Mercedes-Benz V-Klasse ab 2.000 Euro
Vorsicht vor der billigen Bulli-Alternative

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Es war ein neuer Versuch der Stuttgarter, den Platzhirschen im Kleinbus-Bereich die Stirn zu bieten. Und wieder ein gescheiterter. Das lag unter anderem daran, dass die meisten V-Klassen zu Staub zerfielen. Nach dem unsäglichen MB100 mit 72-PS-Dieselkrampf-Triebwerk OM 616, das aus den 1950er-Jahren herübergerettet worden war, sollte es der in Spanien gebaute Vito richten - für den Pkw-Bereich in "V-Klasse" umbenannt.

Mercedes-Benz V-Klasse, Frontansicht
Foto: Archiv

Wenn schon Van, dann bitte die V-Klasse von Mercedes. Der komfortable Bruder des Kleinlasters Vito fordert den VW T4 heraus und nimmt es ab 1999 auch mit dem Nachfolger T5 auf.

Limousinigeres Fahrverhalten in Mercedes V-Klasse

Mercedes nutzt bei der V-Klasse das gleiche Konzept wie VW: ein vorn quer eingebauter Motor und Vorderradantrieb. Dies verfeinert die Stuttgarter Premiummarke allerdings mit etwas mehr Komfort und zudem Limousinen-Manieren. Die Sitze des Stern-Vans sind wesentlich besser als beim Mitbewerber, was sich gerade auf langen Strecken bezahlt macht. Außerdem fährt sich die Mercedes V-Klasse noch limousiniger als der Transporter von Volkswagen.

Entgegen dem Image der schwäbischen Heimat steht bei mir V auch für die bessere Ausstattung. Ein Van muss für mich nicht nur nützlich sein und viel Platz bieten, sondern auch angenehm zu fahren sein - und das ist die Mercedes V-Klasse.

V-Klasse läuft in Vitoria-Gasteiz vom Band

Gleich nach der Markteinführung 1996 bekam der Mercedes-Van viel Lob, wurde in der schlichteren Vito-Variante zum "Van of the Year" gekürt. Die Transporter und Vans bauten die Stuttgarter übrigens fern des Neckarstrands im spanischen Werk Vitoria-Gasteiz.

Bei aller Begeisterung für die Mercedes V-Klasse musste ich aber auch Enttäuschungen ertragen: Die Karosserie nervt bisweilen mit Klappergeräuschen, und die Elektronik spielte uns so manchen Streich. So ließ sich das Auto beispielsweise auf einer Auslandsreise plötzlich abends nicht mehr abschließen. Im ams-Vergleichstest bekamen zudem die Bremsen ein Minus, weil sie zu schwach ausfielen.

Größerer Radstand, weniger Außenlänge als VW T5

Zwar kann der CDI-Motor des 220 dem 2,5-Liter-TDI aus Wolfsburg in PS und Verbrauch kein Paroli bieten. Das jedoch ist mir nie aufgefallen: Es ging zügig vorwärts, weil der Direkteinspritzer-Diesel ausreichend durchzugsstark ist.

Zudem ist die Mercedes V-Klasse 12 Zentimeter kürzer als der Platzhirsch T5 und hat einen größeren Radstand. Ein weiteres Plus des V: die einfacher auszubauenden Sitze im Fond.

So viel kostet die Mercedes V-Klasse

Im Gegensatz zum VW T4 und T5 bewegen sich die Preise für die Mercedes V-Klasse auf niedrigem Niveau. Je nach Ausstattung, Motorisierung und Baujahr beginnen die Preise bei zum Teil deutlich unter 2.000 Euro. Die Benziner (129 bis 174 PS) sind weniger beliebt - und somit auch günstiger zu haben als Diesel. Das Topmodell Mercedes V280 wird übrigens von dem VR6-Motor von VW angetrieben.

Die durchzugsstärkeren Dieselmotoren - hier sprechen wir von den Common-Rail-Dieselmotoren OM611 mit 2.151 ccm - leisten zwischen 82 und 122 PS. Letzterer ist nicht zuletzt wegen seiner 300 Nm bei 1.800 bis 2.500/min der beliebteste Motor in der Mercedes V-Klasse. Gut erhaltene Exemplare mit weniger als 150.000 km liegen bei rund 4.500 Euro aufwärts. Weniger gut erhaltene - und davon gibt es wegen der massiven Rostprobleme deutlich mehr, beginnen bei rund 2.500 Euro.

Technische Daten
Mercedes V 220 CDI Trend
Grundpreis30.937 €
Außenmaße4660 x 1880 x 1844 mm
Kofferraumvolumen581 bis 4564 l
Hubraum / Motor2151 cm³ / 4-Zylinder
Leistung90 kW / 122 PS bei 3800 U/min
Höchstgeschwindigkeit164 km/h
Verbrauch8,0 l/100 km