder, denn das Bike aus britischer Produktion hat Charme, und den vermisste ich – diesen antrittsfreudigen, kernigen bis rauen Dreizylinder mit 955 cm³ Hubraum und 128 PS Leistung, dieses zeitlose, runde Design. "Ich schau sie mir an", antwortete ich knapp.

Spielzeuge der Redaktion, Triumph Daytona (2000)
Hans-Dieter Seufert
Nur weil ich so viel genörgelt habe, bin ich zu der Triumph Daytona 955i gekommen. Dieses Motorrad ist mir so ans Herz gewachsen, dass es meinen Fuhrpark nie verlassen wird.

Da stand sie nun bei Manuel auf dem Hof, und ich wusste nicht, ob ich jetzt Begeisterung heucheln oder einfach schweigen sollte. Schrecklich blau war sie, und das schon ab Werk – das passte für mich nie zu dem Bike, genauso wenig wie Minzsoße zum Lamm. Einen Sturzschaden hatte sie obendrein, und der Motor lief nicht rund. Diagnose: beginnender Lagerschaden. Gute Gründe, die Kiste nicht zu nehmen. Ich tat es trotzdem. Der Motor wurde zerlegt und gerichtet, tagelang über die richtige Farbe gehirnt und was das Bike sonst noch für Anbauteile braucht. Sie ist heute immer noch so, wie ich sie vor gut 10 Jahren aufgebaut habe. Jede Saison freue ich mich auf die Ausfahrt, denn vom Alter sollte man sich nicht blenden lassen; die betagte Britin ist immer noch sportlich unterwegs. Mit dieser Maschine werde ich in Würde alt, das steht fest. Ich hoffe nur nicht, dass noch mehr Anrufe dieser Art kommen, Fehler habe ich in der Vergangenheit einige gemacht – was meine Fahrzeuge betrifft.

Rudi Seufert: Fiat Topolino (1953)

Habe ich ihn wirklich gesucht? Nein, eigentlich nicht. Ein Kraftwagen aus den 1950er-Jahren, ja, das wäre was für den nahen Ruhestand. Und dann, nach einigen herben Rückschlägen, purzelte der Fiat Topolino aus diesem Internet, einer der raren Belvedere (wäre auch heute noch ein schöner Namenszusatz für einen Kombi, oder?) obendrein. Originalzustand, charmant patiniert, ordentliche Technik, nachvollziehbare Historie – der Fiat erfüllte alle meine Bedingungen. Erstmals 1953 in Pescara zugelassen, blieb er die Kleinigkeit von 63 Jahren in der Hand einer Familie, die ihn 2013 an den lokalen Alfa-Händler verkaufte.

Spielzeuge der Redaktion, Fiat Topolino (1953)
Hans-Dieter Seufert
Leistung relativiert vieles, wenig Leistung erst recht. Die 16,5 PS des kleinen Italieners rücken die Alpen doch glatt bis an meine Haustür im Remstal.

Von dort fand der Topo 2016 zu seinem zweiten Besitzer in Ulm, der Weg zu mir war also nur noch ein kurzer, zumindest was die Distanz betrifft. Denn obwohl der 569-cm³-Vierzylindermotor schon zur späteren Generation mit Druckumlauf- statt Schleuderschmierung zählt, wirkt es in Fahrt doch eher so, als trügen zwei träge Praktikanten die Landschaft am Auto vorbei. Zu langsam? Auf gar keinen Fall! Das Leben in modernen Autos ist schnell genug, und so bleibt Zeit, dem Fiat die verdienten Sympathien zukommen zu lassen, von mir, aber auch von vielen Passanten. Wenn dann noch das geöffnete Faltdach den Fahrtwind in den Belvedere kullern lässt – herrlich. Damit die Sonne dabei nicht so sticht, gab es schon damals ein Sonnensegel, das sogar bei Volllast hält. Mein Sohn hat mir eines geschenkt. Wie es weitergeht? Wer weiß das schon. Auf jeden Fall lange, hoffe ich, auch wenn es einiges zum Schrauben geben wird. Und dank des Topolino weiß ich nun, wie steil die Anstiege bei mir zu Hause im Remstal wirklich sind – wer braucht schon die Alpen?

Hans-Jürgen Kuntze: Porsche 911 (1989)

Der Enkel unserer Vermieterin hatte einen 911. Ein F-Modell, quittengelb. Klein und schnell. Ich war fasziniert. Haben! Das war Ende der Sechziger. Doch zunächst geriet der Plan in Vergessenheit, und später gab es Wichtigeres, wie zum Beispiel Kinder großziehen. Und dann? Alles erledigt, die Kids sind erwachsen, das Haus ist abbezahlt. Vor vier Jahren mogelt sich der Elfer wieder ins Gedächtnis, verdrängt den V8. Höchste Zeit. Die beste Ehefrau von allen ist einverstanden. Auch weil die Motorräder verschwinden.

Spielzeuge der Redaktion, Porsche 911 (1989)
Hans-Dieter Seufert
Im zarten Rentenalter wollte ich einen alten Ami fahren – mit V8 unter der Fronthaube. So der Plan. Jetzt sägt es von hinten.

