BMW 318i Cabriolet
Allwetter-Cabrio ohne Allüren

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Klaus Westrup blättert in seinem Notizbuch und erinnert sich diesmal an ein BMW Cabriolet, den 318i, den er im Februar 1991 für auto motor und sport fuhr. Bei minus 10 Grad im tiefsten Winter.

BMW 318 i Cabriolet
Foto: Archiv

Der Testwagen kommt zur Unzeit. Es ist tiefer Winter Anfang Februar 1991, Schnee bedeckt die Region um Stuttgart, nachts zeigt das Thermometer minus zehn Grad. Das grünmetallicfarbene BMW 318i Cabrio steht auf stämmigen, bis maximal 190 km/h zugelassenen Winterreifen. Sie haben nicht nur den nötigen Grip, sondern liefern auf diesem Auto auch ein optisches Signal. Hier steht kein reines Schönwetter-Spielzeug, sondern ein Allwetter-Cabrio ohne Allüren – ein Ding für alle Fälle, auch für schlechtes Wetter.

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Downsizing für das BMW-Cabrio

Der Grund für eine neuerliche Kontaktnahme mit dem seit 1985 produzierten BMW 3er Cabrio ist die erst kurz vor Produktionsschluss 1993 ins Programm genommene dritte Motorvariante, ein Vierzylinder. Im Gegensatz zum weit späteren Zweisitzer Z3 hat BMW hier mit den Sechszylindern begonnen – zuerst mit dem 170 PS leistenden 2,5 Liter, dann mit dem 129 PS starken Zweiliter.

Den Vierzylinder im BMW 318i Cabrio kennt man aus der Dreier-Limousine, interne Kennziffer E 30, und aus dem einstigen Fünfer namens 518i. In all diesen Autos leistet er 113 PS, und genau wie die beiden Sechszylinder leistet er sich auch einen Zahnriemenantrieb der obenliegenden Nockenwelle.

Die Reihen-Sechser aus München haben damals schon einen legendären Ruf, und so sorgt die Nachricht betreffs Downsizing in Sachen Zylinderzahl nicht gerade für Euphorie. Andererseits ist die Brot- und- Butter-Zylinderzahl vier in Zusammenhang mit BMW-Motoren nicht gerade negativ besetzt, man denke nur an die längst nicht mehr produzierten Dreier-Vorgänger 2002, 2002 ti und tii.

Großer Preisvorteil gegenüber den Sechszylindern

Dann ist da noch, ganz emotionslos, die Preisdifferenz zwischen vier und sechs Zylindern. Genau 43.400 Mark kostet das neue BMW 318i Cabrio in Basisausführung, exakt 12.500 Mark weniger als das Spitzenmodell 325i und immerhin noch 4.000 Mark weniger als der dazwischen liegende 320i.

Angesichts der cabrioverachtenden Wetterlage verzichten wir aufs Offenfahren, fahren auch nicht, wie das später in Mode kommt, fürs Foto querstehend mit offenem Verdeck und rotgefrorenen Backen durch Schneewehen, sondern genießen die Behaglichkeit, die dieses Cabrio auch im Winter bietet. Die Heizung des BMW 318i Cabrios kämpft selbst bei strengen Minusgraden tapfer und mit Erfolg gegen die nicht ganz artgerechte Verwendung an, die Scheiben können zuverlässig entfrostet werden – sogar die nicht aus Glas bestehende Heckscheibe, an der sich ein kleines Gebläse abmüht.

Das Sanfte, Seidige ist weg

Fotograf H. P. Seufert besteht auf einem Offen-Bild, und es zeigt mit aller Macht, wie falsch die Jahreszeit ist: Das BMW 318i Cabrio auf einem eisigen Parkplatz hoch über dem nächtlichen Stuttgart, tiefe Reifenspuren im Schnee, die Kälte ist spürbar. Und man spürt, dass hier nur ein Vierzylinder arbeitet. Das Sanfte, Seidige ist weg.

Doch das was bleibt, scheint gar nicht so schlecht, überraschenderweise partiell sogar besser. Der Drehmomentverlauf des Vierzylinders ist dem des gleich großen Sechszylinders überlegen – im unteren Drehzahlbereich steht mehr Durchzugskraft zur Verfügung. Es ist reine Motor-Physik; bei gegebenem Hubraum schaffen viele Zylinder über höhere Drehzahlen mehr Leistung, wenige Zylinder sorgen für mehr Drehmoment.

Die Verbesserung wird sofort im Gasfuß spürbar, doch klarer noch als das Gefühl ist die Sprache der Messwerte. Im fünften Gang braucht das BMW 318i Cabrio nur 18 Sekunden, um von 80 auf 120 km/h zu beschleunigen. Beim sechszylindrigen 320i sind es fast 22. Auch der Verbrauch ist geringer, wenn auch aus heutiger Sicht nicht gering. 10,7 Liter sind es pro 100 Kilometer, es darf Normal sein.

Ein kräftiger Vierzylinder

Genau 1.269 Kilogramm wiegt das BMW 318i Cabrio, und sein Temperament ist durchaus erfreulich, mit 11,5 Sekunden für die Beschleunigung auf Tempo 100 und einer Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h. Von den Fahrleistungen her hat man es mit diesem braven Automobil also mit einem Austin-Healey 3000 zu tun, wer hätte das gedacht?

Im Übrigen merkt man ihm die Reife seiner sechs Produktionsjahre an. Selbst die Verwindungsneigung der Karosse des BMW 318i Cabrios mit ihren gegenüber der Limousine verstärkten, rund sechs Zentimeter höheren Längsträgern und zusätzlichen Streben zwischen B-Säule und den hinteren Federbein-Domen, scheint gegenüber den ersten Exemplare geringer zu sein. Nur die Windgeräusche sind gleich geblieben – ab 120 km/h wird es laut in der gemütlichen Kabine.

Platz an der Sonne

Aus heutiger Sicht hat das alte BMW 3er Cabrio den Bonus der Alltagstauglichkeit erhalten, aber einen zunehmend nostalgischen Reiz hinzugewonnen. In einer Zeit, in der die ingeniöse Cabrio-Leistung vor allem darin besteht, bei Offenfahrt vom Wind möglichst wenig zu spüren, ist hier noch die altmodische, unkontrollierte Verwirbelung angesagt. Die Windschutzscheibe steht beim BMW 318i Cabrio schön steil, man sitzt wahrhaftig im Freien, es ist der viel zitierte Platz an der Sonne.

Die Preise ziehen an, für gute unverbastelte Stücke muss man schon 10.000 Euro bezahlen. Michael Schröder, Motor Klassik-Redakteur und als Hobby-Biker ein unerschrockenes Windgesicht, hat sich vor zwei Jahren zur persönlichen Erbauung mit einem gepflegten 3er-Cabrio eingedeckt, einem BMW 318i Cabrio übrigens. Mit der Motorwahl ist er zufrieden, vermisst den Sechszylinder nicht.

Wie meinte doch einst Ex-Kollege Gert Hack im Zusammenhang mit der Güte von BMW-Motoren? Der, den man gerade fahre, sei sowieso immer der Beste.

Technische Daten
BMW 318i Cabriolet
Außenmaße4325 x 1645 x 1370 mm
Hubraum / Motor1796 cm³ / 4-Zylinder
Höchstgeschwindigkeit187 km/h