Ford GT40
Erste Skizzen des Ferrari-Alptraums aufgetaucht

Ehe der Mittelmotor-Rennwagen 1966 in Le Mans siegte, brauchte er viele technische Veränderungen. Ford’s Archivare stießen jetzt auf 57 Jahre alte Skizzen.

Ford GT40 erste Skizzen
Foto: Ford

Der GT40 ist Fords Motorsport-Racheengel. Die Geschichte dazu in Kurzform: Ab 1960 etwa glaubte Henry Ford II zu erkennen, dass sich gerade jüngere Autokäufer speziell für Langstrecken-Wettbewerbe wie sie in Sebring, Indianapolis und natürlich beim 24h-Rennen in Le Mans ausgetragen wurden. Weil die US-Autohersteller sich 1957 freiwillig aus dem Motorsport zurückgezogen hatten, dominierten die Europäer die Rennserien und Ford fehlte es Expertise. Nicht mal eine Rennabteilung hatte der Konzern. Also versuchte Ford 1963 Ferrari zu kaufen – die Italiener hatten in Le Mans 1954 und 1958 gewonnen und ab 1960 bis 1965 sollte das Siegfahrzeug immer ein Ferrari sein.

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Aber trotz großer finanzieller Möglichkeiten gelang es dem Auto-Goliath Ford nicht, den David Ferrari zu kaufen. Henry Ford II war erzürnt und hatte von da ab nicht nur den Plan, Le Mans zu gewinnen, sondern auch den, Ferrari zu schlagen und machte sich nach anderen Partnern auf die Suche. Aus Lotus, Cooper und Lola kamen in die engere Wahl. Ford einigte sich mit Lola, auch weil die Engländer den auch als Lola GT bezeichneten Mk 6 gebaut hatten, einen Mittelmotor-Rennwagen mit Ford-V8, der 1963 die ersten Runden in Le Mans führen konnte.

Lola und Carol Shelby vernichten Ferrari

Mit dem Besitzer von Lola, Eric Broadley, einigte sich Ford auf eine einjährige Entwicklungshilfe und den Bau von zwei Chassis, Ford schickte den eigens angeheuerten Ex-Team-Chef von Aston Martin John Wyer und den Ingenieur Roy Lunn zu Lola nach England. Lunn war der Fords einziger Mann, der Erfahrung mit Mittelmotorautos hatte: Er hatte an einem Mustang Concept Car mit Mittelmotor gearbeitet. Vielleicht stammen die jetzt aufgetauchten und von Ford Performance auf Twitter geposteten Skizzen ja aus seiner Feder.

Die ersten Fahrzeuge aus der US-britischen Kooperation waren allerdings nicht erfolgreich: Im April 1964 stellte Ford den GT40 vor, mit dem 4,2-Liter-V8 wie im Lola. Im Mai beim 1000 Kilometerrennen führte der GT40 Mark I zwar anfangs, schied aber bald aus. Die Zuverlässigkeit erwies sich als das große Problem der GT40. Noch 1964 übertrug Ford das Projekt an den Texaner Carol Shelby, der GT40 Mark II bekam einen 7,0-Liter-V8 mit 485 PS und ein Getriebe von Ford. Nach einem Lehrjahr 1965 dominierten die GT40 die Saison 1966 und belegten in Le Mans die ersten drei Plätze mit dem umstrittenen und inszenierten Foto-Finish. Ferrari hat seitdem nie wieder ein Rennen in Le Mans gewonnen.

Der GT40 war ein Rennwagen, der GT ist ein Sportwagen

Eine Art reguläre Produktion des Ford GT40 hatte Anfang 1965 in England begonnen. Nur wenige Exemplare hatten eine gültige Straßenzulassung und dann meist einen mit dem des Mustang verwandten 4,7-Liter-V8. Laut Ford entstanden 94 Serienfahrzeuge. Als Straßenauto war der GT40 schwierig: Er war kaum zu belüften und bot eine miserable Rundumsicht. Das Auto war seiner Typbezeichnung entsprechend nur 40 Inches hoch (rund 1,02 Meter). Von 2004 bis 2006 2005 baute Ford den optisch nachempfundenen GT mit kompressorgeladenem 5,4-Liter-V8, seit 2017 entsteht der aktuelle GT mit V6 Turbo.

Fazit

Die Anfänge des Ford GT40 gelangen nur mit fremder Hilfe, aber spätestens als das Auto mit den Siegen von 1966 zur Legende wurde, hat Ford den Mittelmotor-Renner adoptiert – und mit ihm den Motorsport wieder ins Unternehmen integriert. Die Skizzen zeigen, wie früh sich Ford selbst mit der bis heute spektakulären Form beschäftigt hat.

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