Strandtour mit dem Mercedes G 500 Cabrio
Du sollst keine Anderen haben neben mir

Wir wollen uns ein letztes Mal an den Sommer erinnern und fahren an den Strand von Sankt Peter-Ording. Weil wir das Meer lieben – und das Mercedes G-Modell als Cabrio mit V8.

Mercedes G 500 Cabrio, Seitenansicht, Sonnenuntergang
Foto: Hans-Dieter Seufert

Cooper, Gulliver, Torben und Xerxes sind Geschichte – haben ihren Hochdruck entladen, sind weitergezogen. Keine Angst, es dreht sich hier nicht um die Playlist einer polygamen Dame, sondern um die Schönwetterperioden des Jahres 2012. Genauer von Hochdruckgebieten, deren Namen die FU Berlin seit über einem halben Jahrhundert für einen guten Zweck verscherbelt.

Wenn Sie also endlich mal in die Nachrichten kommen wollen, müssen Sie weder Politiker werden noch Dummheiten begehen oder gar beides, sondern sich einfach als Wetterpate bewerben. Ach, Sonne kann jeder? Nun, die Meteorologen halten auch fiese Tiefs parat. Schließlich sind die Geschmäcker mindestens so unterschiedlich wie das Wetter. Und wenn einem sonst nichts einfällt – darüber reden geht immer. Sommer – das bedeutet, mit nackten Füßen im heißen Sand zu wühlen oder hinterm wackeligen Holztisch vor einer soliden Flasche Rotem sitzend das Treiben im Hafen zu betrachten. Manche braten im Freibad, für andere muss es Meer sein. Sommer als Synonym für Strand, Wellen, Weite. Und doch immer irgendwie zu kurz. Auch 2012. Deshalb holen wir ihn uns für einen Herbsttag zurück, halten ihn fest, verlängern ihn.

Unsere Highlights

Mercedes G 500 Cabrio als gut motorisierter Strandkorb

Am besten in Deutschlands größtem Seebad St. Peter-Ording – ein Strandklassiker, der auf fast jeder Kindheitsfestplatte rumgeistert. Besondere Kennzeichen: auf dem Strand parken, die Anfahrt mit einem milden Drift würzen, in Seeluft sandiges Eis lutschen, Pfahlbauten erklimmen und sich fragen, wohin die Rohre von deren Klospülung wohl führen mögen. Ein passender Ort, um Vergangenheit und Gegenwart bei einer steifen Brise zu verschweißen. Vergangenwart also, wenn es sie denn gäbe. Mehrere Jahreszeiten an einem Tag erleben, Sonne, Wolken, Regen – das Ganze verbunden mit dem steten Wechsel der Gezeiten. Automobilisten dürften sich vor allem ans Herumsausen auf dem Sand erinnern, oder? Schön, dass wir für unseren Trip auf einen gut motorisierten Strandkorb setzen, das Mercedes G 500 Cabrio. V8. Ein Zufallstreffer. Eigentlich sollte er am Wochenende zuvor nur kurz helfen, mit seiner Anhängekupplung ein Baugerüst zu transportieren.

Bis die Nachbarn kamen. Einer ist beim Daimler, referiert über die neue Elektronik, schwärmt vom verbesserten Infotainment. Die anderen erzählen, ihr Sohn sei gerade dabei, sich auch einen G zuzulegen. Das schneeweiße Mercedes G 500 Cabrio mit dem schwülen roten Leder und dem Hochglanz im Innern ist Exot und Kommunikator zugleich. Vor allem aber ein Cabrio mit elektrischem Stoffverdeck. Es öffnet sich unwürdig piepend wie ein rangierender Laster mit großer Geste und ebensolcher Auslenkung. Dachbedienung in der Tiefgarage – vergessen Sie es.

