Skoda Superb
Zwei Meinungen zum Skoda-Flaggschiff

Ist der Skoda Superb ein heimlicher Sieger oder doch nur zweite Wahl? Heinrich Lingner und Sebastian Renz haben ihn gemeinsam getestet – und jeder hat eine eigene Meinung.

Skoda Superb, Heinrich Lingner, Sebastian Renz
Foto: Hans-Dieter Seufert

Skoda Superb mit super Design

Okay, auch ich war überrascht, wie spürbar beim direkten Fahrvergleich der Unterschied zwischen Passat und Superb dann doch war. Dennoch nähme ich, müsste ich zwischen diesen beiden Wagen wählen, den Skoda Superb.

Nicht weil ich das feinere Fahren im großen Volkswagen nicht schätzte, doch die Unterschiede sind wirklich so nuanciert, dass sie vielen Fahrern vermutlich kaum auffallen. Außerdem habe ich keinerlei Zweifel daran, dass der Skoda Superb in weiteren Vergleichstests die anvisierte Konkurrenz vom Schlage eines Insignia, Mondeo oder i40 lässig einseift. Doch all das ist es nicht, ebenso wenig wie der Preisunterscheid von ein paar Tausend Euro zum VW Passat.

Unsere Highlights

Ich nähme den Skoda Superb vor allem, weil mir die luftige Weite im Fond gefällt. Und das unprätentiöse, nie langweilige Design. In Mladá Boleslav können sie stundenlang erzählen, warum die Scheinwerfer so dreidimensional wirken oder wie gleichmäßig die Fuge zwischen Motorhaube und Kotflügeln verläuft. Stimmt alles, und es fügt sich zum Eindruck handwerklich sauberen, nie überkandidelten oder heischenden Designs zusammen.

Das klingt jetzt nicht nach viel, ist jedoch deutlich mehr, als so mancher Premium-Hersteller mit größerer Designabteilung und häufigeren Marketing-Meetings hinbekommt. Und es erhält einen anderen Hintergrund, wenn man weiß, dass Skoda-Designchef Jozef Kaban sich als ausgesprochenen Warkuß-Schüler sieht, der die Zeit im VW-Design unter dem damaligen Chef Hartmut Warkuß als die prägende in seiner Karriere bezeichnet. Man erkennt die typische Geradlinigkeit der Flächen und die Schlichtheit der Formen in den Linien des Superb-Designs – der so betrachtet zum modernen Erben von Passat B5 und Golf IV wird. Dafür mag ich ihn.

Skoda Superb absichtlich nur das Zweitbeste

Es gibt Sachen, die mir wichtig sind. Waschmaschinen zählen nicht dazu. Bräuchte ich eine neue und der Verkäufer zeigte mir die zweitbeste, die 15 Prozent billiger wäre als die beste, kaufte ich sie. Es ist mir egal, ob ich das elft- oder zweiundzwanzigstbeste Telefon habe. Womöglich besitze ich die viertbeste Thermoskanne für unseren Schwallbrühkaffee, ohne es zu ahnen. Es widerstrebte mir aber, mittags in der Kantine nach dem zweitbesten Essen zu fragen, für meine Kinder den zweitbesten Kindersitz zu kaufen oder die zweitbeste Mittelklasse-Limousine – das wäre der Skoda Superb.

So genau weiß ich nach den Testfahrten noch nicht, was ich bemerkenswerter finde: Wie gut der Passat ist oder wie perfekt die Skoda-Techniker gearbeitet haben. Die sollten das zweitbeste Auto der Mittelklasse entwickeln und haben den Superb exakt im Windschatten des Passat positioniert.

Der Skoda Superb ist ein sehr gutes Auto, aber eben nur exakt so gut, wie er nach der Konzern-Strategie sein durfte. Die erklären sie dir bei Skoda ohne Probleme. Dass es der Superb nämlich nicht mit dem Passat aufnehmen soll, sondern mit Mazda 6, Hyundai i40, Ford Mondeo und Opel Insignia. Und ja, das wird er auch.

Aber dann stand ich vor dem Skoda Superb und überlegte, wie es für die Ingenieure wohl war, nicht noch mehr aus den Möglichkeiten machen zu können. Beim Fabia durften sie das, er ist geräumiger und agiler als der Polo, dazu cleverer. Ein Octavia hat mehr Platz als der Golf, ist nennenswert günstiger. Und der Skoda Superb? Er hat mehr Platz, aber davon hat der Passat schon genug. Er ist günstiger, aber in dieser Preisklasse ist das nicht mehr gar so wichtig. Er ist ein sehr gutes Auto, das kein herausragendes werden durfte, weil da ein Prinzip galt: das Zweitbeste oder nichts.