Mit dem Roadster Mazda MX-5 nach Alaska
Der nördlichste MX-5 Club der Welt

Der Weg in den Himmel, heißt es frei übersetzt, ist eine lange Reise – mit freudvollem Ziel. Ähnlich läuft es bei diesem Roadtrip ab, in dem ein kleiner Mazda zum nördlichsten MX-5-Club der Welt reist. Nach Anchorage, Alaska. Kein Scherz!

Mit dem Mazda MX-5 nach Alaska, Reise, Impression
Foto: Dani Heyne

Manchmal ist der Weg das Ziel – und manchmal ist das Ziel einen langen Weg wert. Wie bei dieser Reise, die uns ins ferne Alaska spült. Dort soll es ein paar Verrückte geben, die den japanischen Roadster-Kult pflegen wie nur wenige. Sie verehren den MX-5, quer durch alle Baujahre. Oder besser gesagt: den Miata. So heißt der Gute-Laune-Flitzer in den Vereinigten Staaten. Aber schön der Reihe nach.

Als Mike Fernandez den elektronischen Brief öffnet, wirft das Licht aus seiner Küche einen schwachen Glanz auf die dunkle Einfahrt. Dort liegt frischer Schnee – das ist ganz schön fies für Ende April. Mike gießt sich Kaffee nach und liest die E-Mail weiter, die Uhr zeigt kurz nach acht. Fräulein Sonne scheint das nicht zu interessieren, Mike auch nicht, er hat sich längst an die dunklen Winter gewöhnt und lacht den Bildschirm an: Da fragen ein paar Deutsche an, ob sie im Sommer nicht mal mit auf eine der Club-Ausfahrten kommen können.

Mit dem Mazda MX-5 nach Alaska, Reise, Impression
Dani Heyne
Alaskas Straßen und Brücken sind an vielen Stellen noch sehr einfach gehalten.

Er schmunzelt. Der Sommer in Alaska! Genau weiß man ja nie, wann der kommt. Schlimmer noch: Oft gaukeln einem die langen Winter vor, dass es gar keinen Sommer mehr gäbe. Und dann ist er plötzlich doch da, hat warme Strahlen und lange Tage im Gepäck und lässt Mensch und Tier durchdrehen. Die Hormone tanzen Tango, und verrückteste Ideen werden real.

Man kauft sich zum Beispiel einen Mazda MX-5, flaniert durch die langen Sommertage und Nächte und sammelt in 9 1/2 Wochen alles an Glücksgefühl ein, was geht. So lang bleiben die Temperaturen verlässlich über der Zehn-Grad-Marke – an guten Tagen gibt’s 25.

Verschwindet der Sommer dann plötzlich wieder, parkt das Roadster-Glück in der Garage und wartet. Doch so weit sind wir noch nicht, denkt sich Mike, und schickt eine typisch amerikanische Antwort auf den Weg: „Sure! You are welcome.“

3.653 Kilometer in fünf Tagen

Es sollen über zwanzig weitere Mails folgen, bis das Gefühl auf beiden Seiten der Welt „sure“ ist und wir in Vancouver aus einem Flugzeug krabbeln und ohne Umwege in einen rubinroten MX-5 einziehen.

Es wäre an dieser Stelle ein Leichtes, über das Kofferabteil des Mazda herzuziehen. Aber das sparen wir uns, schließlich gaukelt der Zweisitzer in der vierten Generation an keiner Stelle Üppigkeit vor. Daher dieser Ansatz: Uns gefällt das kleine Abteil, weil es genügsam macht, vor Reisen zum Nachdenken anregt und sich gegen die Maßlosigkeit stellt. Genau genommen steht der MX-5 dafür ein – wer ihn will, kauft wenig und bekommt viel. Lassen Sie den Satz mal sacken.

Mit dem Mazda MX-5 nach Alaska, Reise, Impression
Dani Heyne
Drive-through-Gletscher: Auf dem Weg nach Anchorage passieren wir den Matanuska.

