Rolls-Royce Vision Next 100 103EX
Weiter Luxus aber Abschied vom V12-Motor

Rolls-Royce zeigt als Gratulation zum 100. von Mutter BMW die Zukunftsvision des Ultra-Luxuswagens für 2040. Der Vision Next 100, der auch 103EX genannt wird, fährt zwar weiterhin mega-edel, aber auch elektrisch und autonom. Statt Flügeltüren öffnen zum Einstieg nicht nur die klassischen Selbstmödertüren sondern auch das Dach.

Rolls-Royce Next 100
Foto: BMW

Da sich auch in 24 Jahren nichts an dem Hauptwunsch der Rolls-Royce-Kundschaft nach individuellem Luxus ändern wird, versuchen die Briten diesem Wunsch in Zukunft genauso gerecht zu werden. Schließlich soll die emotionale Bindung der betuchten Kundschaft zur Marke auch in Zukunft robust sein. Aber was heißt Luxus in der Zukunft?

Rolls-Royce Vision Next 100: Aus für den V12

Aktuell sind sämtliche Rolls-Royce-Modelle mit einem V12 unterwegs. Aber die Briten gehen davon aus, dass es 2040 keine V12-Verbrennungsmotoren mehr geben wird. Der 103EX fährt darum mit elektrischem Antrieb – und voll autonom. Den ersten Elektroantrieb in einem Rolls-Royce Phantom stellten die Briten 2011 mit dem Experimentalfahrzeug 102EX vor. Dieser wurde anstelle des V12-Motors von zwei an der Hinterachse sitzenden Elektromotoren mit jeweils 145 kW (197 PS) angetrieben. Über Details des Antriebs im jetzt neu gezeigten 103EX schweigt sich Rolls-Royce aus; wichtiger scheint, dass er unter anderem selbstständig zu einer Ladestation fahren können soll. Welche Technik den Wagen genau antreibt, ist noch nicht entschieden – dafür ist das Jahr 2040 einfach noch zu weit weg.

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Als Fahrwerkstechnik kommt das bereits aus dem BMW 7er bekannte System zum Einsatz, welches die Fahrbahn vorausschauend scannt und das Fahrwerk darauf entsprechend einstellt. Die Briten nennen die Technik „magic carpet ride“.

Rolls-Royce Next 100
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Mit aufklappbarem Glasdach: Die Rolls-Royce-Studie für das Jahr 2040.

Rolls-Royce 103EX: Totale Individualität

Der Rolls-Royce der Zukunft soll nach den Vorstellungen des Herstellers eine Schlüsselrolle im Leben der Kunden spielen. Dafür werden die Wagen so weit wie möglich individualisiert. Das geht bis zur Außenhaut, die der Kunde mitgestaltet und die dann, ganz wie in den Anfangszeiten des Automobilbaus, per Hand gebaut wird. Die Proportionen des 103EX erinnern an die des aktuellen Phantom, dessen Abmessungen die Studie mit einer Länge von 5,9 Metern und einer Höhe von 1,6 Metern übernimmt.

Die schmalen 28-Zoll-Räder sorgen für eine Höhe, die laut Rolls-Royce ein würdevolles Aussteigen ermöglicht. Das Aussteigen wird zudem durch ein klappbares Glasdach erleichtert, auf den Weg vor der Tür des Wagens wird ein roter Teppich projiziert. Die Spirit of Ecstasy bleibt dem Zukunfts-Rolls-Royce genauso erhalten, wie der tempelartige Kühlergrill. Die Kühlerfigur besteht bei der Studie aus Glas und wird beleuchtet. Aktuell können Rolls-Royce-Kunden ihre Spirit of Ecstasy gegen Aufpreis aus durchsichtigem Polycarbonat bestellen, welches sich ebenfalls beleuchten lässt.

Rolls-Royce Next 100
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Im großzügig geschnittenen Innenraum wartet ein modernes Sofa auf Reisende.

