Letzter Lotus Elise für Elisa
Sportwagen geht an seine Namensgeberin

Lotus hat die letzte Elise ausgeliefert – an ihre Namensgeberin. Elisa Artioli ist die Enkelin des ehemaligen Lotus-Eigentümers Romano Artioli.

Elisa Artioli, Lotus Elise
Foto: Lotus

Die Lotus Elise ist am Ende ihres langen Modellzyklus angekommen – 1995 war sie zum ersten Mal auf der damals noch in Frankfurt am Main stattfindenden IAA zu sehen. Seinen Namen hat der leichte Sportwagen von der Enkelin des damaligen Lotus-Eigentümers. Und jetzt hat Elisa Artioli die letzte je gebaute Elise entgegengenommen.

Elisa Artioli, Roman Artioli, Lotus Elise
Lotus
Bei der Vorstellung der Lotus Elise war Elisa Artioli gerade mal zwei Jahre alt. Neben ihr sitzt ihr Opa, der damalige Lotus-Eigentümer Roman Artioli, dem seinerzeit auch Bugatti gehörte.
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Extrem leicht und Basis für Tesla Roadster

In den 1990er-Jahren gehörte Lotus dem autobegeisterten italienischen Geschäftsmann Romano Artioli, der gleichzeitig mit viel Liebe und Engagement die Marke Bugatti wiederbelebte. Lotus modernisierte er grundlegend, was sich auch in der Konstruktion der Elise zeigte: Der Einstiegs-Sportwagen baute auf einem extrem leichten, geklebten und vernieteten Aluminium-Chassis auf und viele Karosserieteile, inklusive der Türen, bestanden aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Das Auto war so leicht, günstig und gut, dass Parallel-Entwicklungen wie der Caterham 21 keine Chance hatten. Der Caterham wog zwar mit 665 Kilogramm nochmal mindestens 58 Kilogramm weniger als die Elise, aber er konnte in Sachen Performance und Qualität nicht mit der Konkurrentin aus eigenem Land mithalten. Die Elise wuchs zu einem der Stützpfeiler von Lotus – Serie 1 (1996 bis 2000), Serie 2 (2000 bis 2010) und Serie 3 (2010 bis 2021) brachten es in der Zeit von 1996 bis 2021 auf insgesamt 35.124 Exemplare. Außerdem steckt der Sportwagen unter dem vielleicht wichtigsten Auto des beginnenden Elektroauto-Zeitalters: Der Tesla Roadster ist eine umgebaute Elise, der am englischen Firmenstandort in Hethel entstand – im kalifornischen Menlo Park kam nur noch die Batterie ins Auto.

Elisa Artioli, Lotus Elise
Lotus
Luftig leichtes Vergnügen bei Wind: Elisa Artioli freut sich über ihre neue Lotus Elise, die sie für immer behalten möchte.

Von Elisa zu Elise

Bei der Namensfindung der Elise war zunächst nur klar, dass der erste Buchstabe ein E sein muss. Elite, Elan, Éclat und so weiter: Bis auf den Seven und den 340R beginnen bis heute sämtliche Lotus-Modellnamen mit einem E. Also kam Romano Artioli auf die Idee, seine Enkelin Elisa Artioli zur Namenspatin zu machen – unter der leicht abgewandelten Bezeichnung Elise ist der Sportwagen heute legendär. Fun Fact: Der Name seiner 1970 geborenen Tochter lautet Elena – und hätte somit auch gepasst. Bei der Vorstellung am 12. September 1995 war Elisa zwei Jahre alt. Auf dem Fahrersitz des Messeautos saß sie mit einem T-Shirt, das die Aufschrift trug: "Ich bin Elise".

Elisa Artioli, Lotus Elise
Lotus
Geklebt und vernietet: Die Elise baut auf einem sensationellen Leichtbau-Chassis auf. Die damals zweijährige Elisa Artioli freut sich über das ungewöhnlich große Spielauto.

Emotionaler Brief ans Auto

Dass Elisa Artioli jetzt die letztgebaute Elise vom Typ Sport 240 bekommen hat, feiert die junge Frau mit einem emotionalen Brief an das Fahrzeug, der mit den Worten endet: "Liebe Elise, ich habe dich von Anfang bis Ende begleitet, so wie du es mit meinem Leben tun wirst."

Elisa Artioli, Lotus Elise
Lotus
Elisa Artioli möchte mit ihrer Elise Sport 240 einen Roadtrip unternehmen - vielleicht durch Schottland.

Schwergewichtige Zukunft

Lotus gehört seit 2017 zum chinesischen Autohersteller Geely, zu dem unter anderem auch die Marken Volvo, Polestar, Lynk & Co sowie Proton gehören. Genauso wie die Elise baut Lotus auch den Exige und den Evora nicht weiter. Letztes Modell mit reinem Verbrennungsmotor-Antrieb soll der Emira sein, dessen Auslieferungen ab dem Frühjahr 2022 geplant sind. Der kommende Supersportwagen Evija ist dann schon rein elektrisch angetrieben. Und dass Lotus unter Geely auch Geld verdienen muss, beweist der Elektro-SUV, der bisher nur unter seiner Entwicklungsbezeichnung Typ 132 bekannt ist: Ein SUV mit Elektroantrieb ist technisch bedingt ein vergleichsweise schweres Auto. Dabei lautete der Wahlspruch von Lotus-Gründer Colin Chapman "Simplify, then add lightness" (sinngemäß: Vereinfache, dann mache es leichter.) Wegen des hohen Gewichts elektrischer Antriebe dürfte deshalb die Zukunft für Lotus eine ganz besonders große Herausforderung sein.

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Fazit

Namenspatin Elisa Artioli hat jetzt die letzte je gebaute Lotus Elise bekommen – bei der Vorstellung des Sportwagens 1995 war die Italienerin und Enkelin des damaligen Lotus-Eigentümers Romano Artioli gerade mal zwei Jahre alt. Von ihrer Elise möchte sich Elisa nicht mehr trennen, weil das Auto schon bisher beinahe ihr gesamtes Leben begleitet hat.

Mit der Elise verschwinden auch der Exige und der Evora aus dem Angebot. Die Umstellung auf rein elektrische Antriebe ist für einen auf extremen Leichtbau spezialisierten Hersteller wie Lotus eine besonders große Herausforderung. Ob der chinesische Lotus-Eigentümer Geely den Briten genügend Entwicklungsbudget zur Verfügung stellt, um mit besonders leichten und sportlichen Fahrzeugen aus dem Konzernangebot herauszuragen, bleibt spannend.