Pontiac Firebird 400 Coupe Serie 223 Restaurierung
US-Car-Aufbau mit Happy End

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Ein Perfektionist, der aber nur wenig Ahnung von Autos und vom Schrauben hatte, wagte sich an die Restaurierung eines 68er Pontiac Firebird - dank großen persönlichen Einsatzes und unendlicher Geduld eine Geschichte mit Happy-End.

Pontiac Firebird 400 Coupe Serie 223, Frontansicht, Garage
Foto: FACT

Die Geschichte hätte das Zeug für ein Drehbuch für einen dieser amerikanischen 60er-Jahre-Streifen mit Doris Day und Rock Hudson. Okay, man müsste die Beziehungsgeschichte der beiden Hauptdarsteller noch etwas ausbauen und komödiantischer aufarbeiten, aber auch so besitzt die Story genügend Unterhaltungswert für einen Film. Aus einem unbeschwerten Anfang scheint sich ein Desaster zu entwickeln, aber allen widrigen Umständen zum Trotz wird alles gut.

Unsere Highlights

Ein Blender mit infernalischem Gebrüll

"Firebird, Klappe, die erste", würde es dann im Parkhaus eines Fitness-Studios in Unterhaching heißen, wo Tom Brandl einen schwarzen amerikanischen Wagen entdeckt, der ihn sofort begeistert. Das mächtige Coupé mit den glänzenden Chromfelgen heißt Pontiac Firebird und steht zufällig zum Verkauf.

Brandl mag US Cars, er überlegt. "Gönn' dir doch mal was", ermutigt ihn Gattin Silvia und denkt dabei an die arbeitsreichen Jahre zuvor, in denen es ihr Mann zum Facharzt für Radiologie gebracht hat. Spätestens als der gigantische V8-Motor aus einem unter der Tür mündenden Auspuffrohr zu einem infernalischen Gebrüll anstimmt, greift Brandl zur Geldbörse. "Und dann habe ich mir diesen Blender angelacht", wird er später eingestehen. Doch zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, was auf ihn zukommt. Schnitt.

Nach 800 Metern Schieben kommt die Erkenntnis

Die nächste Einstellung zeigt Tom und Silvia Brandl glücklich und unbeschwert mit dem Pontiac Firebird durch München cruisen, wie das Kühlwasser im Stau zu brodeln beginnt, der Pontiac auf dem mittleren Ring stehen bleibt und sich nicht mehr starten lässt. Die beiden schieben das gut 1,5 Tonnen schwere Gefährt fast 800 Meter, bis es vor den hupenden und gnadenlosen anderen Verkehrsteilnehmern in Sicherheit ist, und während die Schweißtropfen von der Stirn rinnen, weiß Brandl: Die Kühlung ist für Stop-and-Go-Verkehr unterdimensioniert.

Doch schon bald weiß er noch viel mehr: Zum Beispiel, dass nicht jede angeblich auf Oldtimer spezialisierte Werkstatt das ist, was sie zu sein scheint. "Die haben mir für viel Geld in meinen Pontiac Firebird eine Elektrik eingebaut, die überhaupt nicht den originalen Spezifikationen entspricht", ärgert er sich zu Recht.

Bremskreis ausgefallen bedeutet Vollgas zur Rettung

In unserem imaginären Film folgt eine dramatische Szene. An einem Fußgängerüberweg schaltet die Ampel auf Rot, Brandl sieht eine Frau mit einem Kinderwagen, die sich anschickt, die Straße zu überqueren. Er tritt aufs Bremspedal, aber es passiert so gut wie nichts. Ein Bremskreis des Pontiac Firebird ist ausgefallen. Es bleibt nur ein Ausweg, um einen Unfall zu vermeiden. Er gibt Gas und brettert an der erschrockenen Frau vorbei. Erleichtert atmet Brandl aus und beschließt: "Jetzt reicht's."

Er entscheidet, den Pontiac Firebird gründlich zu überholen, was schließlich in einer Totalrestaurierung endet. Um den Ablauf dieses Kapitels zu dokumentieren, bedarf es verschiedener Drehorte. Da wäre jene kleine Werkstatt bei Ingolstadt, in der Brandl eigenhändig mit der Zerlegung des Firebird beginnt, wo ihm erstmals so richtig bewusst wird, in welch schlechtem Zustand sich das Auto befindet.