Mein Sohn und ich finden ein spätes G-Modell, sehr guter Zustand, nur 73.000 Kilometer. Kurz vor Weihnachten 2016 hole ich es im Bayerischen ab. Meine Zeitmaschine. Endlich sitze ich hinterm Lenkrad, fühle mich wie hineingeboren. Schlüsseldreh, anlassen, kann nur noch blöde grinsen. Zielgenau lässt sich der Elfer um die Ecken werfen, kaum Elektronik. Klasse. Das hässliche Serienlenkrad habe ich gegen eines von Nardi getauscht. Jetzt genießen meine Frau und ich im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb das Kreischen des Sechszylinders. 2018 sind wir beim "Luftgekühlt"-Treffen in München. Mehrtägige Trips über die Routes des Grandes Alpes mit Sohn Martin und Kumpel Jörg sowie auf der Deutschen Alpenstraße (mit Ehefrau) folgen. 2021 wollen wir drei Deutschland erfahren. Ohne großes Gepäck, ohne Eile, von Süd nach Nord, durch Ost und West.

Jens Dralle: BMW 320i Cabrio (1989)

An Überfluss herrscht kein Mangel, damals im Jahr 2012. Auf den zwei angemieteten Garagenplätzen parken ein BMW 535i E34 und ein Subaru Impreza Turbo GT, beide brauchen eh schon viel Zuwendung. Dazu kommen weitere Hobbys, Skifahren beispielsweise. Auf dem Rückweg vom Saisonabschluss, kurz vor dem Brenner, ruft mein damaliger Chef vom Dienst an, sagt, dass es nun an der Zeit sei, seinen Fuhrpark um das 320i Cabrio zu bereinigen. Ich könne es mir ja mal überl … Ja! Gekauft. Weil ich das E30-Cabrio wegen seiner schlichten Geradlinigkeit mag. Besser: bewundere.

Spielzeuge der Redaktion, BMW 320i Cabrio (1989)
Hans-Dieter Seufert
Die Stellplätze waren bereits belegt, Uschi Glas besetzte das Image des offenen Dreiers – dennoch war der Kauf keine Frage des Könnens, sondern des Müssens.

Mein Exkollege kaufte sein Exemplar 1989 neu, bestellte zwar nur den kleinen Reihensechszylindermotor, dafür ABS, Lederpolster, Sitzheizung, 15-Zoll-Kreuzspeiche, Sportfahrwerk (M Technic, ja, nur mit "c" am Ende) und Shadowline. Letztere schwärzt den Dreier komplett durch, nimmt ihm jene Feminität des Silbermetallic-Chrommodells, in dem Uschi Glas regelmäßig von Hamburg an den Tegernsee pendelt ("Zwei Münchner in Hamburg"). Eine Fahrwerksrevision bringt Stringenz in das agile Handling, in dessen Grenzbereich sich nur vordringen lässt, wenn das M20B20-Triebwerk nicht unter 4.000/min dreht. Und das dann weiterdreht, dabei klingt; heiser, metallisch, zornig. Während 535i und Subaru ausziehen (der eine zu banal, der andere will immer Schnee oder Schotter), bleibt der Dreier. Für mich. Und später für meine Tochter. Die wird gerade eingeschult.

Heinrich Lingner: Alfa Romeo Spider (1991)

In stillen Stunden mit meinem Alfa Romeo stelle ich mir manchmal vor, wie es sich anfühlte, wenn der Spider perfekt wäre. Wenn Fahrtwind und Regen nur bei offenem Verdeck in den Wagen strömten, der Kilometerzähler alle Wegstrecken mitzählte oder die Hinterachse nicht jeden Lastwechsel mit Klackern untermalte. Dann aber fällt mir wieder ein, dass der Spider Tipo 105/115 ein Auto der 60er-Jahre ist, obwohl meines erst 1991 in Turin und Mailand zusammengeschraubt wurde.

Spielzeuge der Redaktion, Alfa Romeo Spider (1991)
Hans-Dieter Seufert
Pininfarina-Design, klassischer Doppelnockenwellen-Vierzylinder, roter Lack und viel frische Luft: Der Spider ist das Auto für den Italiener in uns.

Motor und Getriebe entstammen gar der ab 1954 gebauten Giulietta-Baureihe. So gesehen hat er sich gut gehalten, mein Alfa. Der Zweiliter-Motor leistet 120 PS, verfügt über Bosch-Einspritzung und Dreiwegekat. Nach heutigen Maßstäben wirkt der Antrieb wenig brillant. Die Fahrleistungen sind mau, das Getriebe schaltet knochig, und der Sound erinnert nur vage an den satten Klang eines Vergaser-Alfa. Das Design geht auf die Pininfarina-Studie 6 C 3000 Superflow zurück, die 1956 entstand. Auch formal hat sich der Spider also gut gehalten, immerhin wirkte er 1990 mindestens so zeitgemäß wie der damals neue Mazda MX-5. Und ungleich eleganter. Das alles weiß ich, weil ich seit Jahrzehnten Alfa fahre. Den ersten Spider erwarb ich vor fast 30 Jahren, es war der schwarze Vorführwagen des lokalen Händlers. Ich führe ihn heute noch, wenn nicht drei Jahre später ein Mégane ins Heck gerauscht wäre. Wieso wir keinen Spider besäßen, fragte meine Mitbewohnerin nach ein paar spiderlosen Jahren. Gute Frage, also kauften wir den roten. Das sind nur zwei der Erlebnisse, die mich mit dem Alfa verbinden. Einige davon könnte ich hier zum Besten geben, andere eher nicht. Doch wenn es nach mir geht, wird es keine spiderlosen Jahre mehr geben.