Renault-Designchef Laurens van den Acker
Neues Renault-Design wird leidenschaftlicher

Im letzten Jahr hat Laurens van den Acker bei Renault die Nachfolge von Designchef Patrick Le Quément angetreten. Erstmals erklärt er nun seine Strategie, mit der er die Marke zu neuen Erfolgen führen möchte.

Renault-Designer Laurens van den Acker, Design-Studio
Foto: Reinhard Schmid

Das Gespräch im Renault-Designstudio in Guyancourt nahe Paris beginnt mit einer verbalen Verneigung vor dem Vorgänger: "Patrick Le Quément ist eine Legende in der Designerszene. Er hat so viele Ikonen geschaffen, da kann ich nur davon träumen, zumindest die Hälfte zu erreichen", bekennt der Niederländer Laurens van den Acker, der seit Herbst letzten Jahres die Renault-Designabteilung mit 450 Mitarbeitern aus 29 Nationen führt. Doch damit ist die Heldenverehrung auch abgeschlossen.

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Neues Renault-Design unter Laurens van den Acker

Van den Acker, zuvor Designchef bei Mazda und ein guter Bekannter des BMW-Designchefs Adrian van Hooydonk, der ebenfalls aus Holland kommt, schaut nach vorne: "Man erwartet von mir, dass ich hier bei Renault ein neues Kapitel aufschlage." Und nicht nur das: "Wir fangen mit einem weißen Blatt Papier an."

Im Klartext: Von der Le Quément-Ära dürfte nicht mehr viel übrigbleiben, van den Acker arbeitet mit seinem Team intensiv an der Neuausrichtung der Marke. In welchen französischen Stil er Renault-Modelle künftig kleiden wird, kann die Öffentlichkeit in Form eines Serienautos erst ab 2012 beurteilen. Denn dann wird die Neuauflage des Clio vorgestellt, an deren Front der Designchef noch richtig Hand anlegen konnte. Bis dahin wird eine Reihe von Concept Cars deutlich machen, wie ein Holländer Pariser Laufsteg-Mode in Szene zu setzen weiß.

"Wir fangen mit Passion an", erläutert van den Acker. "Der Kunde muss wieder die Möglichkeit bekommen, sich in die Autos verlieben zu können." Klingt nach schwerer Kost, soll es aber bewusst nicht sein: "Wir sind ein Generalist, da muss das Design leicht zu verstehen sein."

 Volvo stehe für Sicherheit, Toyota für Qualität, Renault hingegen für den Menschen insgesamt, so der Designchef, der deshalb mit dem Portfolio alle möglichen Lebensbereiche abdecken will. "Alpine würde Liebe symbolisieren, die Offroader Eroberungsdrang, die Vans die Familie", gibt van den Acker Einblick in die Positionierungsstrategie der einzelnen Marken und Baureihen.

Kommender Renault Twingo steht im Design-Fokus

Besonderes Augenmerk gilt künftig wieder dem Twingo, der mit dem Modellwechsel viel von seinem Kleinwagen-Charme verloren hat: "Der Twingo hatte sich fast zu einer eigenen Marke entwickelt: simpel, aber auch innovativ und gut. Da müssen wir dran arbeiten." Anders als Le Quément muss sich van den Acker aber auch damit auseinandersetzen, die Marke geschickt neben dem neuen Kooperationspartner Mercedes zu positionieren, schließlich stammt die Plattform eines heckgetriebenen Zweisitzers bei Renault von der Tochter der Marke mit dem Stern. "Smart macht Smart, Renault macht Renault, das ist ganz einfach", erläutert er. "Aber ich verstehe mich super mit Gorden Wagener. Wir pflegen einen lockeren Umgang. Er ist offen, freundlich und gar nicht arrogant."

Bei der Entwicklung einer eigenen Markenstrategie orientiert sich der Renault-Designchef an den ganz großen Namen in der Szene. "Mir gefällt, wie Walter de Silva seine Philosophien entwickelt hat. Bei Seat hat er Dinge kreiert, die exakt zu einer spanischen Marke passen. Bei Audi eben für Audi und bei VW für VW. Er hat nie einfach einen de Silva gemacht, sondern immer eine Strategie verfolgt."  

Van den Acker will ein starkes Renault-Gesicht

Bei der Weiterentwicklung des Renault-Designs spielt auch das Logo eine wichtige Rolle: "Wir müssen sichtbarer werden. Unser Markenemblem gehört zu den wenigen Logos, die man mit beiden Händen greifen kann." Das soll künftig hochwertiger und solider wirken, um damit "mehr Familienähnlichkeit zu schaffen. Wir brauchen ein starkes Renault-Gesicht. Wenn man das hat, dann kann man dahinter variieren."

Die Erwartungen der Konzernspitze um Carlos Ghosn und Patrick Pelata sind hoch. "Sie haben mir gesagt, ich soll einfach großartige Autos machen", lacht van den Acker, der absolut locker und sympathisch wirkt und damit eine ganz neue Stimmung in die manchmal etwas steif scheinende Atmosphäre des französischen Design-Studios bringt. "Die Marke will sich verändern, und es ist eine tolle Herausforderung, daran mitzuarbeiten. Auch wenn es manchmal etwas verrückt ist."

Ob er das auch im Segment der Oberklasse-Autos schafft, wo Vorgänger Le Quément im Rückblick offen und ehrlich einräumt, gescheitert zu sein? "Ich habe nicht vor zu scheitern", lautet die entwaffnend einfache Antwort auf diese Frage. 

Laurens van den Acker

Laurens van den Acker, 1965 in den Niederlanden geboren, hat 1990 seinen Abschluss als Industrie-Designer in Delft gemacht. Nach einer Station in Italien war er bei Audi, Volvo und Ford, bis er 2006 das Amt des Mazda-Designchefs übernahm und dafür mit der Familie nach Japan zog. Dort schuf er unter dem Stichwort Nagare eine Reihe von Showcars, die weltweit Aufsehen erregten. Keiner verstand es besser, Formen der Natur wie Meereswellen, Sanddünen oder Felsformationen ins Karosseriedesign zu übertragen als van den Acker.


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