Audi-Modelloffensive bis 2019
Audi setzt voll auf SUV

Der Lieblingsbuchstabe des Audi-Vorstandes scheint immer mehr das Q zu werden, denn die Q-Herde soll weiter wachsen. In den nächsten drei Jahren wird das SUV-Angebot so umfangreich wie kaum sonst irgendwo.

Audi Q3
Foto: Christian Schulte

Die ersten Zeichen für den gerade neu vorgestellten Audi Q2 stehen günstig: Der kleine SUV, der auf dem Genfer Autosalon erstmals einem breiten Publikum gezeigt wurde, war DIE Klick-Maschine auf auto-motor-und-sport.de – weit vor dem 1.500-PS-Überflieger Bugatti Chiron für 2,85 Millionen Euro, den man wohl nur virtuell per Klick jemals zu sehen bekommt. Und auch weit vor anderen attraktiven Premieren wie Mercedes C-Klasse Cabrio und Porsche 911 R.

Audi Q-Modelle ein voller Erfolg

Keine Frage: Q läuft bei Audi wie geschnitten Brot, aktuell entfällt ein Drittel des gesamten Absatzes auf das SUV-Segment, Tendenz steigend. Kein Wunder, dass die neuen Vorstände Stefan Knirsch (Entwicklung) sowie Dietmar Voggenreiter (Vertrieb und Marketing) kräftig am Ausbau dieser Strategie arbeiten. Denn nach dem kleinen Q2 und dem Nachfolger des Q5 (Debüt im Herbst) folgt auch noch ein kompaktes SUV-Coupé namens Q4. Dieses Segment ist bei Audi gerade noch unbesetzt, während etwa Mercedes da bereits den GLA in der Palette hat. Und wer Audi-Chef Rupert Stadler kennt, der weiß: Das geht gar nicht.

Audi Q4
Christian Schulte
Audi Q4: Der coupéartige Kompakt-SUV vereint Elemente des Q3 mit denen vom TT. Er kommt 2019 - auch als Plug-in-Hybrid.

Also wird auf Basis des Q3 an dieser Variante gefeilt, die 2019 auf den Markt kommt. Das hat den Vorteil, dass sie alle Neuerungen mitnimmt, die bis dahin auch für A3 und Golf zu haben sind: ein Multimedia-System mit einem 9,2-Zoll-Screen, Bedienung über Gestensteuerung, Spracheingabe und Sensortasten. In der Mittelkonsole gibt es eine induktive Lademöglichkeit fürs Smartphone, das natürlich komplett integriert werden kann. Persönliche Infotainment-Einstellungen lassen sich zudem in einer Cloud speichern. Ein virtuelles Cockpit und Head-up-Display zählen wie beim Q2 (ab Herbst dieses Jahres) ebenfalls zur Ausstattung. In Sachen Assistenzsysteme notieren wir schon mal den Quer- und Parkassistenten, Verkehrszeichenerkennung sowie Stau-, Spurhalte- und Spurwechselassistenten.

Zwischen Plug-in und RS

Nachdem Audi in diesen Tagen den SQ7 als 48-Volt-Mildhybrid präsentiert hat, wird diese Technik bald auch an die kleineren Q-Modelle weitergegeben, um sie generell sportlicher, komfortabler und sparsamer zu machen – die Segelphasen betragen dann bis zu 30 Sekunden. Den Q4 dürfte es als Plug-in-Hybrid (50 km elektrische Reichweite) und am anderen Ende der Palette als RSQ4 mit 2,5-Liter-Fünfzylinder und rund 400 PS Leistung geben. Das neue Modell taugt also sowohl zum Spritsparer wie zum Sportgerät.

Ähnliches gilt auch für den Audi Q8, der bereits ein Jahr vorher, also 2018, die Q-Palette nach oben ergänzt. Er ist genauso groß wie der Q7, aber 50 Millimeter flacher, hat eine breitere Spur und ein eigenständiges Cockpit, das betont zum Fahrer orientiert ist. Über die konventionelle Antriebspalette hinaus ist der Fünfsitzer auch als vergleichsweise sparsamer SQ8 mit 435 PS starkem Vierliter-V8-TDI inklusive dreier Lader und 48-Volt-Mildhybrid-System zu haben, dessen Verbrauch sich auf etwa 7,5 Liter pro 100 Kilometer belaufen soll.
Er kommt aber auch als Plug-in-Hybrid namens Q8 e-tron, der 50 Kilometer elektrisch fahren kann. Für Rupert Stadler ist der große SUV wichtig – er nennt ihn neudeutsch "Markenbooster", also einen wichtigen Image-Träger, der besonders in China und den USA Aufsehen erregen dürfte. Mit seinem mächtigen Kühlergrill und den vertikal angeordneten Streben darin dürfte der Wagen allerdings auch im deutschen Straßenverkehr nicht zu übersehen sein. Die Rolle des reinen E-Mobils bleibt dem Q6 vorbehalten, der auf dem neuen Modularen Elektrobaukasten des Konzerns basiert und über rund 500 Kilometer Reichweite verfügt. Damit gibt es ab 2018 also auch von Audi endlich einen Tesla-Konkurrenten.

