Sergio Marchionne gestorben
Ex-Fiat-Chrysler-Chef stirbt nach schwerer Krankheit

Der ehemalige Chef des Fiat-Chrysler-Konzerns ist am Mittwoch (25.7.2018) im Alter von 66 Jahren im Universitätskrankenhaus in Zürich gestorben. Das teilte Fiat mit.

Sergio Marchionne
Foto: Fiat

Der ehemalige FCA-Boss Sergio Marchionne musste sich in der Schweiz einer Schulteroperation unterziehen. Im Zuge dessen gab es postoperative Komplikationen und der 66-Jährige fiel in ein Koma aus dem er nicht mehr erwachte. Andere Quellen behaupten, der gebürtige Kanadier verstarb an Lungenkrebs, Marchionne war starker Raucher. Bereits vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Marchionne nicht mehr in der Lage war, auf den Chefsessel von Fiat-Chrysler zurückzukehren. Er hinterlässt seine 47 Jahre alte Lebensgefährtin Manuela sowie zwei erwachsene Söhne.

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Sergio Marchionne: Der Ausnahme-Manager

Sergio Marchionne war Sohn eines nach Kanada ausgewanderten Polizisten. Er galt als „Arbeitstier“, hasste jedoch öffentliche Auftritte und zählte zu den Top-Automanagern des vergangenen Jahrzehnts. Dem studierten Steuerberater und Wirtschaftsprüfer verdankte Fiat das Überleben. 2003 holte ihn Umberto Agnelli, kurz vor dessen Tod, in den Konzern nach Turin. Marchionne beendete die unglückliche Allianz mit GM und rang den Amerikanern noch zwei Milliarden Euro für die Trennung ab. Die Anzahl der Beschäftigten schrumpfte er von 130.000 auf 29.000 Mitarbeiter. 2009 witterte er die Chance, als Chrysler fast zum Nulltarif zum Verkauf stand.

Sukzessive etablierte er Fiat-Chrysler zum siebtgrößten Autokonzern der Welt. Allerdings schaffte er es nicht, die von ihm anvisierten sieben Millionen Autos 2018 zu produzieren und abzusetzen. Hier waren es zuletzt nur vier Millionen. Dafür brachte er unter anderem erfolgreich Ferrari an die Börse und plante den Börsengang von Magneti Marelli 2019. Unter seiner Führung wurde FCA schuldenfrei, die Eigentümer-Familie Agnelli-Elkann konnte Millionen-Gewinne einfahren. Allerdings versäumte er, die Modellpalette zu modernisieren. Investitionen in E-Mobilität und Hybrid-Antriebe standen erst spät auf seiner Agenda und hielten Einzug in den kürzlich präsentierten Fünf-Jahres-Plan des Unternehmens.

Letzte Gespräche, neue FCA-Bosse

Am 25. Juni 2018 hatte Sergio Marchionne, der auch Ferrari-Präsident war, mit FIA-Präsident Jean Todt und Formel 1-Chef Chase Carey noch über die Zukunft der Formel 1 verhandelt. Es soll ein positives Gespräch gewesen sein. Marchionne hat offenbar grünes Licht für den Plan gegeben, ab 2021 in drei Schritten eine Budgetdeckelung einzuführen. Und er soll dem Verteilungsplan von Liberty zugestimmt haben. Am 26. Juni hatte der 66-jährige Italo-Kanadier seinen letzten öffentlichen Auftritt, bei der Übergabe eines Jeep an die italienischen Carabinieri.

Zu seinem Nachfolger als Fiat-Chrysler-Chef wurde Mike Manley ernannt. Der 54-jährige Brite ist seit langem im Unternehmen und seit 2009 Jeep-Chef und seit 2015 auch Boss der Marke Ram. Fiat Chryslers Sparte CNH Industrial, die Lastwagen und Baumaschinen herstellt, bei der Marchionne ebenfalls den Vorstandsvorsitz innehatte, übernimmt Suzanne Heywood, CEO bleibt Derek Neilson.

Neuer Ferrari-Präsident ist Fiat-Chef John Elkann. Der Fiat-Vorstand hat den Schweizer Louis Carey Camilleri als Marchionnes Nachfolger vorgeschlagen. Camilleri ist ein ehemaliger Manager des Tabakkonzerns Philip Morris und soll eine treibende Kraft bei der Ernennung von Maurizio Arrivabene vor dreieinhalb Jahren gewesen sein.