US-Rennwagen von 1967 wird versteigert
Corvette-C2-Ikone strebt Rekordpreis entgegen

Wird das die teuerste Corvette überhaupt? Mecum Auctions versteigert eine C2 Convertible, die mehr ist als nur ein erfolgreicher Ex-Rennwagen. Sie verfügt nämlich zusätzlich über die begehrte L88-Ausstattung.

07/2020, 1967 Chevrolet Corvette C2 Sting Ray L88 Race Car
Foto: Mecum Auctions

Die Latte liegt weit oben: 2014 wurde von Barrett-Jackson in Scottsdale eine 1967er Corvette Sting Ray für 3,85 Millionen Dollar (aktuell gut 3,4 Millionen Euro) versteigert. Was gerade dieses Auto zur bisher teuersten Corvette überhaupt gemacht hat? Nun ja... ein Ausstattungspaket mit der simplen Bezeichnung L88. Die seinerzeit 1.771,15 US-Dollar teure Option – der Corvette-Grundpreis lag bei 4.353 US-Dollar – beinhaltete nicht nur den legendären 427er-V8, sondern auch ein verstärktes Fahrwerk und größere Bremsen. Klimaanlage und Radio gab es dagegen nicht. Und wer die Heizung abbestellte, sparte nicht nur 97,85 US-Dollar, sondern setzte den Sportwagen zusätzlich auf Diät.

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Schätzpreis von vier bis fünf Millionen Dollar

Eine L88-Corvette war also das ideale Basismodell für einen privat eingesetzten Rennwagen. Ein solcher kommt Mitte Juli bei Mecum Auctions zur Versteigerung – und er macht der eben beschriebenen Corvette den Rang als teuerste Vertreterin ihrer Ahnenreihe streitig. Bei vier bis fünf Millionen Dollar (gut 3,5 bis 4,4 Millionen Euro) liegt der Schätzpreis des mit ziemlich viel Patina gesegneten C2 Cabrios mit der Startnummer 89. Eine selbstbewusste Ansage in einer Zeit, in der sich die Welt eigentlich mit fundamentaleren Dingen als zu Höchstpreisen versteigerten Oldtimern herumschlägt.

07/2020, 1967 Chevrolet Corvette C2 Sting Ray L88 Race Car
Mecum Auctions
Option L88 beinhaltete einen Siebenliter-V8 mit offiziell 436 PS.

Das üppige Estimate bemisst sich anhand mehrerer Faktoren. Zum Beispiel an den unfassbaren Rennerfolgen von Nummer 89, die als erfolgreichster Corvette-Renner bisher gilt. Erstbesitzer Cliff Gottlob, ein sehr ruhmreicher Ingenieur und Rennfahrer in der Corvette-Historie, und seine Partner pilotierten die Vette laut Mecum Auctions in ihrer acht Jahre währenden aktiven Karriere zu fast 300 Podiumsplätzen und mehr als 150 Siegen – 52 davon sollen in Serie gelungen sein.

Seltener kann ein Auto kaum sein

Ebenfalls maßgeblich für die hohe Bewertung ist die extrem detailreich dokumentierte Historie dieser Corvette L88. Alles rund um dieses Exemplar wurde auf Fotos, Formularen, Rechnungen und Ähnlichem festgehalten. Das ursprüngliche Bestellformular (das Auto mit der Seriennummer 21550 war die letzte 1967er Corvette, welche das Werk verließ) und die Versandkopie sind ebenso original erhalten wie die Tank- und Fensteraufkleber oder Inspektionsbelege. Dieses Auto ist dem Auktionshaus zufolge auch die einzige Corvette L88 von 1967, die ihren kompletten Originalmotor genau in dem Zustand beibehalten hat, wie er vor über 50 Jahren in den C2-Bug wanderte.

Dann ist das Auto auch noch selten. Sehr selten sogar. Zwischen 1967 und 1969 wurden insgesamt nur 216 Corvettes mit L88-Paket produziert. Lediglich 20 von ihnen stammen, wie dieses Exemplar, aus dem ersten Modelljahr und sind deshalb besonders begehrt – auch deshalb, weil nur sie über orange lackierte Ventildeckel verfügen. Dann ist dieses Exemplar auch noch weitgehend unrestauriert und befindet sich in jenem Zustand, den es bei der 1970er Auflage des 24-Stunden-Rennens in Daytona hatte – inklusive kleiner kosmetischer Mängel. Bei dem Motorsport-Klassiker gelang Gottlob und seiner Corvette mit der Startnummer 89 der zweite Platz in der Klasse und der elfte Gesamtrang.

07/2020, 1967 Chevrolet Corvette C2 Sting Ray L88 Race Car
Mecum Auctions
Fast 300 Podiumsplätze und über 150 Rennsiege soll diese Corvette eingefahren haben.

436 PS? Wohl eher um die 560!

Hinzu kommt die legendäre motorische Potenz des L88-Triebwerks. Offiziell bescheinigte Chevrolet dem Siebenliter-Motor 436 PS. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass diese Charge an V8-Aggregaten bis zu 560 PS abgab. Auch das dürfte die Rennerfolge dieses Autos ein Stück weit erklären. Einen komplett neu aufgebauten L88-Motor erhält der Käufer übrigens dazu. Genau wie zahlreiche Teile, um die Renn-Corvette wieder in ihren Auslieferungszustand als normales straßenzugelassenes Cabrio zu versetzen oder mit größtmöglichem Hang zur Originalität zu restaurieren.

Im Verlauf ihres Lebens ging diese 1967er Corvette L88 durch die Hände von fünf Besitzern. 2013 wurde der Rennwagen als eine der 50 bedeutendsten Corvettes in die Bloomington Gold Great Hall aufgenommen, einer Ruhmeshalle für legendäre Corvette-Modelle. Auch auf dem Rasen des Pebble Beach Concours d'Elegance hinterließ das Auto seine Spuren. Und als Buch wurde die unglaubliche Geschichte dieser "ultimativen Corvette L88", mit der Gottlob oft auf eigener Achse zur Rennstrecke und im Wettbewerb zum Siegerpokal fuhr, ebenfalls festgehalten.

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Na klar. Die unfassbare Historie des Autos spricht für sich.Nein. Weder während der Corona-Pandemie noch in normalen Zeiten.

Fazit

Unter normalen Umständen erfüllt diese 1967er C2 L88 alle Anforderungen, den bisherigen Corvette-Preisrekord zu überbieten. Doch ist die Phase der Corona-Pandemie tatsächlich die richtige, um ein mehrere Millionen Dollar teures Auto an superreiche Sammler zu verkaufen? Weil das kaum zu prognostizieren ist, warten wir am besten einfach die Versteigerung ab. Am Freitag, 17. Juli, schlägt für die Corvette die Stunde der Wahrheit. Bis dahin dürften zu den aktuell im Internet gebotenen 150.000 Dollar (Stand 7. Juli) noch einige hinzukommen.