Kardinalsfehler sorgt für Ärger

Der Schrauberlaie lernt schnell, besorgt sich Literatur über den Wagen, arbeitet sich akribisch in das Thema ein und entdeckt an seinem Pontiac Firebird viele Teile, die nicht zu einem 68er Modell gehören. Zum Beispiel der Motor.

Doch er begeht auch Fehler, dokumentiert das Zerlegen nicht genau genug und verschludert unwissend wichtige Kleinteile, die sich später nur mit großem Aufwand wieder beschaffen lassen. Das ärgerliche Ende dieser Episode: Der Werkstattbesitzer verschwindet bei Nacht und Nebel und nimmt die am Pontiac Firebird demontierten Teile mit. Brandl stöbert ihn auf, kann dann aber erst nach der Zahlung fragwürdiger Lagergebühren seine Teile auslösen. Doch er lässt sich nicht entmutigen.

Der Pontiac Firebird zieht in einen Ort nordöstlich von München um, wo ein hilfreicher Spengler zur Schlüsselfigur wird. Er bietet Rat und Tat und einen Schrauberplatz in seiner Werkstatt. Nach einer Sandstrahlkur zeigt sich die bittere Wahrheit, unter Lack und Spachtel kommen drastische Rostschäden zum Vorschein. Es gelingt, aus den USA neue originale Kotflügel und Seitenteile zu beschaffen, die allerdings überraschend schlecht passen. Auch neue Türhäute müssen her, der beauftragte Sandstrahler hat auf den alten ein Wellenmuster hinterlassen.

Die Kosten beginnen davonzugaloppieren

"Irgendwann ist man so weit, dass man nicht mehr umkehren kann", lautet eine der Kernaussagen Brandls. Die nötigen Schweißarbeiten vertraut er seinem Spengler an, er selbst entfernt dafür an mehreren Wochenenden zusammen mit seiner Frau mühsam den Unterbodenschutz oder arbeitet demontierte Teile seines Pontiac Firebird auf.

Jeden Abend sieht man ihn zwischen 22 Uhr und zwei Uhr morgens am Computer sitzen - in Kontakt mit Leuten in den USA. In speziellen Pontiac Firebird-Boards holt er sich wertvolle Tipps, bei Händlern bestellt er Teile, und die amerikanischen Ebay-Seiten durchforstet er regelmäßig nach originalen Ersatzteilen. Er hat die Erfahrung gemacht, dass viele Reproteile schlechter sind als aufgearbeitete originale Altteile.

Der Zoll fragt nach dem Stand der Restaurierung

Aber die Krönung ist, ein altes, noch nie eingebautes Originalteil aufzuspüren, bezeichnet als new old stock (NOS). Eines seiner ergatterten Schmuckstücke ist die rare Uhr für die Mittelkonsole - man kann sich vorstellen, wie er sie mit einem triumphierenden Lächeln in die Kamera hält. Die vielen in den USA bestellten Teile holt meist Silvia Brandl beim Zoll in Garching ab. Ihre häufigen Besuche veranlasst schließlich einen Zöllner zu fragen: "Wann ist das Auto denn endlich fertig?"
 
Doch das dauert noch eine Weile. In der Schweiz findet sich ein zum Pontiac Firebird passender 400er-Motor, ein TH 400 Automatikgetriebe gesellt sich dazu. Technik und Interieur werden komplett erneuert beziehungsweise aufgearbeitet.

Selbst als der Pontiac Firebird im zeitgenössischen Mayfair Maize lackiert ist, gibt es schmerzhafte Rückschläge. Die mangelnde Passform einiger Teile erfordert weitere Blecharbeiten, es wird aufgezinnt, später beilackiert, bis der Perfektionist zufrieden ist. Nebenbei hat Brandl immer mehr auf originale Details geachtet: "Die Motorhaubenscharniere müssen metallfarben sein, der Unterboden schwarz", nennt er als Beispiel.

Endlich kommt es doch noch zum Happy-End: ein makelloser Pontiac Firebird und zwei glückliche Menschen, nicht Doris Day und Rock Hudson, sondern Silvia und Tom Brandl.