Mercedes-Umbauten der 80er-Jahre
190E Cabrio und 5.0 V8

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Ein Mercedes 190E Cabrio oder einen W201 mit V8: Was es ab Werk nicht gab, baute in den 80er-Jahren Schulz Tuning. Allerdings hatten damalige Tester Zweifel.

Mercedes 190E 5.0 Schulz Tuning (1984)
Foto: Hans Peter Seufert

Als BMW 1985 auf der IAA das 3er Cabrio vorstellte, hatte Mercedes nichts Entsprechendes im Programm. Den 190er gab es ausschließlich viertürig. Ein Cabrio war nicht geplant, erst 1990 baute Mercedes einen Prototypen. Doch der kam zu spät für den W 201, dessen Laufzeit 1993 endete.

Wer einen offenen Mercedes fahren wollte, nahm in den 80er-Jahren den SL. Nachteil des R 107 war, dass er ein Zweisitzer ist. Die hintere Sitzbank war mehr eine hübsche Ablage als eine ernsthafte Sitzgelegenheit.

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Mercedes 190E Cabrio vom Tuner

Mercedes 190E Cabrio Schulz Tuning (1986)
Hans Peter Seufert
Traum in Weiß: aufwendig umgebautes 190E Cabrio von Schulz Tuning.

Alternativ-Angebote gab es von Tunern: AKH Caro aus Norddeutschland und Schulz Tuning aus Neuss halfen Interessierten weiter. Das Vorgehen war ähnlich: Beide nutzten das Blech der Hintertüren, um Seitenteile und Vordertüren zu verlängern; so wurde der Vier- zum Zweitürer. Das Dach kam ab, die Bodengruppe erhielt Verstärkungen; so wurde aus der Limousine ein Cabriolet.

Eigene Bodengruppe, keine Klappergeräusche

Mercedes 190E Cabrio Schulz Tuning (1986)
Hans Peter Seufert
Wer wollte, konnte ein 190E Cabrio bekommen - zu sehr hohen Preisen.

Schulz ging dabei recht weit und baute sogar eine eigene Bodengruppe: Sie sah der von Mercedes-Benz ähnlich, war aber aus dickerem und höherwertigem Blech gebaut. Schweller und A-Säulen wurden verstärkt. Das Dach bekam den gleichen Stoff, wie ihn Mercedes auch für den SL verwendete. Es faltet sich elektrohydraulisch unter eine Klappe hinter der Rücksitzbank. Die Versteifungen hatten Erfolg: "Das Schulz-Cabrio kennt keine Klappergeräusche", schrieb Heiner Buchinger in Sport Auto 8/1986.

Der Aufwand kostet Geld: Für die 47.400 Mark Umbaukosten des Schulz-190E hätte es 1986 auch ein BMW 325i Cabrio mit ein paar Extras gegeben. Kein Wunder, dass nicht mehr als eine Handvoll Cabrios die Werkstätten von Schulz und AKH Caro verließen.

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Mercedes 190E: Umbau mit V8

Wie viele 190E Schulz zum V8 umbaute, ist unbekannt. Das Urteil über die Verwandlung des Kompakt-Mercedes zum Kraftwagen fiel jedoch differenziert aus: Götz Leyrer lobte Schub und Sound des 240 PS starken Motors. In 6,4 Sekunden beschleunigte der Testwagen von null auf 100 km/h. "Bei niedrigen Drehzahlen brabbelt der V8 in bester Ami-Tonart", notierte Leyrer. Allerdings verblies der Motor im Test seine Zylinderkopfdichtung und die Gummimanschetten der Antriebswellen scheuerten am Hinterachsträger ab.

Gekürzter Gabelträger, gesalzene Preise

Mercedes 190E 5.0 Schulz Tuning (1984)
Hans Peter Seufert
Damit der V8 in den 190E passte, kürzte Schulz den Gabelträger.

Dass Schulz den Gabelträger im Vorderwagen gekürzt hatte, damit die Auspuffrohre des V8 Platz haben, und die Serienbremsen verwendete, notierte Leyrer kritisch: "Die Perfektion, die ein serienmäßiger Mercedes zu bieten hat, darf man also von dem kleinen Kraftprotz nicht erwarten, was besonders betrüblich angesichts der gesalzenen Preise ist, die für den nachträglichen Umbau verlangt werden", schrieb der Autor. Allein der Umbau auf den SLC-Motor kostete 22.241 Mark. Mit 90-Liter-Tank, SEC-Haube, Fahrwerksumbau und 15-Zoll-Leichtmetallrädern lag der Gesamtpreis bei 82.119 Mark. Ein serienmäßiger 190E kostete 1984 lediglich 30.356 Mark.

Fazit

Verrückt, was es alles gab: Kennen Sie heute noch jemanden, der etwa eine Mercedes C-Klasse zum Cabrio umbauen oder einen V8-Motor einpflanzen würde? Wäre auch gar nicht mehr nötig, denn beides baut Mercedes heute selbst. Wer will, kann sogar beides bekommen; ein C-Klasse Cabrio mit V8. In den 80er-Jahren half bei lückenhaftem Modellprogramm eben ein Tuner weiter. Und ein gut gefülltes Bankkonto.