VW Golf I GTI von Callaway
GTI mit Corvette-Tuning

Corvette-Tuner Callaway hat sich in den USA auch ein paar VW Golf GTI der ersten Generation vorgenommen. Einer ging jetzt für einen Rekordpreis weg.

Callaway VW Rabbit GTI
Foto: Bring a Trailer

Er hat nur 19.000 Meilen (30.578 Kilometer) auf der Uhr. Darum geht es aber bei diesem Golf GTI explizit nicht. Viel wichtiger: Der berühmte Corvette-Veredler Callaway hat ihn mit einem Turbolader ausgerüstet. Und weil so ein GTI vom Corvette-Tuner mehr als selten ist, ging das feine Eisen jetzt auf der amerikanischen Verkaufsplattform Bring a Trailer für einen Rekordpreis weg. Kein Wunder: Nur die Wenigsten können sich überhaupt daran erinnern, dass sich Callaway überhaupt mal für viel Geld um den Rabbit, wie der Golf in den USA damals hieß, gekümmert hat.

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Callaway VW Rabbit GTI
Bring a Trailer
Die Callaway-Rechnung von 1983 liegt noch im Original vor.

Der zum Verkauf stehende Rabbit GTI ging im Dezember 1982 bei Riverside Volkswagen in Gallipolis im US-Bundesstaat Ohio an seinen neuen Eigentümer. Der wollte deutlich mehr Leistung und brachte den GTI im August 1983 zu Callaway in Old Lyme im US-Bundesstaat Connecticut. Corvette-Tuner Callaway hatte nämlich etwas Feines im Angebot: Einen extra auf den GTI abgestimmten Stage II Turbolader. Für die US typische Langstrecke muss der Fahrer seinen GTI nicht genutzt haben – 2013 ging die Rennsemmel mit den besagten 19.000 Meilen auf der Uhr zurück an den ursprünglichen Händler, der 300 Meilen (483 Kilometer) zu der Laufleistung beigetragen hat. Er ließ im Juli 2019 die Bremsleitungen spülen, die Ventile einstellen sowie die Ventildeckeldichtung, die Stoßdämpfer und die Schaltbuchsen tauschen.

Callaway VW Rabbit GTI
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Die Sitze sind mit dickem roten Velours bezogen.

14-Zoll-Räder ab Werk

Der kaschmirweiße GTI (Farbcode: LE9C) ist mit schwarzen Akzenten versehen. Der Kühlergrill trägt rote Streifen und die vordere US-Stoßstange hat der Verkäufer nachlackiert. Die 14-Zoll-Snowflake-Räder hatte der Kompaktsportler schon ab Werk. Ein Sportfahrwerk, Stabilisatoren vorne und hinten sowie belüftete Scheibenbremsen vorne gehörten zum Serienumfang. Aus den Callaway-Unterlagen geht hervor, dass die Tuner vorne einen neuen Stabilisator und eine untere Domstrebe eingebaut haben. Außerdem verpassten sie dem GTI neue Stoßdämpfer.

Callaway VW Rabbit GTI
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Natürlich mit roten Streifen: der Frontgrill des GTI von 1982.

Innenraum mit fantastischem Velours

Der Innenraum ist mit seinen dicken roten, dezent gestreiften, Velourssitzen eine Wucht. Die Türinnenseiten sind mit rotem Kunstleder verkleidet, die roten Veloursteppiche tragen das Rabbit-Logo. Das Kassettenradio empfängt FM und AM und die Heckscheibe hat eine Heizung und einen Scheibenwischer. Callaway hat dem Armaturenbrett noch eine schlichte VDO-Ladedruck-Anzeige spendiert. Die Tachoanzeige geht bis 85 mph (miles per hour, 137 km/h) – und dürfte nicht ausgereicht haben, die echte Höchstgeschwindigkeit des GTI anzuzeigen.

Callaway VW Rabbit GTI
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Von Callaway ins Armaturenbrett gepflanzt: eine schlichte VDO-Ladedruck-Anzeige.

Leistung mehr als verdoppelt!

Nach der Turbo-Ertüchtigung leistete der 1,8-Liter-Vierzylinder des GTI 200 PS – mehr als doppelt so viel wie die serienmäßigen 90 PS. Der GTI war also nach seiner Kraftkur noch mehr ein Schläfer als ohnehin schon – ein Auto also, dem man seine Leistung nicht unbedingt ansieht und aus dem sich auch noch viel Zusatzleistung herausholen lässt. Das Umbaukit umfasste einen Ladeluftkühler, einen Ölkühler, eine Thermostatsteuerung, ein Wastegate-Ventil des Turbotechnik-Spezialisten Turbonetics, ein Zündverzögerungs-System, eine neue Abgasanlage und einen Ventildeckel mit Callaway-Logo. Außerdem bauten die Tuner eine Renn-Kupplung ein und vergrößerten die Übersetzung des fünften Gangs.

Callaway VW Rabbit GTI
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200 statt 90 PS: Callaway hat die Leistung des VW-Triebwerks mehr als verdoppelt.

Dokumentationssüchtiger Eigentümer

Der ursprüngliche Besitzer des GTI war ein penibler Ingenieur, der sämtliche Dokumentationen zu seinem Auto aufbewahrt hat – die Ordner sind insgesamt rund 13 Zentimeter dick. Unter den Unterlagen finden sich auch Notizen, in denen der Ingenieur die Angebote verschiedener Tuner technisch gegeneinander abwägt. Er begründet schriftlich, warum er sich dann für Callaway entschieden hat. Auch die originale Rechnung von 1982 in Höhe von 8.800 Dollar (8.099 Euro), was unter Berücksichtigung der Inflation heute 22.805 Dollar (20.988 Euro) wären und die Callaway-Rechnung sind unter den Dokumenten. Für die Umrüstung verlangte Callaway 1983 dann 4.142 Dollar – fast 50 Prozent des GTI-Neupreises.

Callaway VW Rabbit GTI
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Die originale Rechnung von 1982 ist noch vorhanden.

Guter Zustand – Rekordpreis

Der Callaway VW Rabbit GTI ist bis auf kleine Roststellen äußerlich in einem in einem guten Zustand, der Innenraum kann fast als neuwertig durchgehen. Seltener Callaway-GTI in gutem Zustand, zweite Hand, wenige Meilen und ein Klassiker, dessen Preise ohnehin im Aufwind sind: Mit 38.000 Dollar (34.972 Euro) brach der deutsche Kompakt-Sportler den Auktionsrekord für GTIs der ersten Generation.

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Oh ja, das ein wunderbar leichtes spritziges Auto.Nee, über 30 Jahre alte Autos können mir gestohlen bleiben.

Fazit

Ein US-Ingenieur kauft sich einen VW Rabbit GTI, gibt nochmal 50 Prozent des Neupreises beim US-Corvette-Tuner Callaway für eine Leistungssteigerung per Turboaufrüstung aus und fährt den kompakten Deutschen nur wenige Meilen. Aber er hegt und pflegt das Auto und lässt seiner Dokumentationswut in einem 13 Zentimeter dicken Ordner freien Lauf.

Das dieses Auto jetzt für einen Rekordpreis einen neuen Eigentümer gefunden hat, ist kein Wunder – Autofans lieben Autos mit Geschichte und sie lieben die erste Generation des Golf (Rabbit) GTI.