Mercedes-Benz 300 SL Roadster (W 198 II) von 1957
Roadster mit Rudge Wheels im 2. Anlauf verkauft

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Mercedes-Benz baute nur wenige 300 SL Roadster mit Rudge Wheels. Einer stand in Schweden zum Verkauf. Eine klassische Farbkombination, rare Extras und nur 3 Vorbesitzer machen das Auto interessant.

Mercedes 300 SL Roadster 1957 (W 198 II) Exterieur
Foto: Courtesy of the Owner

Das Auktionshaus Gooding & Company hat einen Mercedes-Benz 300 SL Roadster mit den raren Rudge-Rädern verkauft. Die Zentralverschlussfelgen seien laut Beschreibung ab Werk an weniger als 30 Roadster montiert worden. Insgesamt baute Mercedes 1.858 Exemplare des 300 SL Roadster. Das angebotene Exemplar hat drei Vorbesitzer und eine klassische Farbkombination in DB 180 Silbergrau mit rotem Leder-Interieur.

Im zweiten Anlauf verkauft

Trotz interessanter Extras und Historie fand der Roadster erst im zweiten Anlauf einen neuen Besitzer. Zunächst hatte das Auktionshaus den Mercedes Anfang Dezember 2023 zum Kauf angeboten. Nachdem er zunächst nicht verkauft wurde, kam er am 29. Februar 2024 während der Amelia-Islands-Auktion in Florida unter den Hammer – und fand einen neuen Besitzer. Der ehrgeizige Schätzpreis von 2,2 bis 2,8 Millionen US-Dollar wurde allerdings nicht erreicht; der neue Besitzer bezahlte 1,825 Millionen Dollar, umgerechnet 1,69 Millionen Euro.

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Erstbesitzer: Ein Obstbauer

Als Neuwagen kostete ein 300 SL Roadster in Deutschland 32.500 Mark. Das war in etwa das Dreifache, was für einen Ponton-Mercedes fällig war. Eine Summe, die ein Obstbauer aus Wenatchee im US-Bundesstaat Washington 1957 offenbar aufbringen konnte. Er kaufte den silbergrauen Roadster mit der Chassisnummer 198.042.7500348 und ein paar Extras: Becker Mexico Radio, Koffersatz, schwarz lackiertes Hardtop und Rudge Wheels. Eine Sonderausstattung, die eher bei geschlossenen Flügeltürern üblich ist und den Wert steigert.

Weil der Besitzer des 300 SL nicht wollte, dass seine halbwüchsige Tochter mit dem 240 PS starken Wagen durch die Obstplantagen fährt – so die Erzählung – verkaufte er das Auto 1964 an den Rennbootpiloten Merke Solland. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Roadster 36.000 Meilen (57.600 km) auf dem Tacho und eine gelbe Lackierung. Solland behielt das Auto 54 Jahre lang. Die Washingtoner Kennzeichen und Zulassungsdokumente von damals gehören heute noch zum Auto.

Originale Ersatzteile

Ein schwedischer Sammler übernahm den Roadster 2018 und brachte ihn zu HK Engineering nach Polling in Bayern. Dort wurde die gelbe Lackierung entfernt, bis darunter das originale Silbergrau zum Vorschein kam. Über 1.000 Stunden dauerte dieser Prozess. Das originale Interieur blieb erhalten, ebenso das Verdeck samt Heckfenster. Zum Auto gehört außerdem ein Satz originaler Continental-Reifen – zum Fahren dürften diese nicht mehr geeignet sein. Wertvoll sind einige Ersatzteile: Ein "300 SL Bord Ersatzteile Sortiment" in einer roten Tasche und eine Einspritzpumpe in einem originalen Bosch-Karton. Ein zweiter Satz Rudge-Räder soll von Clark Gable's 300 SL stammen.

Die Nummern an Chassis, Rahmen, Motor, Lenkgetriebe, Rahmenkopf und Achsen entsprechen laut Beschreibung den Nummern auf der Datenkarte. Die Technik des Autos hat HK Engineering überholt. Einige Komponenten wurden eisgestrahlt, der nicht originale Lack in einem aufwendigen Verfahren mit mehr als 1.000 Stunden Arbeitsaufwand abgetragen. Darunter kam laut Beschreibung der weitgehend originale Lack zum Vorschein.

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Fazit

Bei allen Diskussionen um die Originalität von Mercedes-Benz 300 SL Roadstern fasziniert ein gut erhaltenes Exemplar dieses Sportwagens immer wieder. Dazu kommen in diesem Fall eine überschaubare Historie und ein paar seltene Ausstattungsmerkmale. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Besitzer den Roadster fährt und nicht nur wegstellt.

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