Aerodynamische Kompetenz einer Doppelhaushälfte

Ach ja, und das Gerüst? Es muss noch bis in den späten Abend auf Abholung warten. Am nächsten Tag stechen wir endlich gen See. Von Stuttgart aus einmal quer durch die Republik auf der Suche nach Sonne, Salz, Sand und Meer. Jeder Tankwart gluckst vor Freude. So wie das Mercedes G 500 Cabrio, wenn es seine Brennräume mit Super flutet. Unter 18 Liter auf 100 Kilometer brauchst du den kurzen Automatikwählhebel gar nicht erst auf D schieben. 5,5-Liter-Saugmotor. Hier mischt sich keine Turbine in die Gaswechsel ein, die acht Kolben holen sich ihr Futter aus eigener Kraft und erstrampeln maximal 388 PS sowie 530 Nm. Wer so viel Motor mit rund 2,4 Tonnen Leergewicht und der aerodynamischen Kompetenz einer Doppelhaushälfte sowie der Geschmeidigkeit von Starrachsen und mechanischen Sperrdifferenzialen kreuzt, darf sich über nichts wundern. Auch nicht über astronomische Verbräuche.

Keine Frage, das Mercedes G 500 Cabrio ist trotz aller Anpassungen ein aus der Zeit Gefallener, deshalb wird er ja kultisch verehrt, verzeiht man ihm sogar grelle Klavierlack-Schminke, Chromschmuck, LED-Girlanden sowie seine krassen Hochkant-Proportionen. Das Verdeck verlangt Fans schon eine Menge ab, wenn es ab rund 100 km/h anfängt, den Insassen wummernd in die Gehörgänge und auf die Nerven zu gehen. Unterhalten, Musikhören – kann man vergessen. G Cabrio fahren ist was Ausschließliches. "Du sollst keine anderen haben neben mir", schärft er seinem Fahrer ein.

Mercedes G 500 Cabrio kann kleine Hochseefähren retten

Schon wegen seiner Lenkung, die ohne fühlbares Rückstellmoment arbeitet und deshalb einen festen Griff braucht. Und wegen der Kombination aus kurzem Radstand und hohem Schwerpunkt. Was macht man mit solchen Fällen? Man genießt sie offen, erfreut sich an ihrem Universaltalent. So nimmt das Mercedes G 500 Cabrio notfalls mal eine kleine Hochseefähre an den Haken, zieht sie aus Schlamassel, erklimmt mit gesperrten Achsen stoisch Berge, während die belederten Sitze den Hintern der Passagiere wahlweise wärmen oder kühlen, die Standheizung jedem Bullerjan Konkurrenz macht.

Ein Tag an diesem Strand ersetzt den ganzen Sommer. Ein Zeitraffer mit Sonnenschein, Regen, Nebel, Wolken und salziger Gischt. Schon mal gesehen, wie die Sonne ihre Strahlen durch Wolken presst? Wie übernatürliche Finger streichen sie über den silbrigen Sand mit seinen großen Pfützen, wie so vieles ein Werk der Gezeiten. Typisch wie das Matjesbrötchen am Büdchen in St. Peter-Ording – eines, bei dem Brötchen, Zwiebeln und Matjes Biss haben –, das Blöken der Schafe hinterm Deich und der obligatorische Blick zum Bilderbuchleuchtturm von Westerhever. Er strahlt seit 1975 mit einem Xenonbrenner, der Mercedes G bekam diesen erst 2007 serienmäßig. Ganz nebenbei löst sich angesichts des Schilds "Achtung: keine Restauration am Leuchtturm" die These von der durchkapitalisierten Gesellschaft in salziger Seeluft auf.

Verstörte Blicke durch fellbesetzte Kapuzen

Ganz umsonst, aber nicht vergeblich: das Sonnenbad auf der Strandpromenade. Perdita, obwohl eigentlich ein Tief, beschenkt uns mit einer Stunde blauem Himmel und Sonnenschein. Die frischen zehn Grad und den böigen Wind blenden wir jetzt mal aus. Egal, uns hat es genauso amüsiert wie die vorbeiflanierenden Touristen, die uns durch ihre fellbesetzten Kapuzen verstörte Blicke schenken. Richtig Spaß hat dagegen Alex, der mit seinem Kite erst eine der großen Pfützen auf dem Strandparkplatz testet, um dann ein paar hundert Meter weiter seewärts bis zum Einbruch der Dunkelheit die Brandung zu rocken. Sorry, wir brechen vorher ab, retten uns in die Strandperle beim warmen Kakao und lassen den Tag in herbstlicher Stimmung hinterm Ofen ausklingen. Danke, Perdita.