Morelo Palace 90 M Luxus-Wohnmobil
Zwei Zimmer, Küche, Bad, Räder

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Das Morelo Palace 90 M ist kein Campingbus, in dem es sich auch mal übernachten lässt. Es ist ein First-Class-Reisemobil, eine Wohnung auf Rädern, ein bewegliches Zuhause. Unterwegs im Luxus-Wohnmobil.

Morelo Palace 90 M, Seitenansicht, Michael Orth
Foto: Arturo Rivas

Morelo Palace 90 M: Hinten ist immer zuhause

Es ist alles Ansichtssache. Wie immer eine Frage der Perspektive. Vorne: die große weite Welt vor der Windschutzscheibe des Morelo Palace 90 M, das Panorama riesig, Wolken, die weiß über den Himmel ziehen, dunkle Tannen, eng stehend, huschen rechts und links vorbei, Felder und Wiesen, und in der Ferne leuchten die roten Dächer der Dörfer. Hört die Straße irgendwo auf, oder wird es immer so weitergehen, weiter weg? Irgendwohin. Wohin? Das wird sich zeigen. Oder auch nicht. Aber wenn es das Ziel nie gibt, ist da ja wenigstens das Unterwegssein gewesen.

Unsere Highlights

Hinten: zu Hause. Egal, wo es hingeht, egal was vorbeizieht, egal, ob sie abends den Fisch mit Tomaten, zu viel Öl und zu viel Knoblauch grillen, unten am Hafen, oder ob sie ihn geräuchert in ein Brötchen stecken und eine Dose Bier daneben stellen. Egal, ob in der Nacht noch die Hitze übers Land atmet oder ob es eine klirrende Kälte ist, ob sie in den Orten señor oder signore sagen, paschalßda und sbaßiwa oder fragen: "Hvordan har du det?“ Hinten ist im Morelo Palace 90 M immer Zuhause. Hinten sind Wohnzimmer, Küche, Bad und Bett. Das eigene; keines, das sie im Hotel nur frisch bezogen haben und in dem morgen schon wieder ein anderer schläft. Da ist nicht das Fremde in der Fremde, sondern in immer wieder neuer Umgebung stets ein Stück Vertrautheit.

Zahlencode entsichert die Tür

Lederpolster gehören im Morelo Palace 90 M dazu, Klimaanlage natürlich, Möbel mit Kirschholzfassade, Geschirrspüler, Gasherd, Multimedia und ohne Frage ein variabler Kleiderschrank mit LED-Beleuchtung. Aber das sind nur Details, Zutaten wie die Echtglasdusche und das Keramikklo mit Softclose-Deckel, so einem, der nicht einfach runterknallt, sondern sanft herabsinkt und mit leisem "Klack" auf der Brille aufsetzt. Der eigentliche Luxus jedoch ist ein anderer: ganz weit weg und doch daheim sein können, ganz nach Belieben, die weite Welt vor der Scheibe oder die kleine dahinter.

Und wo soll’s hingehen? Ans Steuer erst mal. Das ist im Morelo Palace 90 M für sich schon eine Reise: Ein vierstelliger Zahlencode entsichert die Tür, leise surrend fährt eine Trittleiter aus, fünf Stufen vom Boden zu höherer Ebene, nach rechts durch die Lounge, vorbei an Anrichte und Wohnzimmertisch ganz nach vorne links, bitte Platz nehmen, und zwar reichlich. Sanft und soft gibt der Sitz auf seinem Luftpolster nach, das große Lenkrad steht so flach über den Armaturen, dass die Hände, Ellbogen auf den gepolsterten Armlehnen, wie von selbst darauf zu ruhen kommen. Auf diesem Sessel ließe sich das Jüngste Gericht erwarten, und man hätte es nicht einmal zu fürchten.

Kreisstraßen gehen, besser sind Autobahnen

Mit schmalen Straßen, geduckten Durchfahrten und engen Abzweigungen ist das im Morelo Palace 90 M was anderes. Mühelos dreht das schlanke Lenkrad die kleinen Räder, die großen Omnibusspiegel werfen klar das Bild der langen, ebenen Seitenwände ins Cockpit, und die Halbautomatik reicht ganz unaufgeregt an die Hinterräder, was da vom brav grummelnden Dreiliter-Diesel kommt. Aber das macht die Kiste ja nicht kleiner, neun Meter zwanzig Länge bleiben neun Meter zwanzig, zwei Meter vierzig Breite bleiben zwei Meter vierzig. Und so groß und weit die Welt im Allgemeinen sein mag, manchmal ist sie es nicht. Das erzieht mindestens ebenso, wie aller Luxus verwöhnt. Vorsichtig, um Himmels Willen, weit ausholen und langsam rum um die Häuserecke. Dann wieder raus, auf die Landstraße, dahin, wo der Asphalt breiter und der Horizont offener ist als in der Enge oberfränkischer Weiler.

Kreisstraßen gehen, besser für den Anfang sind Landesstraßen, manchmal Autobahnen. Da zieht der Vierzylinder des Morelo Palace 90 M zwar nicht haltlos voran, aber die 7,5 Tonnen tapfer und ohne viel Getöse auf Tempo 60, 80, 100. Leise klimpern über Bodenwellen rechts hinten im Schrank die Weingläser vor sich hin. Wie das Versprechen eines angenehmen Abends klingt das. Lieber Rot oder Weiß? Wollen wir das davon abhängig machen, wohin es uns verschlägt? Mal sehen, wo wir heute Abend zu Hause sein werden.

Der Hersteller Morelo

"Unser Ziel ist es, Luxus in Serie herzustellen", sagt Jochen Reiman, einer der beiden Morelo-Geschäftsführer. Seit 2011 produziert die Firma im oberfränkischen Schlüsselfeld, was sie selbst "First-Class-Reisemobile" nennt. Die zwei Modelle Manor und Palace gibt es zu Preisen ab 149.000 Euro in 13 Variationen. Alle Fahrzeuge basieren auf Lkw-Chassis, entweder Iveco Daily, Eurocargo oder MAN TGL, und entstehen mit enormem konstruktivem Aufwand in rund zwei Wochen in Manufakturarbeit. Der typische Kunde? "Den gibt es nicht", sagt Reimann. Ein Profil? "50 plus, gut situiert und mit ausreichend Zeit. Ein solches Luxus-Reisemobil kaufen Sie nicht nur für 14 Tage Urlaub." Absatzzahlen? "Der europäische Markt liegt bei insgesamt etwa 850 Einheiten. Wir planen, im ersten Jahr um die 200 Morelo-Modelle zu verkaufen, im nächsten sollen es rund 300 sein."

Das Fahrzeug Morelo Palace 90 M

Der Palace 90 M, Basis Iveco Daily 70 C17, stellt in der Morelo-Modellpalette die gehobene Mittelklasse dar. Mit sieben Tonnen zulässigem Gesamtgewicht ist er noch mit dem Führerschein der Klasse drei zu bewegen. Die Leistung des Vierzylinder-Dieselmotors mit drei Liter Hubraum liegt bei 170 PS, das maximale Drehmoment bei 400 Nm. Der 90 M verfügt über ein automatisiertes Schaltgetriebe, ist 9,20 Meter lang und 3,40 Meter hoch. Der Frischwassertank fasst 350 Liter, die Batterie der Bordelektrik liefert 160 Ah - genug, um einige Tage autark auszukommen. In der Garage des Morelo Palace 90 M findet ein Roller Platz. Preis: ab 177.000 Euro.