Land Rover Serie 3
Wir zwei fahren überall hin

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Der Land Rover ist kein Raser, er trägt keine rassige Karosse. Er hat das Gemüt eines Brauereipferdes und den passenden Antrieb. Der klassische Land Rover kommt an - ganz besonders, wenn man einen treuen Gefährten für verschneite oder vermatschte Pisten braucht.

Land Rover 109 Serie 3, Frontansicht, Anna Matuschek
Foto: Hardy Mutschler

"Ja, ja. Das machen wir dann mal", hieß das Ergebnis zahlreicher Abende mit Freunden. Zum Ski- beziehungsweise Snowboardfahren sollte es gehen. Doch immer wieder kam etwas dazwischen. Einer muss arbeiten, die andere hat Schnupfen, und dann scheiterte es am Schnee.

72 % aller gebauten Land Rover noch im Einsatz

Doch dann kam er, der Termin. Plötzlich und unvorhersehbar: nächstes Wochenende. Dass ich kein Profi in Sachen Brettsport bin, ist zwar kein Geheimnis, tatsächlich hatte ich seit mindestens sechs Jahren keine Piste aus der Nutzerperspektive mehr gesehen. Peinlich. Ein Crash-Kurs musste her. Doch wie, wenn man zu geizig ist, einen Lehrer anzuheuern, und zu verschämt, um einen Freund zu fragen?

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An letzteren wendete ich mich dann doch. Allerdings nicht an die Kollegen mit der Wintersport-Routine, sondern an Michael Schmidt von Classic-Line in Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart. "Ich brauche ein Auto. Eines, das jeden Berg hochkommt, auch bei Eis und Schnee", lautete meine Anfrage. "Habe ich, komm vorbei", war seine Antwort.

Mittwoch um neun Uhr erreiche ich die kleine Werkstatt, in der neben einigen sportlichen Klassikern auch ein Land Rover von 1971 unter dem warmen Dach steht. Jeder auch nur annähernde Autokenner weiß, dass diese Modelle seit 1948 zu den härtesten Arbeitstieren auf dem Fahrzeugmarkt gehören. Und noch immer sind 72 Prozent aller jemals Gebauten im Einsatz.

Ein Land Rover kommt immer an

Mitte der 80er bekam der Land Rover den Beinahmen "Defender". Dieser Wagen ist wie ein gutes Lied - fünfzig Jahre alt und rockt noch jede Party. Sechs Zylinder, in Reihe platziert, liefern überschaubare 85 PS und 175 Newtonmeter. Er ist keiner, der davonprescht, und keiner, der zum übermäßigen Konsum kurviger Landstraßen motiviert. Aber: Der kommt an. Egal ob Wüste, Gebirge oder Schnee. Und das macht ihn zum Freund aller Landy-Fahrer.

Michael Schmidt kennt seine Kunden. "Fast alle Land Rover haben Namen, und jeder Besitzer ist voller Stolz." Stolz trifft es bei mir nicht wirklich, als ich den ersten Gang einlege und sofort feststelle: Das wird eine lange Fahrt bis auf die 80 Kilometer entfernte Schwäbische Alb, wo unberührte Hänge auf meine Fahrversuche warten.

Wenn er warm ist, kann ich bei sechzig in den Vierten schalten, hatte mir Micha mit auf den Weg gegeben. "Und lass dich nicht stressen, viele fahren total dicht auf." Der Stress ist im Land Rover spätestens beim Erreichen von 100 km/h vergessen. Schneller geht es nicht. Oder doch? Bestimmt. Der optimistische Tacho im rechten Feld der optional per Kippschalter beleuchtbaren Anzeige zeigt 140 km/h an.

Hebel umlegen schaltet den Vorderradantrieb zu

Die will man aber weder sich noch dem Land Rover zumuten. Ständiger Ausgleich am dünnen Lenkrad, Zug von der hinten offenen Ladefläche und Drehzahlen, die an die eines Zahnarzt-Bohrers erinnern, lassen das rechte Bein stillhalten. Achzig tun es auch. Ab Kirchheim geht es über gemütliche Landsträßchen, frei Schnauze. Hauptsache, ein Berg.

Ich biege links ab, Richtung "Flugplatz". Ein offizieller Weg, der komplett verschneit ist. Nur ein, zwei Rillen prägen den frischen Schnee und einige Vogeltapser. Unter dem Puderzucker ist der Boden vereist. Der Land Rover verweigert die Arbeit an der Hinterachse. Okay, kein Problem.

Um den Allrad in Betrieb zu nehmen, einfach den gelben Hebel mit selbstbewusstem Feingefühl nach unten drücken - schon packen sich die vier Stollenreifen in den Untergrund.

Klar rutscht das alte Gummi, natürlich greift kein ESP ein, und auch der Wunsch nach einer bissigen Verzögerungsanlage ist vergebens. "Bremst echt gut", hatte der Besitzer gesagt - und damit die vier Trommeln gemeint. Wir halten und ich nutze den großzügig dimensionierten Umkleideraum im Heckbereich des Land Rover. Vier Sitzplätze und Stauraum für Board sowie Schuhe und Klamotten gibt es hier.

Landy als Skilift

Mühevoll quetsche ich mich in die geborgten Stiefel, mir ist jetzt schon zu warm. Dann die erste Abfahrt. Sturz nach etwa zehn Metern. Geht doch, darauf lässt sich aufbauen. Sieben weitere Versuche später scheitert es nicht an der Motivation, sondern an der Ausdauer. Der Berg, den der Land Rover so easy wie eine Milchkuh beim Almauftrieb hinaufgelaufen ist, erschöpft meine untrainierte Muskelmasse.