Wir spulen derweil die 3.653 Kilometer nach Anchorage ab. In fünf Tagen. Es geht durch einsame Landstriche mit viel Wald und wenig Leben. Über endlos scheinende Landstraßen, die höchst sparsam mit Kurven umgehen und sich stattdessen lieber mit fiesen Bodenwellen und Schlaglöchern schmücken. An den Tankstellen bleiben den Fragenden regelmäßig die Münder offen, wenn sie vom Reiseziel des Mazda erfahren. Als ob er ein Matchbox-Auto wäre, das träumt.

Das Einzige, was er wirklich fürchten muss, ist ein Treffen mit den beiden B: Bären und Bisons. Während erstere eher schüchtern aus Wäldern hervorlugen, lieben es die anderen, sich zuhauf neben oder auf der Straße zu lümmeln. In dem Fall hilft das sportlicher abgestimmte Fahrwerk des neuen Zweiliters, die Viecher zu umrunden, als wären sie Pylonen (jedenfalls bildet man sich das ein). Nach vielen Stunden der 110-km/h-Meditation taucht die Grenze zu Alaska auf, es gibt gefühlt 99 Fragen zum Grund der Reise und des eigenen Seins – und kurz nach einem atemberaubenden Gletscher eine Nachricht von Mike: „Wir treffen uns morgen früh um neun. Hoffen wir mal, dass ein paar MX-5 kommen werden.“

So viele kamen noch nie

14 Mazda MX-5 aus drei Generationen stehen sauber aufgereiht da. Ein aufgekratzter Mike schüttelt uns die Hand und murmelt: „Das ist Club-Rekord! Ein Treffen gilt bei uns als offiziell, wenn drei MX-5 aus den verschiedenen Baujahren zusammenkommen. Wahnsinn!“

Den Alaska Miata Club, kurz AKMC, gründete er vor 13 Jahren. Schon damals gab’s die Flitzer hier im Norden. Warum? Den einen dient er als Flirtmaschine, Racer, als Mitgift oder Erbstück. Andere haben sich im Süden der USA in seine offene Art verliebt und ihn beim Umzug einfach mitgebracht.

Mit dem Mazda MX-5 nach Alaska, Reise, Impression
Dani Heyne
Das Cockpit wurde von Mazda im Vergleich zur letzten Generation komplett überarbeitet.

„Diese Autos sind Keeper“, erklärt Mike und meint damit, dass man sie nicht verkaufen kann. Alle nicken. Für jeden hier verkörpert der MX-5 das Gefühl von bezahlbarer Freiheit. So ähnlich, wie das mit Alaska und dem Rest der Staaten ist. Mike flüstert: „Du kommst nur nach Alaska, weil du vor etwas wegläufst oder in Ruhe gelassen werden möchtest.“

Dann hält er eine kurze Ansprache, erklärt die Route durch die Berge, und schon huscht die Gruppe Mazda raus aus der Stadt, über das weite, hügelige Umland von Anchorage, rauf auf einen schönen und verlassenen Pass. Rechts, links. Klick, klack, klick, klack. Der Kurvenswing des MX-5 und seine knackigen Schaltwege zaubern auch hier kostbaren Glanz in die Augen. Oben gibt’s ein liebevolles Picknick und den üblichen Schnack über die Vorzüge des Roadsters. Dass er solide und erschwinglich ist. Keine teure Zicke, sondern ein Kumpel fürs Leben. Entsprechend haben hier alle Autos Kosenamen, wir lernen FD, Yukari, Kazoom, Tine, Scarlet, Big Wang, Marciel, Connie, Esmeralda und die anderen kennen, bevor es auf den nächsten Pass geht. Dass er sich in dichten Nebel hüllt, macht nix. Heute ist der kurvige Weg das Ziel: die gemeinsame Zeit in einer atemberaubenden Landschaft mit breiten Straßen und mildem Licht. Es geht um das Gefühl im Club, das sich etwa so beschreiben lässt: MX-5 zu fahren besänftigt die Seele, es macht Menschen glücklich.

So sehr, dass sie sich den kleinen Roadster in ein fernes Land holen, das rund sieben Monate am Stück Winterschlaf hält. Um dann mit einem kurzen, intensiven Sommer alle ins Leben zurückbeamt.

„Alaska und der MX-5 – das ist absolut irrational“, sagt Mike am Abend bei Pizza und Bier und fügt strahlend hinzu: „Aber genau das ist ja der Reiz.“