Rolls-Royce Vision Next 100: Spirit of Ecstasy lebt

Die vom britischen Bildhauer Charles Sykes als Abbild der englischen Schauspielerin Eleanor Thornton geschaffene Spirit of Ecstasy stellt sich beim 103EX nicht nur mutig in den Wind. Als virtuelle Assistentin wacht sie auch über die totale Vernetzung der Studie, spielt die unsichtbare Chauffeurin des lenkradlosen Wagens und hat die Terminpläne der Insassen permanent parat. Somit erinnert sie an geplante Verabredungen und gibt dezent Hinweise für zukünftige Treffen.

Rolls-Royce 103EX: Müheloses Reisen

Rolls-Royce geht davon aus, dass seine Kunden einen großen Teil ihres Lebens auf Events verbringen. Dazwischen sollen sich die Passagiere in ihrem Wagen wie in einer Staatskarosse fühlen. So besteht das Interieur selbstverständlich, wie auch heute, aus edlen und per Hand verarbeiteten Materialien. So zieht sich gestreiftes indonesisches Makassar-Ebenholz durch den Wagen und das elfenbeinfarbene Sofa wird mit einem Stoffmix aus Seide und Wolle überzogen.

Ein großer OLED-Bildschirm zeigt jegliche Art von Informationen. Bleibt abzuwarten, ob es die heute als modern geltende OLED-Technik auch noch in 24 Jahren gibt. Schließlich flimmerten im Jahr 1992, also vor 24 Jahren, in den meisten Haushalten noch Röhrenfernseher. Schwer vorstellbar.

Die riesige Fensterfläche nach vorne soll das Raumgefühl verbessern. Allerdings ist auch diese Fensterfläche nichts anderes als ein transparenter OLED-Bildschirm, der sich entweder verdunkeln oder unter anderem zum Anzeigen von Filmen nutzen lässt. Aller Digitalisierung zum Trotz, zeigt auch in der Rolls-Royce-Zukunftsstudie die markentypische analoge Uhr die Zeit an.

Rolls-Royce Next 100
Gregor Hebermehl
Frontgepäckfach mit ausfahrbarem Ladeboden.

Gründer-Gepäck

Da der platzraubende V12-Motor im 103EX Geschichte ist, wird der ehemalige Motorraum zum Kofferraum. In der Studie sind dort zwei Koffer untergebracht: Zu Ehren der Rolls-Royce-Gründer trägt einer die Signatur „CS Rolls“ für Charles Stewart Rolls, der andere Koffer ist mit „FH Royce“ für Frederick Henry Royce personalisiert.

Live beeindruckender als auf den Bildern

Wenn man ihn live vor sich sieht, macht der Zukunfts-Rolls-Royce mehr her, als auf den Bildern. Durch seine freistehenden schmalen Riesen-Räder wirkt er ein wenig schwebend. Sein Gesicht hängt wegen der weit außen und eben freistehend angeordneten Räder in der Luft und wirkt dank der schmalen Laserlicht-Schlitze und der glühend leuchtenden Grills selbstbewusst böse.

Obwohl wir ihn nicht betreten durften: Der Innenraum dürfte den Passagieren Spaß machen. Da die Lounge-Kapsel nur ein Sofa beherbergt, dort also keine zweite Sitzreihe Platz wegnimmt, können die Insassen ihre Beine meterweit ausstrecken. Und dass nur eine Sitzreihe von einem knapp sechs Meter langen Fahrzeug transportiert wird, erinnert an die Dimensionen raumgreifender amerikanischer Sorglos-Straßenkreuzer-Cabrios der 1960er Jahre.

Wer sich mit der Form des Rolls-Royce 103EX nicht anfreunden kann, sei beruhigt: Zum einen darf der Kunde ja die Außenform selbst mitbestimmen und zum anderen entwickelt und ändert sich Geschmack – wer weiß, was der Autofahrer im Jahr 2040 schick findet? Rolls-Royce beweist Mut, macht den riesigen Wagen optisch leicht und trennt sich gedanklich komplett von einem Fahrer, was wiederum gut zu einer Marke passt, deren Kunden nicht alle unbedingt immer selber hinterm Steuer sitzen wollen.