Ein Lift wäre schön. Aber sich unter das gemeine Volk zu mischen, gar einen meiner Kollegen zu treffen, ist unvorstellbar. Doch Not macht erfinderisch. Der Land Rover ist mit einer seinerzeit optional erhältlichen König-Winde ausgestattet. Rechter, roter Hebel auf Neutral, Schalthebel auf eins, schon kurbelt mich das Auto den Berg hinauf. Zwanzig Sekunden braucht er pro Meter, aber man kommt an.

Wie immer, wenn man sich mit dem zähen Geländewagen auf unasphaltiertes Terrain traut. Dennoch, ich beschließe, meine Übungsversuche am folgenden Wochenende weiter zu führen und pausiere im "Pausenraum" mit Tee. Es riecht nach Abgas. "Der läuft ja noch", stelle ich fest und drehe den links vom Lenkrad angebrachten Zündschlüssel ins Aus.

Unglaublich, welche Laufruhe der Reihensechser des Land Rover im Stand hat. Dafür erinnern die Blattfedern auf der Rückfahrt zur Hauptstraße an die alte Technik. Ich halte an. Roten, rechten Hebel ganz nach hinten. Dann floppt der gelbe Hebel in der Mitte nach oben, und der Allrad wechselt wieder auf Heckantrieb.

Sehr gemütlich geht es voran

Grinsendes Schleichen Ein Opel Corsa setzt zum Überholen an, ein ältere VW Polo schließt sich an. Griesgrämig glotzen die Piloten beim Vorgang nach oben, direkt in ein breites Grinsen. "Ne, ärgern will ich euch nicht, aber er braucht eben seine Zeit, um auf Tempo zu kommen." Zudem bläst der Wind bei Minus acht Grad beim Land Rover ganz hundsgemein durch den Spalt zwischen Scheibenrahmen und Verdeck. Gut, dass ich das Snowboard-Equipment um eine Jacke aufgerüstet habe.

Sogar die Schuhe hätten ich anbehalten können, denn der Land Rover hat eine so extrem breite Fuß-Pedal-Auflage-Fläche, dass sogar die dicksten Tatzen darauf Platz fänden. Dafür sind die mit Leder bezogenen Sitze vorn und hinten für kleine Hintern ausgelegt - sieben davon passen rein. Drei vorn, vier hinten. Aber ich bin allein und kann es mir gemütlich machen, die Heizung bläst warme Luft in den Fußraum, die offene Persenning lässt kalte in den Nacken hauchen. Beschweren will ich mich nicht.

"Schönes Auto", ruft mir eine Familienmutter auf dem Parkplatz am Skilift zu. Nein, ich parke meinen zuverlässigen Ex-Feuerwehr-Begleiter hier nicht, weil ich doch noch einen Snowboard-Crahskurs absolvieren möchte. Doch die gute Flädlessuppe in der Hütte will ich mir nicht entgehen lassen. Während Löffel um Löffel in meinem Magen ankommen, überlege ich mir, was der Tag gebracht hat. Fazit: Wintersport gerne. Aber anstatt auf einem wackeligen Brett doch lieber hinter dem sicheren Steuer eines alten Bekannten.

Winterreifen oder Stollenreifen?

Wer seinen Geländewagen gut besohlen will, benötigt einen großen Keller. Neben Sommer- und Winterreifen braucht der anspruchsvolle Fahrer noch einen Satz Offroad-Rundlinge. Obwohl diese so robust und allwettertauglich aussehen, tragen sie nur selten das verlangte Winter-Siegel. Darauf sollten auch "normale" Oldtimerfahrer achten, die ihren Wagen an einem schönen Wintertag bewegen. Ein Punkt und 40 Euro Strafe fallen bei Missachtung an.

Land Rover Serie 3-Fahrer haben bei der serienmäßigen Reifengröße Auswahl zwischen 6.0, 6.5, 7.0, 7.5 und 9.0-16. Das Angebot an Sommermodellen ist groß, Winterreifen sind unüblich. Eine gute und günstige Option sind Ganzjahresreifen. So kann der Landy auch spontan mit zum Schlittenfahren.

Preise Winterreifen für Land Rover Serie 3

  • Event Tyres, Allwetterreifen, 7.50-16.00 - ca. 126,00 Euro pro Stück
  • Super All Grip, Allwetterreifen, 7.50-16.00 - ca. 226,00 Euro pro Stück
  • Falken RI-103, Allwetterreifen, 6.50-16.00 - ca. 102,20 Euro pro Stück
  • Bridgestone Dueler, Allwetter, 7.50-16.00 - ca. 150,50 Euro pro Stück
  • Goodyear G90 Allwetterreifen, 7.50-16 - ca. 144,70 Euro pro Stück
  • Michelin, Off-Road-Sommerreifen, 7.50-16 - ca. 170,30 Euro pro Stück

Land Rover-Spezialisten

  • Classic-Line, Michael Schmidt, Kästnerstraße 23, 74321 Bietigheim-Bissingen, Telefon: +49 (0)7142 772270, www.classic-line.org
  • Landy-Point, Urs Stiegler, Bahnhofstraße 7, 72488 Sigmaringen, Telefon: +49 (0)7571 729804, www.landypoint.com
  • Deutscher Land Rover Club e.V., Postfach 101740, 52017 Aachen, Telefon: +49 (0)241 9214900, www.dlrc.org