Audi Q5 künftig aus Mexiko

Noch in diesem Jahr steht die Erneuerung des Q5 an, der für Audi ein enorm erfolgreiches Auto ist. Mit dem Modellwechsel wechselt auch der Produktionsort – von Ingolstadt nach Mexiko. Stilistisch halten sich die Änderungen in Grenzen. Die Scheinwerfer schließen jetzt direkt an den Grill an, die Karosserie wirkt insgesamt schärfer geschnitten, und das Dach ist nach hinten stärker eingezogen.
Auch an diesem Auto geht die Digitalisierung nicht vorbei, doch sie folgt ganz klar der Audi-Philosophie, eine leichte Bedienung per Berührungseingabe und ein frei konfigurierbares Display zu ermöglichen. Matrix-Laserlicht gibt es ebenso als Option wie den Parkassistenten, der in Quer- und Längsrichtung arbeitet.

Audi Q5
Christian Schulte
Audi Q5: Neuauflage mit frei programmierbarem Cockpit, Matrix-Laserlicht, Stau und Parkassistenten. Nur noch als Quattro.

Zudem wird der Q5 etwa 100 Kilogramm leichter und spürbar sparsamer, aber auch einige Zentimeter länger. Er wächst auf rund 4,75 Meter, um den Abstand zum künftig etwas größeren Q3 und zum Q2 zu wahren. Als Top-Variante steht der RS Q5 mit rund 400 PS starkem Fünfzylinder-Turbo, breiterer Spur und ausgestellten Radhäusern in den Startlöchern. Ein Jahr nach Markteinführung der neuen Modellgeneration folgt dann eine Plug-in-Variante, die künftig bei allen Q-Baureihen zum Standardrepertoire gehört.

Kein SUV-Cabrio in Planung

Was Audi aktuell nicht plant: eine Stoffdachvariante als Konkurrenten zum Range Rover Evoque Cabrio. Offene Autos bleiben ein wichtiges Thema, aber nicht im Q-Segment. Doch für alle, die zumindest zeitweise gut auf einen SUV verzichten können, macht die Marke künftig ebenfalls attraktive Angebote: Wer bereit ist, monatlich 200 bis 300 Euro mehr zu zahlen, kann dann am Wochenende einen R8 steuern. Oder auch ein kleines Spritsparmodell.

Außerdem wird firmenintern gerade diskutiert, wie ein sogenanntes Last-Mile-Konzept von Audi aussehen könnte. Sie steuern also Ihren SUV bis an den Stadtrand und legen die letzten Kilometer per kleinem E-Auto oder Roller zurück. Auf der Peking Auto Show im April gibt es eine erste Studie dazu – allerdings noch nicht als Q-Modell, obwohl die Chinesen wahrscheinlich gerade das besonders geliebt hätten.

Audi A6 Allroad
Christian Schulte
Nächste Allroad-Generation, die zumindest teilautonom durchs Gelände finden würde.

Audi A6 Allroad – Die Alternative zum Q

Sie wollen keinen SUV, aber trotzdem Allradantrieb und einen Unterfahrschutz? Dann bietet sich der nächste A6 Allroad an. Obwohl es offenbar immer weniger werden – es gibt Menschen, die möchten keinen wuchtigen Geländewagen durch den Großstadtdschungel steuern. Als zivile Alternative gibt es bei Audi schon seit 2000 den Allroad auf Basis des A6 Avant, und ein Jahr nach dem Modellwechsel steht auch dessen Nachfolger bereit. Ein mehrstufig verstellbares Fahrwerk, adaptive Luftfederung, ein im Verbrauch nochmals optimierter Allradantrieb sowie erste Schritte in Richtung des autonomen Fahrens dürften die größten Fortschritte der neuen Generation sein. Daneben bringen Carbon und Aluminium das Gewicht um über 100 Kilogramm runter, und im Innenraum kommen erstmals besonders dünne, biegbare Bildschirme zum Einsatz. Mercedes bereitet übrigens auf Basis des neuen E-Klasse-Kombi eine ähnliche Alternative zum A6 Allroad vor – hier All Terrain genannt.

Die Wachstumsprognosen für das SUV-Segment sind beachtlich, und insofern tut Audi gut daran, hier eine noch stärkere Präsenz zu zeigen. Auch die fortschreitende Hybridisierung ist ein kluger Schachzug. Aber reicht das alles, um die CO2-Ziele zu erreichen, selbst wenn es den Q6 mit E-Antrieb gibt? 2020 wissen wir mehr.