Skoda Kamiq (China 2018)
Kompakt-SUV für China zum günstigen Preis

Skoda hat im Rahmen der Peking Auto Show im April 2018 den Skoda Kamiq präsentiert. Er ist Teil der SUV-Offensive für den chinesischen Markt. Mit 4,39 Meter Länge wird er ab Juli das Einsteiger-SUV für Skodas größten Ländermarkt, kommt aber nicht nach Europa.

Vom Band rollt der Skoda Kamiq, den die Marke als „Mainstream-City-SUV“ bezeichnet beim SAIC/VW-Jointventure in China. Der Kamiq ist 4,39 Meter lang, 1,78 Meter breit und 1,59 hoch. Damit fällt der SUV einen Zentimeter länger als der Karoq in Europa und fünf Zentimeter länger als der Karoq auf dem chinesischen Markt. Mit 2,61 Meter ist der Radstand um zwei Zentimeter kleiner als beim Karoq in Europa – der Kamiq basiert nicht auf dem Modularen Querbaukasten (MQB).

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Skoda Kamiq basiert auf alter VW-Plattform

Der Skoda Kamiq wird als günstiges Einstiegsmodell in die SUV-Welt der tschechischen Marke unterhalb des Karoq und des Kodiaq in China positioniert und basiert auf dem VW Lavida, dessen Plattform PQ34 den Golf IV oder den Seat Leon trug. Angetrieben wird er von einem 110 PS starken 1,5-Liter-Saug-Benziner, der seine 150 Nm entweder an ein manuelles 5-Gang- oder ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe weitergibt. Allradantrieb ist nicht vorgesehen. Letzter ist in China nicht besonders beliebt. Umso beliebter will sich Skoda bei den Kunden machen, indem die Marke „Wünsche und Vorlieben chinesischer Kunden in Ausstattung, Konzept und Gestaltung“ einfließen ließ.

Optisch zeigt sich der Kamiq allerdings mit den typischen Design-Merkmalen der tschechischen Marke. Scheinwerfer und konturierte Motorhaube, Grill und Heckabschluss sind vom Karoq entliehen. Der Preis in China soll umgerechnet rund 11.500 Euro betragen.

Gerd Stegmaier
Typisch SUV: Erhöhte Sitzposition, guter Überblick.

Sitzprobe im Skoda Kamiq

Für diesen Preis darf sich der chinesische Kunde ein vor allem gemessen an der Länge hervorragendes Platzangebot freuen. Hinten reisen Personen auch jenseits der 1,80 Meter Körpergröße bequem, selbst wenn in der ersten Reihe ähnlich große Personen sitzen. Alle Passagier können bequem einsteigen und die Sitze fühlen sich während der ersten Minuten gut an, die Materialien auch, obwohl man etlichen Stellen auch wahrnimmt, dass der Kamiq für ein preissensibles Segment gemacht ist: Die Instrumente vor dem eher profanen Lenkrad wirken wie aus dem Skoda Roomster übernommen. Immerhin gibt es einen großen Bildschirm über der Mittelkonsole. Etwas unglücklich wirkt, dass die Fußmatten noch fehlen und Folien ihre Aufgabe vorübergehend übernehmen mussten – aber das bedeutet nichts. Schließlich ist es bis zur Markteinführung im Sommer noch ein wenig hin.

Die Grafik der Navigationskarten macht dafür dank ordentlicher Auflösung einen guten Eindruck – über die Eingängigkeit der Bedienung lässt sich wenig sagen, solange man chinesische Schriftzeichen nicht verstehen kann. Leichter zu erkennen ist, dass der Kofferraum eher einfach gestaltet ist: Hinter der Ladekante geht es mindestens 15 Zentimeter runter, außer Teppich und Plastikverkleidungen für die Radkästen hat das Gepäckabteil nicht viel zu bieten. Aber er ist verhältnismäßig groß, die einfachere Hinterachskonstruktion ohne Allrad scheint dem Gepäckvolumen zu Gute zu kommen.

Warum noch ein SUV unterhalb des Karoq?

Skoda ist erst seit 2007 auf dem chinesischen Markt, aber schon seit 2010 ist China größter Ländermarkt der tschechischen Marke. 2017 lag der Absatz bei 325.000 Autos, also gut 25 Prozent des Gesamtabsatzes von 1,2 Millionen. Stärkstes Modell war der Octavia mit 120.000 verkauften Autos. Vom Octavia bietet Skoda sogar den Combi in der Scout-Version mit Offroad-Optik an – ungewöhnlich für China, wo Kombis ähnlich wie in den USA wenig gefragt sind. Noch mehr im Trend als auf anderen Märkten liegen in China hingegen SUV. Das Segment hat seine Stückzahl in den letzten drei Jahren verdoppelt, in den nächsten drei Jahren dürfte es Prognosen zufolge etwa 60 Prozent des Neuwagenmarktes ausmachen.

Skodas Wachstumsplan sieht vor, den Absatz in China bis 2020 auf 600.000 Autos zu steigern, dafür strebt Skoda die gleiche Absatzverteilung in der eigenen Modellpalette an – also 60 Prozent aller in China verkauften Skoda sollen SUV sein. Mit nur einem SUV im Programm ist das nicht zu machen. 2017 führte Skoda in China den Kodiaq ein, im März 2018 den Karoq, der in China fünf Zentimeter mehr Radstand hat und genauso viel länger ist als in Europa. Prompt wuchs der Absatz im ersten Quartal 2018 um 19 Prozent. „Die Stückzahlen der neuen SUV substituieren keines unserer bisherigen Modell, sondern kommen tatsächlich on top“, so Alain Favey, Vorstand Vertrieb und Marketing von Skoda. Im Juli, wenn der Kamiq dann als dritter Skoda-SUV auf den Markt kommt, wird sich der SUV-Anteil beim Skoda-Absatz Richtung 40 bis 45 Prozent bewegen.

Fazit

Der Kamiq dürfte bei chinesischen Kunden ins Schwarze treffen: Er bietet ein enorm gute Platzangebot fürs Geld, ist nur 5 Zentimeter kürzer als der Karoq in China und sieht dennoch wie ein Skoda-SUV aus. Beim Infotainmentsystem ist er nicht von gestern und die Technik dürfte einem befriedigenden Gebrauch im Alltag nicht entgegenstehen. Wenn Skoda beim SUV-Hype Chinas dabei sein will, scheint der Kamiq genau das richtige Auto.

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