Überraschender Investitionsstopp für Gigafactory 1
Wie geht es Tesla wirklich?

Die Gigafactory 1 im US-Bundesstaat Nevada ist zwar noch im Bau, produziert aber schon fleißig. Jetzt stockt das Projekt – Tesla und sein Partner Panasonic verhängen einen Investitionsstopp.

Tesla Gigafactory
Foto: Tesla

In seiner Gigafactory 1 baut Tesla Akkus für seine rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge und Energiespeicher für Haushalte. Die Fabrik ist in der Nähe von Nevadas zweitgrößter Glücksspielstadt Reno im Tahoe Reno Industrial Center angesiedelt und soll bei ihrer Fertigstellung das größte Produktionsgebäude der Welt werden. Seit Mai 2014 im Bau, sollte sie eigentlich 2020 fertig sein – in den bereits fertig gestellten Teilen laufen seit dem ersten Quartal 2016 Akkus vom Band. Der japanische Elektronikkonzern Panasonic ist mit Investitionen in Höhe von 3,9 Milliarden US-Dollar (aktuell umgerechnet zirka 3,45 Milliarden Euro) an der Gigafactory 1 beteiligt. Die Japaner stockten ihr Investitionsvolumen von ursprünglich 1,6 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) auf diese Höhe auf, nachdem die Vorbestellungszahlen für die Mittelklasse-Limousine Model 3 bekannt wurden. Jetzt der Paukenschlag: Panasonic und Tesla stoppen ihre Investitionen in die Gigafactory 1.

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Sinkende Gewinnmargen bei Batterien, finanzielle Probleme bei Tesla

Die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei berichtet ohne Angaben von Quellen – die Informationen kommen möglicherweise von einem Panasonic-Insider – dass Tesla finanzielle Probleme hätte. Außerdem würden die Gewinnmargen in der Batteriebranche wegschmelzen. Zudem sei die zukünftige Nachfrage nach Elektrofahrzeugen unsicher. Deshalb hätten sich Tesla und Panasonic gegen einen weiteren Ausbau der Gigafactory 1 entschieden.

Tesla selbst gibt ein kurzes Statement zu der Entscheidung: Man investiere weiter, schaue sich aber genau an wo. In der Tat haben die Amerikaner mit der Gigafactory 3 im chinesischen Shanghai gerade eine weitere Großbaustelle am Start. Dort stehen im Mai 2019 die ersten Gebäude – der Bau schreitet mit hoher Geschwindigkeit voran. Allerdings ging Tesla anscheinend vor Kurzem noch davon aus, beide Projekte gleichzeitig stemmen zu können.

Gigantisches Projekt in der Wüste

Aktuell fertigt Tesla in Zusammenarbeit mit Panasonic die „2170“-Batteriezelle für Elektrofahrzeuge und weitere Energie-Produkte, wie den Heimspeicher „Powerwall 2“ oder das Batteriepaket „Powerpack 2“. Im 2. Quartal 2017 hat Tesla dann mit der Batterieproduktion für das Tesla Model 3 begonnen, in der zweiten Jahreshälfte startete die Produktion des Model 3.

Der Gouverneur des Bundesstaates Nevada hatte Anfang Januar 2017 angekündigt, dass in der „Gigafactory 1“ künftig auch Elektromotoren und Getriebekomponenten gefertigt werden. Letzteres ist ungewöhnlich, da E-Autos auch ohne Getriebe auskommen, die Effizienz von Elektrofahrzeugen jedoch mit einer Übersetzung durchaus gesteigert werden kann. Für diese neu angekündigte Produktion investierte Tesla nochmals 350 Millionen US-Dollar und schaffte 550 zusätzliche Jobs.

Aktuell ist die Gigafactory noch eine Baustelle. Erst ein Teil des Fabrikgebäudes ist fertiggestellt. In den verschiedenen Ebenen gibt es unter anderem eine Recycling-Fabrik für alte Batterien, deren Produkte in neuen Akkus verwendet werden. Insgesamt wird die Gigafactory mit knapp 530.000 Quadratmetern Fläche das größte Produktions-Gebäude der Welt sein. Die auf dem Dach der Gigafactory installierte 70-Megawatt-Solaranlage soll dafür sorgen, dass die Energiebilanz der Fabrik auf Null sinkt. Auch diese Anlage zählt nach seiner Fertigstellung zur größten Dachsolar-Anlage der Welt. Zudem werden auf den Freiflächen des Geländes weitere Solarpanele aufgestellt. Wenn die volle Produktion läuft, spuckt Tesla jährlich Lithium-Ionen-Batterien mit einer Kapazität von 35 Gigawattstunden (GWh) aus. Das entspricht der weltweiten Batterieproduktion des Jahres 2013. Insgesamt 6.500 Mitarbeiter werden in der Fabrik arbeiten, 20.000 bis 30.000 neue Jobs entstehen im Umfeld bei Zulieferern und weiteren Dienstleistern.

Panasonic als Partner

Seit Jahren schon ist Panasonic an Tesla beteiligt und fertigt die Batterien für die Tesla-Modelle. In einem Vertrag von 2013 haben die beiden Partner ihre 2011 beschlossene Zusammenarbeit erneut festgeschrieben. Bis 2017 lieferte Panasonic an Tesla alleine 2 Milliarden Batteriezellen. Die Gigafactory soll bis 2020 jährlich 500.000 Akkus für Elektrofahrzeuge produzieren.